Energiesparen - mit geringem Aufwand

Effizienzmessung in Verwaltungsgebäuden

Die Effizienzmessung von Heizzentralen bekommt in Zeiten der Klima- und Energiekrise eine zunehmend wichtige Bedeutung. In Niedersachsen gibt es bereits einige Landes- und Kommunal-Gebäude, die mit Monitoringsystemen zur Effizienzmessung ausgestattet wurden - oder zeitnah ausgestattet werden. Wir haben die Verantwortlichen zu den Gründen für den Einbau befragt und erfahren, wie die Installation und die Bedienung des Systems abläuft.

Stadt Geestland installiert Monitoringsysteme in allen kommunalen Gebäuden

„Aktuell werden die Zählerstände in unseren Liegenschaften nur einmal jährlich abgelesen", erklärt Katharina Koop, Klimaschutzmanagerin der Stadt Geestland. Ähnlich sieht es aktuell in den meisten Kommunen und Landeseinrichtungen in Niedersachsen aus. Da die Klimaschutzmaßnahmen jedoch in Kommunal- und Landesgebäuden deutlich forciert werden müssen, bekommt das Thema Effizienzmessung von Heizanlagen aktuell eine steigende Aufmerksamkeit. Helfen können hier Messsysteme, die den Betrieb der Heizzentralen permanent überwachen, Fehler und Ineffizienzen frühzeitig erkennen und dazu beitragen, den Betrieb insgesamt zu optimieren. Im Mittelpunkt stehen hierbei smarte Lösungen: „Bei mehr als 100 Liegenschaften wäre der Aufwand viel zu hoch, alle Zähler monatlich oder sogar wöchentlich abzulesen", so Koop weiter.

In Geestland will man daher in Zukunft auf smarte Systeme setzen: Im Rahmen des Projekts „Funknetzwerk" werden in den kommenden Wochen und Monaten in allen kommunalen Gebäuden der Stadt intelligente Mess-Sensoren verbaut, die eine digitale Übertragung relevanter Messdaten ermöglichen. Dies betrifft Kitas, Feuerwehren, Grundschulen, Sporthallen und Co. 

Egal ob Rathaus, Kita oder Feuerwehr - alle kommunalen Gebäude werden in Geestland mit einem Messsystem ausgestattet

Katharina Koop, Klimaschutzmanagerin der Stadt Geestland

Durch den Einbau der Messgeräte kann die Stadt Geestland bald die Energie- und Wasserverbräuche täglich erfassen, wodurch der Bedarf besser kontrolliert werden kann. „Wir erkennen, wo zu viel Energie verbraucht wird, wo wir nachsteuern müssen. Das wird zum Beispiel dann wichtig, wenn ein Gebäude einen hohen Wärmeverbrauch meldet, obwohl es in dem Moment gar nicht benutzt wird. Bei Auffälligkeiten kann schneller gehandelt und durch die passenden Maßnahmen Energie eingespart werden", so Katharina Koop weiter.

„Mit einer smarten Erfassung unserer Energie- und Wasserverbräuche können wir einen wichtigen und vor allem messbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das Thema Energiesparen ist mit Blick auf die Weltlage und weiter steigende Preise aktueller denn je. Insofern treffen wir mit dem Smart-City-Projekt genau den Zahn der Zeit. Wir sparen Energie und damit Steuergeld. So profitieren am Ende alle, jede Bürgerin und jeder Bürger."

Thorsten Krüger, Bürgermeister der Stadt Geestland 

Bildquelle: David Farcas

Die Stadt Hemmingen setzt auf Effizienz!

Auch die Stadt Hemmingen setzt neuerdings auf die Effizienzmessung - und hat Ende Oktober ein Effizienzmesssystem im Rathaus der Stadt und in der zentralen Flüchtlingsunterkunft eingebaut. Jan Dingeldey, Bürgermeister der Stadt Hemmingen, ist insbesondere deshalb von der smarten Lösung zur Effizienzmessung überzeugt, weil sie ohne großen Aufwand betrieben werden kann. „Wir müssen neue, innovative Wege gehen, um Anlagen zu optimieren und Geld zu sparen. Hiermit haben wir einen tollen Weg gefunden, denn den Verwaltungen fehlen hierfür die technischen aber auch personellen Ressourcen", so Dingeldey.

Auch die Installation des Systems sei laut Dingeldey „reibungslos und sehr unkompliziert verlaufen". Überzeugend sei dabei insbesondere, „dass die digitale Übertragung der Daten ohne bauliche Veränderungen auskommt".

Hemmingens Bürgermeister Jan Dingeldey (links) lässt sich von Maik Brinkmann (SigmaHeat) über das Messsystem informieren.

Zum Hintergrund
Wie funktionieren typische Monitoringsysteme?

Bei dem Einbau von Effizienzmesssystemen lautet die Devise, mit wenig Messtechnik auszukommen – grundsätzlich sollte die Anzahl der eingebauten Sensoren und Messgeräte also so gering wie möglich gehalten werden, um den Installations-, Kosten- aber auch Auswertungs-Aufwand zu begrenzen.

Die typischerweise eingesetzten Messinstrumente können dabei Wärmemengen-, Gas- oder Wasserzähler sein – Instrumente, die also häufig bereits vorhanden sind. Oft benötigen die Heizsysteme lediglich an wenigen Stellen zusätzliche Zähler, um das System in Gänze überwachen zu können. Stromzähler und Temperaturfühler können ebenfalls zum Einsatz kommen, um für eine umfassende Bilanz zu sorgen.

Durch die Messung wird die digitale Auswertung bestimmter Verbräuche und Temperaturen möglich – wodurch sich verschiedene Rückschlüsse ziehen lassen. So kann der Nutzungsgrad des Wärmeerzeugers bestimmt werden, Effizienzverluste und ihre Ursachen entdeckt sowie Effizienzsteigerungspotenziale ausgemacht werden. Zudem kann die Wirksamkeit von energetischen Maßnahmen unmittelbar überprüft und nachgewiesen werden.

„Wir haben das erste Mal eine sehr genaue und tiefgreifende Analyse von zwei Heizungssystemen und können bereits durch die vorgenommenen Optimierungen sehen, welch Potential gehoben werden kann."

Jan Dingeldey - Bürgermeister der Stadt Hemmingen

Monitoringsystem reduziert den Energieverbrauch im Wirtschaftsministerium

Auch im niedersächsischen Wirtschaftsministerium wurde im August 2022 im Dienstgebäude Friedrichswall ein Effizienzmesssystem eingebaut. Axel Steding, Leiter des Inneren Dienstes des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, betont, dass man mit dem Einbau des Systems auch kurzfristig auf die Energiekrise reagieren wollte. „Die Notwendigkeit, Energie einzusparen, um die Ziele des Niedersächsischen Klimaschutzgesetzes zu erreichen, lag ja schon seit Dezember 2020 auf der Hand. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und die Preise von Energie haben den Prozess nochmals deutlich beschleunigt."

Das Dienstgebäude des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums am Friedrichswall wurde mit einem Messsystem ausgestattet

Steding begründet die Entscheidung für den Einbau eines Monitoringsystems wie folgt: „Relativ offensichtlich war, dass schlecht eingestellte Heizungen unnötig viel Energie verschwenden. In einer Fachabteilung des Wirtschaftsministeriums wurde der Hinweis auf ein Messsystem zur Heizungsoptimierung gegeben, das sehr große Einsparungsmöglichkeiten biete. Das klang innovativ und erfolgversprechend, weshalb wir uns für den Einbau entschieden", so Steding.

Auch im Niedersächsischen Wirtschaftsministerium war man von dem unkomplizierten Einbau überzeugt, denn in der Regel wird wenig Messtechnik benötigt, da auf vorhandenen Messgeräten aufgebaut wird: „Die Firma, die das Messsystem installiert hat, hat sich die Räumlichkeiten und die vorhandene Technik angeschaut und kam kurz darauf, um die Messtechnik zu installieren. Für uns als Nutzer des Dienstgebäudes war das annähernd ohne Aufwand. Die Messtechnik ist im Heizungsraum selbst kaum wahrnehmbar", betont Axel Steding.

Die Heizanlage des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums...

...kommt mit wenig Messtechnik aus.

„Die prognostizierten Einsparungen sind hoch, die Kosten überschaubar und der Aufwand zu vernachlässigen. Unterm Strich ein sehr lohnendes Projekt."

Axel Steding, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung

 

 

 

Über den weiteren Verlauf und erste (Zwischen-Ergebnisse) werden wir berichten!

Weiterführende Informationen

Das "Funknetzwerk" der Stadt Geestland

Ein Funknetzwerk, das sich quasi über die gesamte Stadt spannt. Sensoren, die den Energie- und Wasserverbrauch in Schulen, Kindergärten und Co. messen. Funkgeräte, die diese Daten mehrmals am Tag ans Langener Rathaus senden, wo dann alles zusammenläuft. Mit dieser Technik will die Stadt Geestland einen weiteren Schritt gehen auf dem Weg zu einer Smart City, also einer intelligent vernetzten Stadt. „Das Thema Energie und die Frage, wie wir Ressourcen einsparen, spielen in unserer Smart City eine sehr große Rolle", erklärt Britta Murawski, die das Modellprojekt bei der Stadtverwaltung federführend begleitet. 

Seit 2021 nimmt Geestland als eine von bundesweit 28 Kommunen an der dritten Staffel der „Modellprojekte Smart Cities" teil. Bei dem Förderprogramm des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) erproben die Kommunen digitale Strategien für das Stadt- und Landleben der Zukunft. Der Aufbau eines smarten Energie- und Wassermonitorings ist eines von mehreren Projekten, das die Stadt Geestland im Rahmen des Modellprogramms umsetzen möchte.

Weitere Informationen rund um die Smart-City-Projekte in Geestland gibt es unter https://smartcity.geestland.eu/

Forschungsprojekt FeBOp (Mess- und Analysesystem zur Bewertung der Effizienz von Heizzentralen in Mehrfamilienhäusern)

In dem Forschungsprojekt „Feldanalyse zur Betriebs-Optimierung von Mehrfamilienhäusern", kurz FeBOp-MFH, haben wir gemeinsam mit beteiligten Partnern untersucht, wie mit Hilfe von permanenter Messung der Verbräuche und Erträge die Effizienz des Betriebs von Heizzentralen in Mehrfamilienhäusern verbessert werden kann. Ein wesentliches Projektziel war die Entwicklung von praxistauglichen und in der Breite einfach anwendbaren Analyseverfahren.

Hintergründe zum Projekt wie zum Thema Effizienzmessung gibt es auf der Projektseite.

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