Oberflächengewässer als potenzielle Wärmequelle
Oberflächengewässer können ganze Quartiere mit Umweltwärme versorgen und daher auch zur Umsetzung der Wärmewende beitragen. Das Prinzip ist dabei einfach: Umweltwärme aus Gewässern wie Seen, Flüssen oder der Kanalisation (und gar aus Trinkwassersystemen) wird entnommen und mit (Groß-)Wärmepumpen auf Nutztemperaturniveau gehoben. Der Clou ist dabei, dass große Teile der bereitgestellten Nutzwärme kostenlos aus der Umwelt kommen und lediglich ein kleiner Teil der Nutzwärme (ca. ¼) in Form von Strom zugeführt werden muss.
Wenngleich die Anzahl technischer Lösungen für die Nutzung dieser Wärmequellen groß und vielfältig sind, ist die Nutzung von Umweltwärme aus oberflächennahen Gewässern noch nicht hinreichend bekannt. Ingo Müller von der TWS Thüringer Wärme Service GmbH hat im Rahmen der Veranstaltung anhand mehrerer Beispiele die Vielzahl bestehender Möglichkeiten zur Nutzung von Umweltwärme aus oberflächennahen Gewässern aufgezeigt (s. Vortragsfolien).
Besonders beeindruckend war dabei die Nutzung von „seethermischen“ Potenzialen aus dem Zwenkauer See, welche mit 200GWh um ein Vielfaches größer sind, als die in den angrenzenden Gemeinden zur Raumwärme und Warmwasserbereitung benötigte Wärme. Wichtig in diesem Zusammenhang: Sowohl in Wärmenetzen als auch bei gebäudeindividueller Wärmeversorgung ist die Absenkung der Systemtemperatur – sei es durch Dämmmaßnahmen oder durch nicht- und gering-investive Maßnahmen – von zentraler Bedeutung für die effiziente und kostengünstige Bereitstellung von Nutzwärme!
Mit Blick auf die niedersächsischen Flusssysteme und Flussniederungen (Ems, Weser, Elbe etc.) und Seen sowie die Nordseeküste wird in diesem Zusammenhang deutlich, dass auch bei uns „vor der eigenen Haustür“ wohl vielfach große Potenziale zur Nutzung von Umweltwärme aus oberflächennahen Gewässern bestehen (erste Schätzungen gehen von einem Potenzial um 100TWh aus). Die Umweltwärmenutzung aus oberflächennahen Gewässern kann demnach also auch bei uns in Niedersachsen (so wie überall in Deutschland) einen erheblichen Beitrag zur Wärmewende leisten.

Oberflächengewässer können potenziell einen erheblichen Beitrag zur Wärmewende leisten. Bildquelle: Linden