Interview

Berufsorientierung durch ein Praktikum bei der KEAN

Gioia Malec hat im letzten Jahr ihr Abitur gemacht und für ihre Zukunft das Ziel, aktiv zur nachhaltigen Transformation beizutragen. Dafür möchte sie den richtigen beruflichen Weg finden: Um hier praktische Einblicke und Anregungen zu bekommen, hat Gioia ein sechswöchiges Praktikum bei der KEAN absolviert und dabei Einblicke in vielfältige Arbeitsfelder erhalten. Wir haben mit ihr über ihre Erfahrungen und ihre Gedanken zur Arbeitswelt von morgen gesprochen.  

Ein Gespräch von Ruth Märtin und Gioia Malec

 Was hat dich dazu bewogen, dein Praktikum bei der KEAN zu machen?

Gioia Malec: 2021 konnte ich bei den 13. niedersächsischen Energietagen der KEAN bzw. der NAN (Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit) teilnehmen. Möglich wurde dies durch die Kostenübernahme der Anmeldepauschale für ehrenamtlich engagierte junge Menschen. Die Erfahrung, die ich dort sammeln konnte, hat mich so nachhaltig geprägt und begeistert, dass ich die Arbeit der KEAN tiefer kennenlernen wollte. Gleichzeitig bietet die KEAN durch ihre vielen Fachbereiche die perfekte Basis, um mich für mein bevorstehendes Studium zu orientieren.

Was waren Deine wichtigsten Eindrücke aus dem Praktikum?

Ich bin wirklich begeistert, wie vielfältig und praxisnah meine Zeit bei der KEAN war und wie viel Vertrauen mir als Praktikantin von Anfang an entgegengebracht wurde. Besonders eindrücklich war für mich ein Netzwerktreffen niedersächsischer Klimaschutzverantwortlicher, bei dem ich das interaktive Element „Klimareise“ eigenständig mitgestalten und vor Ort auch moderieren durfte. Dabei habe ich auch erlebt, dass meine Ideen ernst genommen wurden: Mein Vorschlag, KI-Podcasts für ein Veranstaltungsformat zu nutzen, wurde aufgegriffen und direkt in das Programm eingebunden.

Das Netzwerktreffen der niedersächsischen Klimaschutzverantwortlichen. ©Meike Göbel

 

Toll fand ich auch, dass ich in ganz unterschiedliche Bereiche reinschnuppern konnte – und dabei fast überall eigene Aufgaben übernehmen durfte. So habe ich z. B. bei der Organisation des SHIFT NOW-Festivals Unternehmen recherchiert, die sich für Klimaschutz und Transformation engagieren oder mich mit der CO₂-Bilanzierung von Unternehmen beschäftigt. Auch dort wurde meine Meinung wertgeschätzt, was mich sehr motiviert hat.

Diese Mischung aus Mitdenken, Mitgestalten und Mitlernen hat mich durchgehend motiviert und mir gezeigt, wie viel Wirkung eine interdisziplinäre Perspektive auf den Klimaschutz haben kann.

Wie hat dich das Praktikum in deiner beruflichen Orientierung weitergebracht?

Das Praktikum hat mir geholfen, meine Interessen in den Bereichen Klima, Bildung und Kommunikation besser einzuordnen. Besonders spannend fand ich meine Mitarbeit im Netzwerk Grüne Arbeitswelt und bei einem Workshop zur „Akzeptanzabgabe“. Denn dort wurde mir deutlich, wie Klimaschutz in der Praxis funktioniert: Forschungsergebnisse und gesetzliche Vorgaben müssen so umgesetzt werden, dass sie in Kommunen und bei Bürger:innen ankommen. Um das zu unterstützen, sind externe Bildungsformate in unterschiedlichster Form ein wirkungsvolles Mittel.

Dieser interdisziplinäre Ansatz - also die Verbindung von Umwelt, Gesellschaft und Kommunikation - hat mich besonders angesprochen. Deshalb werde ich mich voraussichtlich zum Herbstsemester für ein Studium der Umweltwissenschaften an der Universität Oldenburg bewerben.

Auf dieses Studium bin ich durch den Austausch mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Fachbereichen gekommen - unter anderem aus der Klimabildung, dem öffentlichen Sektor, der Unternehmensberatung sowie aus dem Bereich erneuerbare Energien. Ich habe dabei viel über unterschiedliche Studien- und Berufswege im KEAN-Team erfahren. Diese Gespräche haben mir sehr geholfen, eigene Perspektiven zu entwickeln.

 

Inwiefern hat dich dein ehrenamtliches Engagement im Klimaschutz auf die Berufswelt vorbereitet?

Mein ehrenamtliches Engagement im Klimaschutz hat mich auf vielfältige Weise auf die Berufswelt vorbereitet. Zum einen habe ich fachlich viel über Nachhaltigkeit, biologische Vielfalt und Klimapolitik gelernt. Zum anderen habe ich wichtige Soft Skills wie Teamarbeit, Projektmanagement und Kommunikationsfähigkeit weiterentwickeln können.

Ich habe unter anderem mehrere Kleidertauschbörsen mitorganisiert und mich bundesweit mit Jugendgruppen vernetzt, um gemeinsame Aktionen zu planen und umzusetzen. Aber nicht nur größere Projekte wie diese bereiten auf das Berufsleben vor - auch kleinere Teilhabeformate wie das EU-geförderte „Wilderness Camp Slovakia“ oder der Jugendverbraucher:innendialog in Berlin haben mir wertvolle Einblicke ermöglicht. Diese Formate bringen einen nicht nur persönlich voran, sondern unterstützen auch die Demokratieförderung.

Besonders prägend war mein selbst entwickeltes Erasmus+ Projekt während meines Gap Years nach dem Abitur – ein europäisches Lern- und Austauschprogramm für Jugendliche zum Zusammenhang von Populismus und Klimakrise. Dabei habe ich erfahren, wie zentral Eigeninitiative und internationale Zusammenarbeit im Berufsleben sind.

Mein Fazit: Ehrenamtliches Engagement und Einblicke in unterschiedliche Berufswelten erweitern nicht nur das fachliche Wissen, sondern vor allem auch die persönlichen Kompetenzen, die im späteren Berufsleben essenziell sind. Und dabei trifft man viele inspirierende Menschen und Perspektiven, die einen motivieren, seinen eigenen Beitrag gegen die Klimakrise zu leisten.

Mit Blick auf das Berufsleben: Wie sollte die Arbeitswelt von morgen für dich aussehen?

Für mich sollte die Arbeitswelt von morgen vor allem kooperativ, sinnorientiert und zukunftsfähig sein. Besonders beim Klimaschutz ist es für mich entscheidend, dass unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten – interdisziplinär, kreativ und offen für neue Ideen. Dabei finde ich es besonders wichtig, dass junge Menschen sich aktiv einbringen können, Verantwortung übernehmen und ernst genommen werden.

Mit der fortschreitenden Veränderung der Arbeitswelt durch KI und digitale Transformation wird es immer wichtiger, Arbeitsstrukturen flexibel zu gestalten, damit Mitarbeitende sich kontinuierlich weiterentwickeln und aktiv am Wandel teilhaben können. Dazu braucht es Strukturen, die Beteiligung ermöglichen, den Mut zur Veränderung fördern und die nachhaltige Transformation als höchste Priorität setzen.

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