Umsetzung der Wärmewende in der kommunalen Versorgungswirtschaft

Leuphana Energieforum 2024

Mit mehr als 200 Gästen fand am 10. September das Leuphana Energieforum 2024 in Lüneburg wieder sehr starkes Interesse. Unter dem Titel „Umsetzung der Wärmewende in der kommunalen Versorgungswirtschaft“ diskutierten Fachleute aus Wissenschaft, Verwaltung und der Energiebranche zu Themen rund um die Wärmewende in Niedersachsen.

In seinem Grußwort stellte der Erste Beigeordnete der Stadt Lüneburg, Markus Moßmann, die Bedeutung der kommunalen Wärmeplanung für das Erreichen der ambitionierten Klimaschutzziele der Stadt Lüneburg heraus. Umweltstaatssekretärin Anka Dobslaw beleuchtete die Chancen und Herausforderungen der Wärmewende, die zu einer angeregten Diskussion um die Erwartungen an die Wärmeplanung und die Rolle des Wasserstoffs in der Wärmeversorgung führte. Angesichts der absehbar hohen Preise und der mit der Produktion verbundenen Energieverluste sei Wasserstoff eher der industriellen Prozesswärmeerzeugung vorbehalten. Die niedersächsischen Regelungen zur kommunalen Wärmeplanung sollen zeitnah an das Wärmeplanungsgesetz des Bundes angepasst werden.

Das erste Panel des Vormittags befasste sich auch sogleich mit der kommunalen Wärmeplanung und setzte einen Fokus auf die Themen Beteiligung, Kommunikation und Akzeptanz. Eine gemeinsame Erkenntnis war, dass die Erarbeitung und Verankerung einer gemeinschaftlichen Vision für eine erfolgreiche Wärmewende sehr wichtig sind.

Wenn es um Versorgung in dichtbesiedelten Gebieten geht, ist die netzgebundene Wärmeversorgung von großer Bedeutung. Im folgenden Panel ging es auch um die Frage „Wärmepumpe oder Wärmenetze?“ – wobei eine Kombination dank Großwärmepumpen für eine netzgebundene Wärmeversorgung auch ein „und“ zulassen würde.

Eine der großen Herausforderungen für die Energiewende ist die Flächenverfügbarkeit für den Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen wie auch der Zugriff auf Flächen zur Verlegung von Wärmenetzen und -speichern. In diesem Zusammenhang beleuchteten Steffen Benz und Oliver Antoni von der Stiftung Umweltrecht vor dem Hintergrund konkreter Beispiele die rechtliche Situation und Handlungsbedarfe. Dabei wurde auch das vom Bundesgesetzgeber definierte überragende öffentliche Interesse am Ausbau der Erneuerbaren mit Blick auf den Wärmenetzausbau diskutiert. 

Ein zunehmendes Interesse erfährt angesichts ihres erheblichen Potenzials die Nutzung von Wärme aus Oberflächengewässern. In dem hierzu angesetzten Fachforum wurden die rechtlichen Anforderungen an die Genehmigung der Wärmeentnahme und konkrete Projekte aus Niedersachsen und Bremen vorgestellt. In seinen Ausführungen zur Genehmigungspraxis ging Joachim Wöhler vom Niedersächsischen Umweltministerium auf die derzeit laufenden wasserrechtlichen Abstimmungen ein. Ungeachtet dessen seien aus wasserwirtschaftlicher Sicht keine Hemmnisse für eine umfängliche Nutzung der Wärme aus Oberflächengewässern erkennbar.

Die Wärme aus Oberflächengewässern für die Wärmewende nutzbar machen. Fotolia_136115580

Wo Wärme aus Oberflächengewässern nicht möglich ist, rückt die mitteltiefe Geothermie in den Fokus, die Wärme in einer Tiefe zwischen etwa 400 m und 1.000 m gewinnt. Grundsätzlich erfordert die Erschließung von mitteltiefer Geothermie den Einsatz von Großwärmepumpen an der Oberfläche, um die erschlossene Wärme auf ein vielseitig nutzbares Temperaturniveau zu steigern. Die Voraussetzungen für die mitteltiefe Geothermie sind in Niedersachsen außerordentlich gut in rund zwei Dritteln des Landes.

In der kommunalen Wärmeplanung macht es häufig Sinn, vorhandene Wärmequellen aufeinander abzustimmen. Welchen Beitrag Wasserstoff hier leisten kann, wurde in der Session “Wasserstoff im Kontext der Wärmewende” vorgestellt und diskutiert.

Drei Kernthemen kristallisierten sich in der Diskussion heraus: Die aktuell fehlende Planungssicherheit für Unternehmen und Kommunen mit Blick auf die schwankende Förderkulisse von Wasserstoff-Vorhaben, die Perspektive von kleineren Kommunen, für die ein Fernwärmenetz nicht rentable sei, verbunden mit der Erkenntnis, dass Wasserstoff in diesen Regionen keine Rolle bei der Wärmeversorgung spielen wird. Und zum Dritten das Thema „Beimischung von grünem Wasserstoff ins Erdgasnetz“.

Stichwort Netze: Die Fragen, was in der Zukunft mit unseren Gasnetzen passiert, wie das Stromnetz aussehen muss, das die neuen Energiemengen aus PV- und Windanlagen aufnehmen kann und zugleich alle angeschlossenen Wärmepumpen und E-Ladestationen versorgt, aber auch die Frage, was es dafür an Ausbau, Umbau oder sogar Stilllegung von Leitungen braucht, im Panel Infrastrukturplanung: Herausforderungen der Koordination bei der Sektorkopplung und der Gasnetze (Um-/Rückbau) gestellt und besprochen.

Zum Abschluss der Veranstaltung fasste Prof. Dr. Claudia Kempfert von der Leuphana Universität Lüneburg die Themen in ihrem Vortrag „Gasnetze, Wärmepumpe, Wasserstoff: Was soll passieren im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung“ zusammen.


Dokumente und Hintergrundinformationen

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Fachseiten zur Kommunalen Wärmeplanung, zur Wärmepumpe sowie zur Wärmewende allgemein und einer Seite zu den kommenden "Wochen der Wärmewende"

 

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