Aktuelle Zahlen zur Energiewende in Niedersachsen

Energiewendebericht 2024 für Niedersachsen veröffentlicht

Der Energiewendebericht bietet seit 2017 regelmäßig einen Überblick zur Transformation der Energieversorgung in Niedersachsen. Mit vielfältigen Zahlen und Statistiken zeichnet der nun veröffentlichte Energiewendebericht 2024 ein geteiltes Bild der niedersächsischen Energiewende. Erfreulich ist, dass in Niedersachsen noch nie so viel grüner Strom produziert wurde und der Anteil der fossilen Stromproduktion auf 22 Prozent geschrumpft ist. Allerdings zeigen die Zahlen auch, dass noch viel zu tun bleibt, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

Um die Klimaziele zu erreichen, ist eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen nötig. Für das Jahr 2024 beziffert der Energiewendebericht eine Abnahme der CO2-Emissionen Niedersachsens um 33,8 Prozent gegenüber dem Jahr 1990. Zum Emissionsrückgang haben laut Bericht jedoch auch Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sowie eine schwache wirtschaftliche Entwicklung geführt. Vor diesem Hintergrund bleibt für die geplante Treibhausgasneutralität Niedersachsens bis 2040 also noch viel zu tun. 

Bruttostromverbrauch und -erzeugung:

Mit 52 TWh lag der Bruttostromverbrauch im Jahr 2024 um rund 10 TWh niedriger als im Jahr 2010. Dies ist laut Bericht u. a. auf den Umbau des Stromversorgungssystems auf erneuerbare Energien zurückzuführen, da in der Folge der hohe Eigenverbrauch konventioneller Kraftwerke zunehmend entfällt. Durch die voranschreitende Elektrifizierung in verschiedenen Sektoren (insbesondere im Verkehrs-, Gebäude- und Industriesektor), dürfte sich dieser Trend in den kommenden Jahren jedoch umkehren.

Die Bruttostromerzeugung lag 2024 leicht unter dem Niveau des Vorjahres: Gemäß Energiewendeberichts sind in Niedersachsen 2024 insgesamt 67,1 Milliarden kWh Strom erzeugt worden. Die Abnahme ist u. a. auf das Abschalten des letzten Kernkraftwerks in Niedersachsen am 15.04.2023 zurückzuführen. Auch die fossile Stromerzeugung aus Gas und Kohle ist im Vergleich zu 2023 zurückgegangen. 

Erneuerbare:

Die Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien hat 2024 in Niedersachsen mit einer produzierten Strommenge von über 52 Milliarden kWh und einem EE-Anteil von knapp 78 Prozent ein Rekordniveau erreicht. Die deutlich positive Tendenz ist insbesondere auf die angestiegene Stromproduktion aus Offshore-Windenergie und dem im Jahr 2024 spürbaren Photovoltaik-Ausbau zurückzuführen.

Da der Bruttostromverbrauch leicht zurückgegangen; die Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Niedersachsen jedoch kontinuierlich zugenommen hat, nimmt auch der Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch weiter zu. Laut Bericht lag der bilanzielle Anteil erneuerbaren Stroms am Bruttostromverbrauch in Niedersachsen im Jahr 2024 bei über 102 Prozent. Damit konnte Niedersachsen im letzten Jahr erstmals seinen Strombedarf bilanziell vollständig aus Erneuerbaren decken. Bundesweit lag dieser Anteil bei rund 54 Prozent.

Laut Energiewendebericht hat die Windenergie zur erneuerbaren Bruttostromerzeugung Niedersachsen im Jahr 2024 etwa drei Viertel bzw. 38,4 Milliarden kWh beigetragen. Die Bruttostromerzeugung aus Biomasse lag in den letzten Jahren relativ konstant bei ca. neun Milliarden kWh und damit im Jahr 2024 bei einem Anteil von rund 16 Prozent an der erneuerbaren Stromerzeugung.

Stromerzeugung aus Photovoltaik

Die Stromerzeugung aus PV nimmt stetig zu und lag dem Bericht zufolge in 2024 bei etwa 4,85 Milliarden kWh – im Vergleich zu 2,8 Milliarden kWh im Jahr 2014. Damit machte die PV 2024 einen Anteil von etwa neun Prozent an der regenerativen Bruttostromerzeugung in Niedersachsen aus. Der eher geringe Anteil der PV an der erneuerbaren Bruttostromerzeugung Niedersachsens macht deutlich, dass die gewonnene Dynamik der letzten Jahre fortgesetzt werden muss. Mit einem Zubau von rund 1,6 Gigawatt (GW) in 2024 wurde das Rekordniveau aus dem Vorjahr erneut übertroffen und die insgesamt installierte PV-Leistung auf knapp 8,8 GW gesteigert – ein Plus von über 20 %. Dieser positive Ausbautrend muss jedoch konsequent fortsetzt werden, um das Ausbauziel von 65 GW bis 2035 zu erreichen.

Wärme:

Mit über 50 Prozent entfällt der größte Anteil des Endenergieverbrauchs auf den Wärmesektor – der Anteil der erneuerbaren Energien ist hier jedoch gering: Zwischen 2008 und 2022 ist der Anteil der Erneuerbaren nur von 6,6 auf 10,1 Prozent angestiegen. Für das Jahr 2024 beziffert der Energiewendebericht einen weiteren Anstieg auf 11,2 Prozent.

Immerhin zeigte sich in den letzten Jahren ein positiver Trend bei der Inbetriebnahme von Wärmepumpen: In Niedersachsen wurden in den Jahren 2007 bis 2023 insgesamt 63.237 Wärmepumpen gefördert und in Betrieb genommen, etwa die Hälfte davon in den Jahren 2021 bis 2023. Die rund 18.000 Förderzusagen im Jahr 2024 für Wärmepumpen in Niedersachsen entsprechen etwa acht Prozent der bundesdeutschen Förderzusagen - im Bundesvergleich sind das die meisten Förderzusagen pro Kopf (siehe auch Auswertung des ISFH). Im Neubau hat die Zahl der eingebauten Wärmepumpen inzwischen Gasheizungen überholt. Im Gebäudebestand dominieren Gasheizungen jedoch weiterhin mit einem Anteil von mehr als zwei Dritteln.

Ein wichtiger Baustein hin zu einer treibhausgasneutralen Wärmeversorgung stellt die kommunale Wärmeplanung dar, deren Umsetzung in Niedersachsen flächendeckend im Aufbau ist. Einen Überblick über die niedersächsischen Kommunen bei der kommunalen Wärmeplanung stellt die folgende Abbildung dar. Weiterführende Informationen zum Thema Kommunale Wärmeplanung finden Sie hier .

Infrastrukturen und Netzausbau

Um erneuerbare Energien stärker in das Energiesystem der Zukunft einzubinden, müssen die Strom-, Gas-, Wasserstoff- und Wärmenetze und künftig auch ein CO2-Netz ausgebaut werden:

Stromnetz:
Der Ausbau der Stromübertragungs- und Stromverteilnetze ist erforderlich, um Strom aus erneuerbaren Energien aus den windstarken Regionen im Norden in die verbrauchsstarken Regionen im Süden und Westen Deutschlands zu transportieren. Niedersachsen kommt hierbei eine zentrale Rolle zu, die sich auch in zahlreichen Projekten widerspiegelt: Im Zuge des sogenannten Startnetzes wurden 22 Netzausbauprojekte benannt, wovon sechs in Niedersachsen liegen. Der Netzausbau findet darüber hinaus im Rahmen sog. Bundesbedarfsplan-Projekte statt: Von den bundesweit insgesamt 106 Vorhaben liegen 24 Projekte bzw. Bauabschnitte in Niedersachsen.

Zusätzlich zu den Onshore-Vorhaben sind zur Einspeisung der Offshore-Windenergie in das Übertragungsnetz auf dem Festland Netzanbindungsleitungen erforderlich. Zehn dieser Netzanbindungsleitungen sind bereits in Betrieb, vier in Bauvorbereitung und elf in Planung.

Bildquelle: AdobeStock_1096734741

Wasserstoff:

Aufgrund der guten Bedingungen für Erneuerbare hat Niedersachsen beste Voraussetzungen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Durch eine Landesförderung von Pilotvorhaben in Höhe von rund 80 Millionen Euro wurden bereits erste wichtige Schritte zur Erprobung und Skalierung der Technologie gemacht. Darüber hinaus werden verschiedene niedersächsische Projekte als "IPCEI" (Import Project of Common European Interest) gefördert. Dazu gehören der Aufbau von vier Großelektrolyseuren mit einer Leistung von 820 MW, die Errichtung von rund 800 km Wasserstoffleitungen, die Umrüstung eines Kavernenspeichers von Erdgas- auf Wasserstoffspeicherung sowie der Einstieg in die klimafreundliche Stahlherstellung mittels grünen Wasserstoffs in Salzgitter („SALCOS“-Projekt). Einen guten Überblick über H2-Projekte gibt es beim Niedersächsischen Wasserstoff-Netzwerk.

Im Oktober 2024 hat die Bundesnetzagentur zudem den Antrag zum deutschen Wasserstoff-Kernnetzes genehmigt. Das Wasserstoff-Kernnetz sieht eine Leitungslänge von rund 9.000 km vor, die sukzessive bis 2032 in Betrieb genommen werden soll. Der überwiegende Teil des Kernnetzes (ca. 56 Prozent) basiert auf der Umstellung von bestehenden Erdgasleitungen. Niedersachsen ist mit rund 1.800 km Leitungslänge in besonderem Maße an der Realisierung des Wasserstoff-Kernnetzes beteiligt. Dem Thema Infrastrukturen widmet sich die KEAN hier.

Fazit

Der Energiewendebericht verdeutlicht, dass es bereits zahlreiche Fortschritte auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität gibt. Der starke Ausbau der Erneuerbaren führte dazu, dass Niedersachsen im Jahr 2024 seinen Strombedarf erstmals bilanziell vollständig aus regenerativen Energien decken konnte. Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen bedarf es weiterer Maßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen. Hierbei spielt insbesondere die stärkere Einbindung der Erneuerbaren im Gebäude- und Verkehrssektor eine wichtige Rolle, genauso wie der Ausbau der Netze.

 

Weitere Informationen

Den Energiewendebericht 2024 finden Sie hier zum Download

Hintergrund zum Energiewendebericht:
Mit dem Energiewendebericht 2024 erscheint zum siebten Mal ein Monitoring zur Energiewende in Niedersachsen. Der Bericht skizziert die aktuellen Entwicklungen zum Energieverbrauch, zu Stromerzeugung und -verbrauch sowie zu den energiebedingten Treibhausgasemissionen, die bis zum Jahr 2022 auf der amtliche Statistik des Landesamts für Statistik und darüber hinaus auf aktuellen Prognosen durch das Leipziger Institut für Energie basieren. Neben den Kennzahlen zum Fortschritt der Energiewende in Niedersachsen gibt der Bericht auch einen Überblick über den Status zum Stromnetzausbau sowie zum genehmigen Wasserstoff-Kernnetzes und Wasserstoffvorhaben in Niedersachsen, beschreibt die Herausforderungen im Wärmesektor und das Tätigkeitsspektrum der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen.

Kontakt

Dr. Isabell Kiepe

0511 89 70 39-25
isabell.kiepe [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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