Heizkosten 2021

Energiepreise 2021 - Entwicklung, Zusammensetzung, Hintergründe

Die Diskussion um die aktuellen Energiepreise hat seit dem Sommer Fahrt aufgenommen und wird auch in den kommenden Wochen anhalten. Denn Fakt ist, dass die Preise für fossile Heizenergie – ob nun für Öl oder Gas – gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen sind. Dies wird für viele Haushalte zu spürbar höheren Heizkosten führen.

Man muss aber bei der aktuellen Diskussion auch berücksichtigen, dass die Preise für Heizöl und Erdgas im vergangenen Jahr aufgrund der schwachen Gesamtnachfrage ausgesprochen niedrig waren und als Referenzwert für die diesjährigen Preise nicht wirklich dienen können.
Blicken wir also auf die Preisentwicklung der letzten 15 Jahre, auf die Zusammensetzung der Preise für Öl und Gas, die Rolle der CO2-Bepreisung sowie auf Einmaleffekte wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Jahresanfang 2021, nachdem diese coronabedingt im Jahr 2020 gesenkt worden war.

Preisentwicklung
Die Preise für Öl und Gas werden in erster Linie von den Märkten bestimmt. Auch wenn sich die Endverbraucherpreise aus verschiedenen Komponenten wie Erzeugung, Transport, Steuern und Abgaben zusammensetzen, bleibt das politische und wirtschaftliche Marktgeschehen der maßgebliche Faktor für die kurzfristigen Preisentwicklungen.
Die Preisentwicklung von Erdöl und vor allem Erdgas wird aktuell stark bestimmt durch das Wiederhochfahren der Gesamtwirtschaft weltweit – als kräftige Erholung nach dem Einbruch der Wirtschaft in der Corona-Pandemie.
Ein wesentlicher Faktor für diesen Preisanstieg ist der gewachsene Energiebedarf – nicht nur für Wärme, sondern auch für Strom. Hier ist es insbesondere im Laufe des Jahres 2021 offensichtlich zu einer Verlagerung bei den Brennstoffen gekommen: Wurde in der Vergangenheit in hohem Maße Kohle für die Stromgewinnung verwendet, kam im Jahr 2021 zusätzlich verstärkt Erdgas zum Einsatz. Das wiederum liegt am gestiegenen Preis für Kohle, was u.a. an der Verteuerung der CO2-Zertifikate im Europäischen Emissionshandel liegt. Diese erhöhte Nachfrage nach Erdgas schlug sich logischerweise in seinem Preis nieder – sehr deutlich zu sehen in der folgenden Grafik.

CO2-Preis von geringer Bedeutung
Gerade wenn es um die steigenden Heizkosten für die privaten Haushalte geht, wurde in den vergangenen Wochen oftmals der Anfang 2021 eingeführte CO2-Preis als Grund für die Preissteigerungen genannt. Schaut man darauf, wie sich die Endverbraucherpreise für Erdgas und Heizöl derzeit zusammensetzen sieht man, dass der CO2-Preis lediglich 7 bzw. 9 Prozent des Gesamtpreises ausmacht.

Einmal-Effekte
Zusätzlich zu den Preissteigerungen auf den Weltmärkten, die von verschiedenen geopolitischen Faktoren mitbestimmt werden, hat es im Jahr 2021 so genannte Einmal-Effekte gegeben, die die Preisentwicklung zusätzlich beeinflusst haben.

Zum einen wurde die Mehrwertsteuer Anfang des Jahres wieder auf 19 Prozent angehoben, nachdem sie vom 01.07. – 31.12.2020 befristet auf 16 Prozent abgesenkt wurde. Damit sollte der Konsum in Deutschland angekurbelt werden, der im Laufe der Coronapandemie stark eingebrochen war.
Zum anderen wirkt sich auf den Preis für Erdgas noch aus, dass die landeseigenen Speicher im Frühjahr und Sommer nicht ausreichend aufgefüllt wurden – und nun mit dem ansteigenden Verbrauch im Herbst größere Mengen als in den vergangenen Jahren den aktuell hohen Marktpreisen importiert werden müssen.

Fazit

  • Die Preise für Heizöl und Erdgas sind in diesem Jahr sehr stark angestiegen. Man muss aber diese Preisentwicklung längerfristig betrachten – auch weil sich das letzte Jahr durch die wirtschaftliche Krise nicht gut als Referenzjahr eignet: Gerade mit Blick auf die aktuelle Inflationsrate, die mit 4,1 Prozent relativ hoch liegt, zeigt sich, dass die Erdgaspreise für Haushalte in den letzten 15 Jahren bis heute deutlich weniger gestiegen sind als die allgemeinen Verbraucherpreise. (vgl. Grafik 1)
  • Die Einführung der CO2-Bepreisung Anfang 2021 hat zwar zu einer Erhöhung der Erdgaspreise für Haushalte geführt, aber nur ungefähr auf das Niveau von Anfang 2020.
  • Auch nach der Finanzkrise 2008 und der nachfolgenden Erholung der Wirtschaft hat es eine kurzzeitige Gaspreisspitze vergleichbar der aktuellen gegeben, die sich danach wieder reduziert hat.
  • Sollte es im Nachlauf zu den aktuellen Erdgas Einfuhrpreiserhöhungen in den nächsten Monaten zu einer Erhöhung der Verbraucherpreise vergleichbar zu 2008 kommen, wird damit die Kurve der Verbraucherpreise nur geringfügig überschritten.
  • Es ist richtig, dass die Endverbraucherpreise für Öl und Erdgas derzeit deutlich höher liegen als im Vorjahr. Dass einkommensschwache Haushalte daher einen finanziellen Ausgleich erhalten sollen, ist richtig im Sinne einer sozialverträglich ausgestalteten Energiewende. In diesem Zuge die eingeführte CO2-Bepreisung in dieser aktuellen Form infrage zu stellen oder verändern zu wollen, wäre ganz sicher die falsche Maßnahme – nicht zuletzt, da der Anteil des CO2-Preises an den Gesamtpreisen für Öl und Erdgas so gering ist (vgl. Grafiken 2+3).

 

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