Veranstaltung vom 12. April

Mitteltiefe Geothermie in der Kommunalen Wärmeplanung

Immer noch wird Wärme in Niedersachsen zu rd. 90% aus fossilen Energieträgern bereitgestellt. Einhergehende CO2-Emissionen sind unvereinbar mit den Klimaschutzzielen Niedersachsens und Deutschlands. Damit eine Neuaufstellung der Wärmeversorgung gelingt, braucht es daher einen umfassenden und langfristigen Planungsprozess. Dieser Prozess ist die Kommunale Wärmeplanung, bei der Wärmesenken und Wärmequellen im Gemeindegebiet gezielt aufeinander abgestimmt werden, um so die Umsetzung der Wärmewende anzuschieben. Die Nutzung mitteltiefer Geothermie als Wärmequelle zur klimaneutralen Versorgung von Quartieren stand dabei im Fokus unserer Veranstaltung am 12.04.2023, die mit rund 55 Teilnehmenden das rege Interesse an diesem Thema dokumentiert.

Niedersachsen hat mit der Novelle des niedersächsischen Klimagesetzes als eines der ersten Bundesländer die Kommunale Wärmeplanung als neue Pflichtaufgabe eingeführt. Und auch wenn der Referentenentwurf für ein Bundesgesetz zur Wärmeplanung leider noch auf sich warten lässt: Auch auf Bundesebene wird die Einführung einer flächendeckenden Kommunalen Wärmeplanung intensiv vorangetrieben – wusste Lukas von Below vom Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) zu berichten. Inhaltliche Schwerpunkte der Wärmeplanung sind dabei in Niedersachsen und auf Bundesebene (s. Diskussionspapier des BMWK) einerseits eine Bestands- und Potenzialanalyse – andererseits die Entwicklung einer Wärmewendestrategie auf Basis von Berechnungen (Szenarien) zur Entwicklung des Wärmebedarfs und der Wärmeversorgung. Auf Grundlage dieser Analysen können dann konkrete Maßnahmen und Handlungsstrategien zur Umsetzung der Wärmewende abgeleitet und gezielt angestoßen werden. Nähere Informationen zur Kommunale Wärmeplanung finden Sie in unserer Videoreihe.

Die Kommunale Wärmeplanung als Prozess vor Ort etablieren …

Weiterführend hat Herr Dr. Elbing von den energielenkern erläutert, wie die in der Kommunalen Wärmeplanung erarbeiteten Inhalte vor Ort in die Umsetzung der Wärmewende gebracht werden können. Anhand des Beispiels der Hansestadt Rostock hat er dabei herausgearbeitet, dass die Kommunale Wärmeplanung eine „höhere Flughöhe“ hat als Machbarkeitsstudien, Detail- und Umsetzungsplanungen. Vielmehr ist die Kommunale Wärmeplanung eine strategische Grundlage, um die Wärmewende gezielt voranzutreiben. In anderen Worten: Machbarkeitsstudien, Detail- und Umsetzungsplanungen können durch die Kommunale Wärmeplanung gezielt für Teilgebiete der Kommune/ Gemeinde angestoßen werden. Ebenso wichtig: Die Kommunale Wärmeplanung ist ein wiederkehrender Prozess, bei dem (einstige) Zielsetzungen und geplante Fortschritte mit realen Entwicklungen vor Ort abzugleichen und an diese anzupassen sind, siehe nachfolgende Grafik.

… und die Wärmewende vorantreiben

Der Fokus lag nachfolgend auf der Nutzung der „Mitteltiefen Geothermie“ für die Wärmeversorgung. Aus kommunaler Sicht besonders interessant: In weiten Teilen Niedersachsens finden sich laut Hr. Dr. Pierau, Mitarbeiter im Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), im Untergrund Gesteine, die für die Nutzung mitteltiefer geothermischer Potenziale vielversprechend sind. Mitteltiefe geothermische Potenziale sind dabei in der Regel in Tiefen ab 400m bis 1.000m (oder tiefer) zu finden. Vorteilhaft ist, dass Mitteltiefe Geothermie mit geringerem Aufwand und dadurch schneller und preisgünstiger als tiefe geothermische Potenziale erschlossen werden können. Dabei werden Temperaturen von 40°C (bis 60°C) erschlossen. So ist die Mitteltiefe Geothermie in Kombination mit Wärmepumpen eine hocheffiziente Möglichkeit, Wärme für bestehende Wärmenetze und für Bestandsquartiere bereitzustellen. Zu den Vortragsfolien

Hr. Mathes von der GTN – Geothermie Neubrandenburg – hat diese hocheffiziente Möglichkeit zur Wärmebereitstellung in einem abschließenden Vortrag eindrucksvoll mit Zahlen unterlegt. So werden in Schwerin aus Mitteltiefer Geothermie aus einer Tiefe von 1.300m Temperaturen von ca. 55°C gefördert. Die Mitteltiefe Geothermie wird dabei als Antriebs-Wärmequelle für Großwärmepumpen (6,9MW) genutzt, die wiederum ein bestehendes Fernwärmenetz mit Betriebstemperaturen von 80°C (im Sommer) bis 130°C (im Winter) versorgt. Besonders beeindruckend: Wärmepumpen können bei Vorlauftemperaturen von bis zu 82,5°C einen durchschnittlichen COP von 4,2 erreichen! Den gesamten Vortrag finden Sie unten als Video, die Vortragsfolien finden Sie hier. 

Weitere Informationen

Über das Potenzial der (Oberflächennahen) Geothermie für die Kommunale Wärmeplanung informiert am 23. Mai 2023 die 14. Norddeutsche Geothermietagung in Hannover. Weitere Informationen zur Veranstaltung und Anmeldung gibt es hier

Das Video vom Vortrag von Herrn Mathes finden Sie nachfolgend:

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Kontakt

Dr. Georg K. Schuchardt

0511 89 70 39-26
georgkonrad.schuchardt [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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