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Der Zubau von Photovoltaik-Anlagen in Niedersachsen ist 2021 erneut gestiegen. Mit 455 Megawatt (MW) neu installierter Leistung im Vergleich zu 404 MW im Jahr 2020 setzte sich der Aufwärtstrend fort, so dass jetzt insgesamt knapp 5.100 MW installiert sind. Die Zahl der neu hinzugekommenen Anlagen erhöhte sich von rund 17.400 (2020) auf 25.000 (2021) Das ergab eine Auswertung der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN).
Veröffentlicht am: 16. März 2022Das Ausbautempo sei trotz der erfreulichen Entwicklung bei weitem nicht ausreichend, erklärte Lothar Nolte, Geschäftsführer der KEAN. Insbesondere die Bestückung von großen Dachflächen auf Firmen- und öffentlichen Gebäuden komme nicht schnell genug voran. Die Ursachen hierfür seien vielfältig. Oftmals würden die Chancen einer günstigen Stromerzeugung und des Eigenverbrauchs nicht erkannt. Bürokratischer Aufwand und eine sehr niedrige Vergütung für eingespeisten Reststrom wirkten als weitere Hemmnisse. Die von der neuen Bundesregierung aktuell vorgelegten Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ließen eine Vereinfachung und bessere Rahmenbedingungen für den PV-Ausbau erwarten. Die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien werde in der jetzigen politischen Lage noch einmal mehr deutlich: „War PV schon in den letzten Jahren für die meisten Unternehmen wirtschaftlich interessant, um die Stromkosten zu senken, gilt das erst recht nach der aktuellen Verschärfung des Konfliktes mit Russland", erläutert Nolte.
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sollen in Niedersachsen bis 2040 ca. 50 Gigawatt (GW) Photovoltaik auf Dachflächen installiert sein. „Das bedeutet," so Nolte, „eine Verzehnfachung gegenüber der in den letzten 20 Jahren installierten Leistung in nur 18 Jahren. Dafür ist ein Turbo bei allen Beteiligten notwendig."
10 kW-Hürde abgebaut
Von den 455 MW neuer Photovoltaik-Leistung wurde mehr als die Hälfte (231 MW) auf 24.000 kleineren Dächern mit Anlagengrößen von höchstens 30 kW errichtet. Dass davon 20.000 Anlagen von privaten Haushalten errichtet wurden, bestätigt den Aufwärtstrend der Vorjahre in diesem Segment. Zudem hat die 2021 beschlossene Befreiung von der EEG-Umlage für Anlagen bis 30 kW dazu geführt, dass die Dächer von Ein- und Zweifamilienhäusern großflächiger belegt werden.
Speicher für mehr Eigenstromverbrauch
Die Förderung des Landes Niedersachsen für Batteriespeicher hat dafür gesorgt, dass der Strom vom Dach auch weitgehend vor Ort verbraucht wird und der Bezug aus dem Stromnetz sinkt. Bei den Anlagen bis höchstens 10 kW haben sich 64 Prozent der Eigentümerinnen und Eigentümer für einen Speicher entschieden. Im Jahr 2020 waren es nur 46 Prozent. Bezogen auf alle neu installierten Anlagen wurden 2021 sogar 67 Prozent mit einem Speicher kombiniert, im Jahr 2020 waren es nur 42 Prozent. Inzwischen ist das Förderprogramm für Batteriespeicher beendet, da die Mittel ausgeschöpft sind.
Rückgang bei großen Dachflächen
Um viel fossilfreien Strom zu ernten, sind große Dachflächen besonders wichtig. Gewerbe- Handels- und Dienstleistungs- sowie landwirtschaftliche Gebäude wurden in 72 Fällen mit PV-Anlagen, die größer als 500 kW sind, ausgerüstet. Diese 72 Anlagen erreichen eine installierte Leistung von 49 MW. Das Beispiel zeigt, dass die Hebelwirkung für den Ausbau der Photovoltaik auf diesen Dächern sehr hoch ist und weiter vorangetrieben werden muss.
Bedauerlicherweise ist der Zubau im Segment 100 bis 750 kW gegen den allgemeinen Trend zurückgegangen. Ursache ist vermutlich die aktuell nicht mehr kostendeckende Einspeisevergütung für nicht selbst genutzten Strom sowie die Einführung der 300 kW Grenze beim EEG 2021 (früher 750 kW) ab der die Vergütungsregelungen nochmals verkompliziert wurden.
Die KEAN bietet speziell für Unternehmen kostenfreie Solarberatungen an, um den Weg für mehr Anlagen auf Unternehmensdächern zu bahnen. Bewährt hat sich auch der Testlauf für eine sogenannten „Umsetzungsbegleitung", die Unternehmen gezielt die Unterstützung von Experten für professionelle Umsetzung ermöglicht. Die vom Landtag beschlossene Pflicht, auf Gewerbeneubauten ab 2023 Photovoltaik zu installieren, wird zudem für eine Verbesserung sorgen.
Auch auf öffentlichen Gebäuden zeichnet sich wenig Verbesserung ab. Zwar hat die Zahl der Anlagen geringfügig zugenommen von 123 auf 130, die neu installierte Leistung liegt jedoch in beiden Jahren bei gleichbleibend niedrigen 4 MW.
Freiflächenanlagen wichtig für Dekarbonisierung
Den Freiflächen kommt insofern eine besondere Rolle zu, als dort sehr schnell und in größerem Umfang Ersatz für fossile Energieträger geschaffen werden kann. In Niedersachsen wurden 72 neue Freiflächenanlagen für 2021 gemeldet, im Vergleich zu 51 im Jahr 2020. Vorherrschend waren kleinere Anlagen, die ohne Teilnahme an einer Ausschreibung der Bundesnetzagentur installiert wurden. Nur 10 Anlagen waren größer als 750 kW und sind folglich über eine Ausschreibung zum Zug gekommen. Von 23 MW im Jahr 2020 konnte der Zubau auf 50 MW im Jahr 2021 gesteigert werden. Der Anteil der Freiflächen-PV am Zubau beträgt 2021 11 Prozent. Insgesamt erzeugen in Niedersachsen nun Freiflächenanlagen mit einer Leistung von rund 700 MW Strom aus solarer Energie.
Regionale Besonderheiten
Nach wie vor kommt der Zubau von Photovoltaik in den westlichen Landkreisen Niedersachsens wie Emsland, Osnabrück, Cloppenburg, Vechta am stärksten voran. Die Nutzung landwirtschaftlicher Gebäude ist hier weiterhin ein wichtiger Einflussfaktor. Auch die Region Hannover gehört 2021 zu den Spitzenreitern im PV-Zubau. Andere Landkreise wie Goslar, Rotenburg (Wümme) oder die Stadt Wilhelmshaven können von einzelnen Freiflächenanlagen profitieren.