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Am 26. Mai 2020 hat das Niedersächsische Umweltministerium den ersten Baustein der Energieeffizienzstrategie veröffentlicht. Dieser widmet sich der Wärmewende im Gebäudesektor. Es zeigt sich: Die Voraussetzungen und Instrumente für einen klimaneutralen Gebäudebestand der Zukunft sind vorhanden. Die Möglichkeiten müssen aber auch konsequent genutzt werden!
Veröffentlicht am: 16. Juni 2020Die Strategie zeigt die für den niedersächsischen Gebäudesektor relevanten Rahmenbedingungen und Handlungsfelder auf und stellt die Notwendigkeit für verstärkte Anstrengungen im Bereich der Wärmewende deutlich heraus. Dazu werden eine Reihe von Maßnahmen genannt, die zu konkretem Handeln führen sollen – von Änderungen am Rechtsrahmen über die Vorbildfunktion des Landes bis hin zu Information und Kommunikation.
Ausgangslage
Der Endenergieverbrauch für Heizung und Warmwasser der niedersächsischen Wohngebäude ist in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich gesunken, bis zur Klimaneutralität müssen die Wohngebäude aber noch deutlich energieeffizienter werden und es müssen verstärkt erneuerbare Energien eingesetzt werden.
Die Strategie fordert, die für das Monitoring des Sanierungsfortschritts erforderliche Datenbasis zu verbessern. Über die tatsächliche Sanierungsrate bzw. Sanierungstiefe können aktuell keine verlässlichen Aussagen gemacht werden.
Handlungsansätze und Maßnahmen
Die Effizienzstrategie beschreibt insgesamt sieben Themenbereiche, die sowohl das Gebäude direkt betreffen (u. a. Gebäudehülle sowie Wärmeerzeugung und -nutzung) wie auch die indirekte Umgebung (u. a. Quartiersentwicklung, Sektorenkopplung oder Abwärmenutzung). In und für diese Themenbereiche sollen konkrete Maßnahmen in Angriff genommen werden.
Gebäudehülle: Durch Wärmedämmmaßnahmen im Bestand und hohe Dämmstandards im Neubau soll der Energiebedarf des Gebäudes auf ein Minimum begrenzt werden. Dazu sollen Bundesgesetze einen umfassenden Rahmen stellen und Bundesfördermittel sowie Beratungs- und Bildungsangebote Unterstützung bei der Umsetzung bieten.
Wärmeerzeugung und –nutzung: Die Wärmeerzeugung für die Raumheizung und die Trinkwarmwasserbereitung muss mit hoher Effizienz und zunehmend CO2-frei erfolgen. In nahezu klimaneutralen Gebäuden nutzt sie dazu einen möglichst hohen Anteil erneuerbarer Energien. Dies bedeutet konkret, dass insbesondere die Nutzung von Solarthermie und der Einbau von Wärmepumpen deutlich intensiviert werden sollen.
Quartiersentwicklung: Maßnahmen auf Quartiersebene und kommunaler Ebene können schneller und umfassender zu Lösungen führen als nur auf Einzelgebäude bezogene Aktivitäten. Der Fokus liegt neben Quartierskonzepten zur umfänglichen Sanierung von Gebäuden vor allem auf deren Wärmeversorgung, die in erster Linie über effiziente Nah- oder Fernwärmenetze mit erneuerbaren Energien erfolgen sollte. In diesem Zusammenhang kann die Kommune eine Steuerungsfunktion übernehmen, in dem sie auf Quartiersebene entsprechende Anforderungen in der Bauleitplanung festgeschreibt.
Sektorkopplung: Auch hier spielen Wärmenetze eine wichtige Rolle. Denn wo der direkte Einsatz erneuerbarer Energien nicht darstellbar ist, soll Strom aus erneuerbaren Energien künftig übergreifend auch in den Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie eingesetzt werden. Dabei können vorhandene Energieinfrastrukturen wie Gas- und Wärmenetze effizient eingebunden werden. Zudem ermöglichen Fern- und Nahwärmenetze den stufenweisen Ersatz fossiler Energieträger durch die Nutzung von Abwärme aus Kraftwerken und Industrie, großer Solarthermie sowie Abwasserwärme.
Konkrete Umsetzung
Um einen zukunftsfähigen, energieeffizienten und zugleich bezahlbaren Gebäudebestand in Niedersachsen zu erreichen, müssen sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene die nächsten konkreten Schritte gegangen werden.
Ein erster Schritt wurde mit dem Klimaschutzprogramm 2030 im Herbst 2019 begonnen, die Ausgestaltung der Förderprogramme folgte im Frühjahr 2020. Nachdem Ende Mai 2020 zudem ein umfassendes Konjunkturprogramm aufgelegt wurde, stehen zumindest einige finanzielle Mittel wie auch strukturellen Änderungen zur Verfügung, die den Weg zu einem annähernd klimaneutralen Gebäudebestand bereiten können.
Darüber hinaus ist wichtig, weitere Rahmenbedingungen anzupassen wie z.B. Vorgaben in der Bauleitplanung bzw. konkret in Bebauungsplänen. Auf kommunaler Ebene muss so die Wärmeversorgung der Gebäude schrittweise zur Klimaneutralität führen. Dieses Ziel wird über den Prozess der strukturierten kommunalen Wärmeplanung erreicht. Die KEAN hat hierzu im Herbst 2019 einen umfassenden Leitfaden erarbeitet und den niedersächsischen Kommunen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wurde ein Pilotprojekt mit fünf Kommunen gestartet, die so genannte „Wärmepumpen-Quartiere" umsetzen.
Auch im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es noch viele Potenziale, die in Niedersachsen konsequent genutzt werden sollten. Für den Gebäudebereich spielt die Solarenergie eine bedeutende Rolle. Sie lässt sich hervorragend nutzen – ob als Strom oder als solare Wärme. Dazu muss die Informationsarbeit weiter intensiviert werden. Die KEAN bietet mit regionalen Partnern seit vielen Jahren die Beratungskampagne „Solar-Check" an. Sie wurde allein im Jahr 2019 von rund 4.300 Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern in Anspruch genommen – fast doppelt so viele wie im Jahr 2018. Auch für Unternehmen und Kommunen gibt es ähnliche Angebote in Form so genannter Impulsberatungen Solar - für KMU und für Kommunen, die ebenfalls stark nachgefragt sind. Diese Angebote müssen kontinuierlich mit den nötigen Fördermitteln ausgestattet bleiben, um die hohe Nachfrage über einen längeren Zeitraum befriedigen zu können.
„Neues Bauen für bezahlbares Wohnen": Neubauten werden auch heute noch zum großen Teil mit Gas- und Ölbrennwertkesseln ausgestattet. Ziel muss es sein, Neubauten mit Umweltwärme oder über effiziente Fern- und Nahwärmenetze zu beheizen. Entsprechende Vorgaben im Bundesrecht sind erforderlich. In Niedersachsen hat sich im Frühjahr 2018 ein „Bündnis für bezahlbares Wohnen in Niedersachsen" gegründet, an dem die KEAN mitgewirkt hat.
Gerade mit Blick auf den mehrgeschossigen Wohnungsbau haben das Niedersächsische Umweltministerium und die KEAN eine umfassende Broschüre „Neues Bauen für bezahlbares Wohnen" erstellen lassen, die ganz praktisch Wege aufzeigt, wie ein kostengünstiger und zugleich energieeffizienter Geschosswohnungs-Neubau der Zukunft aussehen kann – von der Planung bis zur Umsetzung.
Fazit
Die Effizienzstrategie für den Gebäudebereich des Landes Niedersachsen nennt die wichtigsten Handlungsfelder und Themenbereiche, die für einen langfristig klimaneutralen Gebäudebestand relevant sind. Zudem werden Handlungsoptionen und konkrete Maßnahmen aufgeführt, mit denen dieses Ziel erreicht werden kann. Die dafür notwendigen Instrumente wie Fördermittel, steuerliche Anrechenbarkeit von Sanierungsmaßnahmen, Energieberatungsangebote und umfangreiche Informationen sind in hohem Maße vorhanden.
Für die KEAN ist die Verbreitung dieser Informationen, Instrumente und Angebote geht eine Kernaufgabe, die sie gemeinsam mit ihren regionalen Partnern wahrnimmt.