Wärme:
Mit über 50 Prozent entfällt der größte Anteil des Endenergieverbrauchs auf den Wärmesektor – der Anteil der erneuerbaren Energien ist hier jedoch gering: Zwischen 2008 und 2022 ist der Anteil der Erneuerbaren nur von 6,6 auf 10,1 Prozent angestiegen. Für das Jahr 2024 beziffert der Energiewendebericht einen weiteren Anstieg auf 11,2 Prozent.
Immerhin zeigte sich in den letzten Jahren ein positiver Trend bei der Inbetriebnahme von Wärmepumpen: In Niedersachsen wurden in den Jahren 2007 bis 2023 insgesamt 63.237 Wärmepumpen gefördert und in Betrieb genommen, etwa die Hälfte davon in den Jahren 2021 bis 2023. Die rund 18.000 Förderzusagen im Jahr 2024 für Wärmepumpen in Niedersachsen entsprechen etwa acht Prozent der bundesdeutschen Förderzusagen - im Bundesvergleich sind das die meisten Förderzusagen pro Kopf (siehe auch Auswertung des ISFH). Im Neubau hat die Zahl der eingebauten Wärmepumpen inzwischen Gasheizungen überholt. Im Gebäudebestand dominieren Gasheizungen jedoch weiterhin mit einem Anteil von mehr als zwei Dritteln.
Ein wichtiger Baustein hin zu einer treibhausgasneutralen Wärmeversorgung stellt die kommunale Wärmeplanung dar, deren Umsetzung in Niedersachsen flächendeckend im Aufbau ist. Einen Überblick über die niedersächsischen Kommunen bei der kommunalen Wärmeplanung stellt die folgende Abbildung dar. Weiterführende Informationen zum Thema Kommunale Wärmeplanung finden Sie hier .

Infrastrukturen und Netzausbau
Um erneuerbare Energien stärker in das Energiesystem der Zukunft einzubinden, müssen die Strom-, Gas-, Wasserstoff- und Wärmenetze und künftig auch ein CO2-Netz ausgebaut werden:
Stromnetz:
Der Ausbau der Stromübertragungs- und Stromverteilnetze ist erforderlich, um Strom aus erneuerbaren Energien aus den windstarken Regionen im Norden in die verbrauchsstarken Regionen im Süden und Westen Deutschlands zu transportieren. Niedersachsen kommt hierbei eine zentrale Rolle zu, die sich auch in zahlreichen Projekten widerspiegelt: Im Zuge des sogenannten Startnetzes wurden 22 Netzausbauprojekte benannt, wovon sechs in Niedersachsen liegen. Der Netzausbau findet darüber hinaus im Rahmen sog. Bundesbedarfsplan-Projekte statt: Von den bundesweit insgesamt 106 Vorhaben liegen 24 Projekte bzw. Bauabschnitte in Niedersachsen.
Zusätzlich zu den Onshore-Vorhaben sind zur Einspeisung der Offshore-Windenergie in das Übertragungsnetz auf dem Festland Netzanbindungsleitungen erforderlich. Zehn dieser Netzanbindungsleitungen sind bereits in Betrieb, vier in Bauvorbereitung und elf in Planung.

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Wasserstoff:
Aufgrund der guten Bedingungen für Erneuerbare hat Niedersachsen beste Voraussetzungen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Durch eine Landesförderung von Pilotvorhaben in Höhe von rund 80 Millionen Euro wurden bereits erste wichtige Schritte zur Erprobung und Skalierung der Technologie gemacht. Darüber hinaus werden verschiedene niedersächsische Projekte als "IPCEI" (Import Project of Common European Interest) gefördert. Dazu gehören der Aufbau von vier Großelektrolyseuren mit einer Leistung von 820 MW, die Errichtung von rund 800 km Wasserstoffleitungen, die Umrüstung eines Kavernenspeichers von Erdgas- auf Wasserstoffspeicherung sowie der Einstieg in die klimafreundliche Stahlherstellung mittels grünen Wasserstoffs in Salzgitter („SALCOS“-Projekt). Einen guten Überblick über H2-Projekte gibt es beim Niedersächsischen Wasserstoff-Netzwerk.
Im Oktober 2024 hat die Bundesnetzagentur zudem den Antrag zum deutschen Wasserstoff-Kernnetzes genehmigt. Das Wasserstoff-Kernnetz sieht eine Leitungslänge von rund 9.000 km vor, die sukzessive bis 2032 in Betrieb genommen werden soll. Der überwiegende Teil des Kernnetzes (ca. 56 Prozent) basiert auf der Umstellung von bestehenden Erdgasleitungen. Niedersachsen ist mit rund 1.800 km Leitungslänge in besonderem Maße an der Realisierung des Wasserstoff-Kernnetzes beteiligt. Dem Thema Infrastrukturen widmet sich die KEAN hier.
Fazit
Der Energiewendebericht verdeutlicht, dass es bereits zahlreiche Fortschritte auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität gibt. Der starke Ausbau der Erneuerbaren führte dazu, dass Niedersachsen im Jahr 2024 seinen Strombedarf erstmals bilanziell vollständig aus regenerativen Energien decken konnte. Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen bedarf es weiterer Maßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen. Hierbei spielt insbesondere die stärkere Einbindung der Erneuerbaren im Gebäude- und Verkehrssektor eine wichtige Rolle, genauso wie der Ausbau der Netze.
Weitere Informationen
Den Energiewendebericht 2024 finden Sie hier zum Download
Hintergrund zum Energiewendebericht:
Mit dem Energiewendebericht 2024 erscheint zum siebten Mal ein Monitoring zur Energiewende in Niedersachsen. Der Bericht skizziert die aktuellen Entwicklungen zum Energieverbrauch, zu Stromerzeugung und -verbrauch sowie zu den energiebedingten Treibhausgasemissionen, die bis zum Jahr 2022 auf der amtliche Statistik des Landesamts für Statistik und darüber hinaus auf aktuellen Prognosen durch das Leipziger Institut für Energie basieren. Neben den Kennzahlen zum Fortschritt der Energiewende in Niedersachsen gibt der Bericht auch einen Überblick über den Status zum Stromnetzausbau sowie zum genehmigen Wasserstoff-Kernnetzes und Wasserstoffvorhaben in Niedersachsen, beschreibt die Herausforderungen im Wärmesektor und das Tätigkeitsspektrum der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen.