Chancen und Herausforderungen für eine netzdienliche Integration

Großbatteriespeicher im Energiesystem der Zukunft

Mit der Transformation unseres Energiesystems und dem erforderlichen Ausbau der erneuerbaren Energien nehmen Großbatteriespeicher eine immer wichtigere Rolle ein. Doch welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich bei der Integration der Batteriespeicher ins Energiesystem der Zukunft? In diesem Info-Text geben wir einen Überblick!

Im Energiesystem der Zukunft übernehmen Großbatteriespeicher u.a. folgende wesentliche und netzdienliche Aufgaben:

  • Energiespeicherfunktion, also die zeitliche Verschiebung von Erzeugung und Verbrauch
  • Verringerung der Netzkosten, u.a. durch die Reduktion von Netzengpässen und dem Netzausbaubedarf
  • Unterstützung der Stabilität der Stromnetze aufgrund der schnellen Reaktionsfähigkeit der Speicher (= kurzfristige Aufnahme und Abgabe von Leistungsspitzen)

Durch sinkende Marktpreise für Batteriespeicher, die Förderung von gespeichertem erneuerbarem Strom und die 20 jährige Netzentgeltbefreiung von Anlagen, die bis 2029 errichtet werden, hat sich die Nachfrage nach Netzanschlüssen von Großbatteriespeichern in den letzten Monaten vervielfacht. Zum Jahreswechsel lagen den Netzbetreibern Anfragen mit einer Leistung von 226 GW vor. Zum Vergleich: Im Juni 2025 sind laut Marktstammdatenregister Batteriespeicher mit einer Leistung von 13,1 GW (NDS: 1,5 GW) am Netz, wovon 2,0 GW Großspeicher sind (NDS: 104,6 MW). Es ist allerdings zu erwarten, dass nicht die vollen 226 GW ans Netz angeschlossen werden.

 

Installierte Batterieleistung in Deutschland. Abbildung: KEAN, Datenquelle: Battery Charts

Die Vergabe der Netzanschlusskapazitäten erfolgt bei vielen Netzbetreibern nach dem sogenannten „Windhundprinzip“ (first come, first served). Inwiefern die geplanten Batteriespeicher tatsächlich netzdienliche Aufgaben übernehmen, spielt dabei bislang keine Rolle.

Auch wenn die hohe Anzahl an Speicherprojekten erst einmal ein positives Signal darstellt, müssen die oben genannten Aufgaben für das Energiesystem im Vordergrund stehen. Eine marktwirtschaftliche Betriebsweise (Strom günstig einkaufen und teurer verkaufen) kann jedoch einer netzdienlichen Betriebsweise konträr gegenüberstehen.

Beispielszenario: 

An windreichen Tagen wird in Niedersachsen über die On- und Offshore-Windkraftanlagen viel erneuerbarer Strom produziert. Die niedrigen Gestehungskosten in hoher Menge führen zu einem sinkenden Börsenstrompreis in Deutschland. Der Betreiber eines Großbatteriespeichers in Süddeutschland hat dadurch die wirtschaftliche Motivation, Strom zu speichern, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt teurer zu verkaufen. Aktuelle Engpässe im Übertragungsnetz können jedoch dazu führen, dass der Windstrom die Batterie nicht erreicht. Folglich kann es vorkommen, dass im Süden ein Gaskraftwerk eingeschaltet wird, um die Batterie zu laden, und Windkraftanlagen im Norden gleichzeitig abgeregelt werden. Dies führt wiederum zu Redispatchkosten, die von den Stromkunden über die Netzentgelte bezahlt werden.

Es stellt sich demnach die Frage, ob die Vergabe der Netzanschlüsse koordiniert und nach anderen Vorgaben ablaufen muss, indem der Aufbau von Großbatteriespeichern insbesondere dort erfolgt, wo Netzengpässe existieren oder zu erwarten sind. Gleichzeitig muss geklärt werden, ob an bestimmten Standorten andere Anlagen zur Energiespeicherung bzw. -umwandlung (bspw. Elektrolyseure) besser geeignet sind. Weiterhin muss vermieden werden, dass durch zu viele Großbatteriespeicher in einem Netz oder Netzabschnitt ein unnötiger zusätzlicher Netzausbau ausgelöst wird.

Fazit: Großbatteriespeicher sind eine Schlüsseltechnologie für das Energiesystem der Zukunft. Damit sie ihr volles Potenzial entfalten können, bedarf es jedoch einer gezielten und netzdienlichen Integration, einer verbesserten Koordination bei der Vergabe von Netzanschlüssen und der Auswahl geeigneter Speichertechnologien und -standorte sowie eine zeitliche Entzerrung der Projektplanungen.

Kontakt

Torsten Landshöft

0511 89 70 39-45
torsten.landshoeft [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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