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Bis zum Jahr 2040 möchte Niedersachsen Treibhausgasneutralität erreichen. Dafür sind große Anstrengungen erforderlich, vor allem mit Blick auf die Wärmeversorgung. Mit der Kommunalen Wärmeplanung wurde hierfür ein Instrument zur strategischen Planung der notwendigen Transformation geschaffen. Dieser strategische Charakter der Wärmeplanung bietet Vorteile und hilft den planungsverantwortlichen Stellen bei der Organisation der Wärmewende vor Ort und grenzt sich dabei hinsichtlich der Detailtiefe von Umsetzungs- und Detailplanungen ab. Daher muss die Intention eines solchen Strategieinstruments im Auge behalten werden, damit es seinen eigentlichen Zweck nicht verfehlt.
Veröffentlicht am: 18. Februar 2025Seit dem 1. Januar 2024 sind 95 Mittel- und Oberzentren in Niedersachsen zur Erstellung einer Kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Der Großteil dieser Mittel- und Oberzentren befasst sich unseren Informationen zufolge bereits aktiv mit dem Thema. Darüber hinaus wurden 161 Vorhaben zur Kommunalen Wärmeplanung in Niedersachsen über die NKI-Impulsförderung bewilligt (Quelle BMWK). In Ergänzung dazu fordert das Wärmeplanungsgesetz des Bundes (WPG) die Länder auf, eine flächendeckende Wärmeplanung sicherzustellen. Die Landesregierung plant, dies im Zuge einer Novelle des NKlimaG noch in diesem Jahr umzusetzen. Somit werden sich in absehbarer Zeit auch alle weiteren Städte und Gemeinden in Niedersachsen mit der Kommunalen Wärmeplanung befassen müssen.
Neue Aufgabe ohne Blaupause
Die Kommunale Wärmeplanung ist eine relativ neue Aufgabe für Kommunen. Dadurch fehlt es häufig an umfassendem Wissen und Erfahrungswerten sowie an dem erforderlichen Bewusstsein für die Notwendigkeit der Aufgabe. Zudem gibt es für viele Inhalte und Fragestellungen bislang noch keine Blaupause mit etablierten und standardisierten Methoden. Darüber hinaus gibt es neben inhaltlichen Fragen auch verschiedene rechtliche Fragestellungen, die noch nicht abschließend geklärt sind. Demnach muss man bei der aktuellen Erstaufstellung der Wärmepläne von einem Lernprozess für alle Beteiligten sprechen. Um die Beteiligten bei diesem Lernprozess zu unterstützen, bietet die KEAN verschiedene Angebote und Vernetzungsmöglichkeiten wie eine Digitale Fragestunde mit FAQs, eine Veranstaltungsreihe mit direkten Praxiseinblicken aus den Kommunen oder einen Kurzleitfaden mit Arbeitshilfen an.
Unsere Erfahrungen aus den letzten 13 Monaten zeigen, dass vielerorts versucht wird, einen hohen, ggf. gar zu hohen Detailierungsgrad der kommunalen Wärmepläne zu erreichen. Dies mag unter anderem mit Blick auf die geforderte Fortschreibung der Wärmepläne zunächst sinnvoll erscheinen. Allerdings zeigt sich, dass die für eine hohe Detailtiefe erforderlichen Daten nicht immer problemlos oder nur mit einem hohen zeitlichen sowie methodischen Aufwand zu beschaffen sind. Der Mehrwert solcher Daten für die Wärmeplanung, z.B. realer Verbrauchsdaten, ist häufig – wie Erfahrungen inzwischen zeigen – vergleichsweise gering. Dieser Aufwand steht somit nicht mit dem damit verbundenen Nutzen im Verhältnis. Dies wurde u.a. am 16. Januar 2025 in der Veranstaltung Kommunen in der Wärmeplanung: Einblicke und Erfahrungen aus der Praxis mit der Stadt Bad Bentheim betont.
Vor dem Hintergrund des übergeordneten Ziels, nämlich der treibhausgasneutralen Wärmeversorgung bis 2040, darf im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung also mit Unschärfen und Ungenauigkeiten in der Datenbasis gearbeitet werden. Und auch die Arbeit in Bezug auf eine zukunftsfähige, resiliente und sozialverträgliche Wärmeversorgung mit hoher Versorgungssicherheit, Importunabhängigkeit sowie einer erhöhten Sicherheit für Planungen und Investitionen von Akteuren werden von einzelnen Datenlücken in der Wärmeplanung nicht konterkariert.
Lokal zugeschnittene Strategie
Aufbauend auf den Erkenntnissen der Kommunalen Wärmeplanung sollen die Leitplanken für die Wärmewende in der Kommune gesetzt werden. Diese Aufgabe kommt maßgeblich der Kommune zu. Sie muss die übergeordnete Koordination übernehmen, den Planungsprozess steuern, die anzugehenden Maßnahmen definieren und diese Strategie auch unter Einbindung ihrer verschiedenen Fachbereiche immer wieder hinterfragen und ggf. nachjustieren. Durch die Verankerung der Wärmeplanung auf kommunaler Ebene können die Aufgabe und die damit verbundenen lokal zugeschnittenen Maßnahmen vor Ort abgestimmt und kommuniziert werden, ohne dies von oben herab zu diktieren. Ein Mehrwert, den die Kommunale Wärmeplanung mit sich bringt, ist die Stärkung des Problem- und Lösungsbewusstseins für die notwendige Wärmewende vor Ort. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema wird die Dimension der Herausforderung verständlicher und kann damit in den politischen Gremien besser diskutiert und angegangen werden. Dieses Bewusstsein sollte in den kommunalen und politischen Strukturen sowie bei den lokalen Akteuren u.a. aus Industrie, Wohnungswirtschaft oder Handwerk gestärkt werden.
Die Identifikation von relevanten Akteuren, der Austausch mit ihnen sowie die gezielte Einbindung in den Planungsprozess sind essenziell für eine erfolgreiche Wärmewende vor Ort. Neben Fachwissen oder eigenen Plänen und Lösungsansätzen dieser Akteure können sie auch als Kommunikationskanäle und Multiplikatoren für die angestrebten Maßnahmen zur Wärmewende und den Prozess dienen. Daher ist es wichtig, sich rechtzeitig im Planungsprozess mit den wesentlichen Akteuren wie u.a. Energieversorgern, Netzbetreibern sowie ortsansässigen Unternehmen auszutauschen und damit auch Synergien zu nutzen.
Darüber hinaus können auch Bürger:innen ein besseres Verständnis für die Komplexität des Themas entwickeln, wenn sie zielgerichtet und korrekt in einem entsprechenden strategischen Beteiligungsprozess informiert und eingebunden werden.
Das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) stellt zum Thema Arbeitsbeteiligung in der Kommunalen Wärmeplanung einen eignen Leitfaden mit hilfreichen Tipps zur Verfügung.
Strategische Planung für die Transformation
Zentral für das Gelingen der Wärmewende sind die Erschließung erneuerbarer Wärmequellen und die Schaffung erforderlicher Infrastrukturen. Doch nicht jede Energiequelle oder Technologie eignet sich für die Wärmeversorgung überall gleichermaßen. Wie viel Energie vor Ort benötigt wird oder eingespart werden kann, welche lokalen energetischen Potenziale es gibt oder ob und wo Wärmenetze zukünftig eine Rolle spielen können, sind Fragestellungen, mit denen sich die Kommune im Rahmen der Wärmeplanung beschäftigen muss. Die Gegebenheiten und Möglichkeiten können sehr unterschiedlich sein und beeinflussen die Entscheidungsfindung, die Lösungsansätze und den weiteren Prozess. Dies zeigt sich zum Beispiel an der räumlichen Verfügbarkeit von Abwärmepotenzialen in Niedersachsen.
Grundsätzlich muss in der Kommunalen Wärmeplanung berücksichtigt werden, dass nicht jede Frage im Detail und auf Anhieb beantwortet werden kann. Im Ergebnis muss es darum gehen, sich vor Ort auf das Wesentliche - Planung, Umsetzung und Verankerung gezielter Maßnahmen - zu konzentrieren und in Angriff zu nehmen. Dazu ist die Kommunale Wärmeplanung als strategisches Planungsinstrument das geeignete Werkzeug und schafft einen verbindlichen Rahmen für die Klärung der zentralen Fragen, z.B. wo sich im Gemeindegebiet Wärmesenken befinden, welche Potenziale vorhanden sind und welche sinnvollen Schritte als nächstes angestoßen werden sollten.
Auf diese Weise kann sich die Kommune zielgerichtet und koordiniert auf den Weg zur Wärmewende machen und die lokalen Gegebenheiten bei der erforderlichen Transformation berücksichtigen.
Eike Bronn
0511 89 70 39-56
eike.bronn [at] klimaschutz-niedersachsen.de