Nachlese zur Online-Veranstaltung vom 02.02.2022

„Kommunale Wärmeplanung – Wie geht das?“

Bislang hinkt die Umsetzung der Wärmewende den Klimaschutzzielen des Bundes weit hinterher und der Handlungsbedarf in diesem Bereich wird immer offenkundiger. Daher rücken verstärkt Maßnahmen und Instrumente in den Fokus bundes-, landes- und kommunalpolitischer Debatten, die hier Abhilfe schaffen können. Die kommunale Wärmeplanung ist ein solches Instrument, welches die Wärmewende vor Ort voranbringen soll. Die KEAN hat dieses Thema daher in einem eigenen Leitfaden aufgegriffen und aufbereitet. Zudem wurden Anfang Februar aktuelle Beispiele aus Niedersachsen zur kommunalen Wärmeplanung im Rahmen einer Online-Veranstaltung vorgestellt. Das rege Interesse, die lebhaften Diskussionen und Chat-Beiträge sowie die vielen Anregungen zeigen dabei: Der kommunalen Wärmeplanung wird eine große Bedeutung beigemessen.

Zuverlässig und klimaschonend – so soll die Wärmeversorgung im Jahre 2045 erfolgen. Dafür muss die Wärmeversorgung der Gebäude ohne fossile Brennstoffe auskommen. Kommunen sind dabei wichtige Akteure und können die Umgestaltung der Wärmeversorgung in ihrem Gemeindegebiet wirksam vorantreiben. Durch die kommunale Wärmeplanung stellen Kommunen sicher, dass dieser Prozess zielgerichtet und zielkonform erfolgt. Jede Maßnahme vor Ort orientiert sich dabei am Ziel der Treibhausgasneutralität.

In einem ersten Vortrag wurde im Zuge der Online-Veranstaltung am 2. Februar zunächst beleuchtet, aus welchen Schritten die kommunale Wärmeplanung besteht und wie diese konkret umgesetzt werden können, damit die Wärmewende vor Ort effizient erfolgen kann. Im Anschluss wurden beispielhafte Aktivitäten aus den Landkreisen Emsland, Friesland und Wittmund vorgestellt und erste Erfahrungen aus diesen Projekten widergespiegelt. Abschließend wurde ein konkretes Quartierskonzept zur Wärmeversorgung eines Neubaugebiets mit Wärmepumpen und ohne fossile Brennstoffe vorgestellt. In diesem Zusammenhang hat die KEAN erst kürzlich eine „Musterfestsetzung zum Verbot fossiler Brennstoffe" veröffentlicht.

Quintessenz aller Vorträge: Im Bereich der Wärmeversorgung braucht es eine klare Vorstellung von der Ausgangssituation und klare Zielvorgaben, um die Herausforderungen zu erkennen und die notwendigen Schritte zielgerichtet gehen zu können. Dabei ist und bleibt die Kommunikation der Schlüssel, um eine hohe Akzeptanz für konkrete Umsetzungsschritte vor Ort zu gewährleisten.

Die Vortragsunterlagen zur Veranstaltung finden Sie unterhalb dieses Textes.

Kommunale Wärmeplanung – Was ist das?

Eine Besonderheit der kommunalen Wärmeplanung liegt darin, dass der Begriff derzeit nicht einheitlich definiert ist und noch einer gewissen Dynamik unterliegt. So kann der Begriff in bundes-, landes- und kommunalpolitischen Debatten durchaus unterschiedliche inhaltliche Ausprägungen haben. 

In einem aktuellen UBA-Kurzgutachten wird dies näher beleuchtet.
So gibt es z.B. hinsichtlich der räumlichen Ausprägung der kommunalen Wärmeplanung teils sehr unterschiedliche Auffassungen. Einerseits kann die kommunale Wärmeplanung als Ansatz auf der Quartiersebene verstanden werden, andererseits wird oftmals das gesamte Gemeindegebiet in den Blick genommen.

Auch in Hinsicht auf die inhaltlichen Schwerpunkte gibt es erhebliche Unterschiede. So wird die Effizienz im Gebäudebestand bei wärmeplanerischen Aktivitäten häufig zu wenig oder gar nicht berücksichtigt, da die Kommune hierauf nur begrenzte Einflussmöglichkeiten hat. Dafür wird zumeist ein starker Fokus auf die Nutzung erneuerbarer Wärmequellen in Gebäuden und auf den Ausbau von Wärmenetzen gelegt. Da die Gebäudeeffizienz jedoch ebenfalls eine zentrale Säule der Wärmewende ist, sollte diese in der kommunalen Wärmeplanung nicht vernachlässigt werden.

Ungeachtet dieser unterschiedlichen Blickwinkel kristallisiert sich heraus, dass die kommunale Wärmeplanung gemeinhin als langfristiger und strategischer Prozess begriffen wird. Wärmeplanerische Aktivitäten sind dabei immer wieder zu hinterfragen und ggf. an veränderte Rahmenbedingungen vor Ort oder in der Förderlandschaft anzupassen. Grundsätzlich beinhaltet die kommunale Wärmeplanung eine Bestandsaufnahme und eine Potenzialanalyse. Auf dieser Basis wird ein Zielszenario entworfen, mit dem Ziel einer treibhausgasneutralen und möglichst wirtschaftlichen Wärmeversorgung. Abschließend werden die dafür nötigen Maßnahmen im Quartier, bzw. im Gemeindegebiet definiert.

Grundsätzlich kann man festhalten, dass der kommunalen Wärmeplanung von der neuen Bundesregierung eine sehr große Bedeutung beigemessen wird, um die Wärmewende voranzutreiben. Daher ist zu vermuten, dass auch der Zugang zu Fördermitteln zum Teil an wärmeplanerische Aktivitäten geknüpft werden könnte. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat in diesem Zusammenhang aktuell das Papier "Energieeffizienz in Kommunen" veröffentlicht, das näher auf die Förderlandschaft für Kommunen eingeht. Kommunen sollten sich daher bereits heute mit dem Thema der kommunalen Wärmeplanung beschäftigen, um sich einen Vorsprung zu erarbeiten. 

 

Weitere Informationen: 

UBA-Kurzgutachten: Kommunale Wärmeplanung

KEAN-Leitfaden zur kommunalen Wärmeplanung

KEA BW Leitfaden zur kommunalen Wärmeplanung 

Muster-Festsetzung zum Verbot fossiler Brennstoffe

 

Vortragsunterlagen: 

Kommunale Wärmeplanung – Wie geht das? (Dr. Dorothea Ludwig - IP SYSCON GmbH)

Kommunale Wärmeplanung interkommunal entwickelt (Marisa Tammen, Landkreis Friesland und Elisa Bodenstab, Landkreis Wittmund)

Kommunale Wärmenutzung im Landkreis Emsland (Walter Pengemann und Johannes Lorenz, Landkreis Emsland)

Wärmeplanung vor Ort – Neubaugebiet ohne Öl und Gas (Ansgar Böker, Ingenieurbüro Böker GbR)

Kontakt

Dr. Georg K. Schuchardt

0511 89 70 39-26
georgkonrad.schuchardt [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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