Die Rolle der Geothermie in der Kommunalen Wärmeplanung

Norddeutsche Geothermietagung informiert über Fortschritte in der Geothermie

Am 14. Mai 2025 fand die 16. Norddeutsche Geothermietagung im Geozentrum Hannover statt. Etwa 150 Teilnehmende informierten sich über neue Entwicklungen im Bereich der Geothermie und erhielten zahlreiche Einblick in die Praxis. Im Fokus dabei: Die Rolle der Geothermie in der Kommunalen Wärmeplanung.

Insgesamt nimmt die Geothermie eine zunehmend stabile Marktnische in der Wärmeversorgung ein. Carsten Mühlenmeier, Präsident des LBEG, wies in der Begrüßung darauf hin, dass schon 26.500 Geothermieanlagen in Niedersachen in Betrieb seien. Damit werden immerhin 1,2 % der Wohngebäude geothermisch versorgt. Für die Kommunale Wärmeplanung sei die Geothermie daher eine nicht zu unterschätzende Wärmequelle: „Geothermie ist stabil, zuverlässig und lässt sich in nahezu jedem kommunalen Kontext praktisch nutzen. Sie kann nicht nur in großflächigen Wärmenetzen zum Einsatz kommen, sondern auch für einzelne Gebäude, Quartiere und in gewerblichen Komplexen genutzt werden.“

Rund 26.600 Erdwärmeanlagen gibt es in Niedersachsen, davon etwa 650 Großanlagen mit einer Heizleistung von mehr als 30 Kilowatt. Bildrechte: LBEG

 

Auch Energieminister Christian Meyer betonte in seinem Beitrag: „Das Potenzial der erneuerbaren Wärme aus der Tiefe müssen wir unbedingt nutzen und, wo immer es möglich ist, bei der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigen.“ Zudem erläuterte Minister Meyer, wie die Wärmewende auch im Feld der Geothermie beschleunigt werden soll. So wurde für ein Tiefengeothermieprojekt in Munster eine erste prototypische Fündigkeitsversicherung realisiert. 

Minister Meyer hob auch den Systemcharakter der Energiewende hervor. Da in Niedersachsen bereits 74,6 % der Nettostromerzeugung regenerativ erfolgt, ist der Betrieb von Wärmepumpen in Niedersachsen besonders umweltfreundlich. Darüber hinaus wies Meyer auf politische Bestrebungen hin, Genehmigungshürden abzubauen und dazu bestehende Regelungen kritisch zu hinterfragen. Dies gelte auch mit Blick auf die Nutzung von Flusswasserwärme, die einen erheblichen Beitrag zur Wärmeversorgung leisten kann. 

Die Nutzung der Geothermie in der Praxis

Aus der Praxis berichtete anschließend die Stadt Einbeck, die ihre Pläne zur Verlegung eines geothermisch gespeisten Wärmenetzes in der Innenstadt vorstellte. In der alten Fachwerkstadt muss die denkmalschutzverträgliche und möglichst preiswerte Senkung des Energiebedarfs der Gebäude Hand in Hand mit der Erschließung neuer Wärmequellen gehen, z.B. durch Bohrungen außerhalb der Innenstadt. Auch das Einbecker Brauhaus möchte seine Wärme- und Kälteversorgung mit oberflächennaher Geothermie klimafreundlich gestalten. Auch hier stellt die Verfügbarkeit von Flächen für die Wärmegewinnung eine zentrale Herausforderung dar.

Bei der Umsetzung der Wärmewende vor Ort spielt die Kommunale Wärmeplanung eine wichtige Rolle, da sie die systematische Einbindung verschiedener Wärmequellen – wie der Geothermie – ermöglicht. Das machte auch der Beitrag aus der Stadt Bad Bentheim deutlich, wo das geothermische Potenzial für ein Wärmenetz im Rahmen der Wärmeplanung untersucht wurde. Wir hatten im Vorfeld der Tagung bereits ein Interview mit dem Bürgermeister der Stadt, Dr. Volker Pannen und Michael Zier vom Dienstleister evety geführt. 

 

Innovative Projekte im Fokus

Eine überzeugende Idee einer neuen Großwärmequelle stellte Uwe Schindler vom Bohrunternehmen Anger vor. Mit Horizontalfilterbrunnen, einer in der Trinkwassergewinnung bewährten Technologie, soll es möglich sein, Grundwasser effektiv und wirtschaftlich als Wärmequelle zu nutzen. Durch leistungsstarke Brunnen wird Wasser gefördert, dem dann in einem Wärmetauscher Wärme entzogen wird. Das Wasser wird dann in einem zweiten Brunnen wieder in den Grundwasserleiter zurückgeführt. Einzelne Anlagen von 3 bis 10 MW Wärmeleitung sind potenziell möglich. Die pilothafte Erprobung solcher Ideen könnte ein sinnvoller nächster Schritt sein.

Ein weiteres spannendes Geothermie-Projekt wurde in der Leintalschule in Pattensen umgesetzt. Aufgrund von Corona, Energiekrise und Gesetzgebung zum Gebäudeenergiegesetz kam es hier zwar immer wieder zu einer veränderten Sanierungsplanung – im letzten Herbst wurde dann jedoch eine Sole-Wasser Wärmepumpe installiert, die über Erdwärmesonden versorgt wird. Im ersten Winter zeigte die Wärmepumpen-Anlage eines Arbeitszahl von 5,5. Die Anlage wird auch zur sommerlichen Kühlung des Gebäudes genutzt, wodurch gleichzeitig das Erdreich regeneriert wird. Diese Regeneration spielt aus Gründen der Wirtschaftlichkeit eine immer wichtigere Rolle, denn durch die Regeneration im Sommer werden weniger Erdsonden erforderlich – und Kosten gespart.

Deutlich wurde in diesem – wie in allen Praxiseinblicken – dass eine gute Datengrundlage und ein nachfolgendes Monitoring der Geothermieanlage eine wichtige Rolle für den Erfolg von Geothermie-Projekten spielen.


Weitere Informationen

Die Geothermietagung wird vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), dem LIAG-Institut, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), hannoverimpuls und der KEAN durchgeführt. Mehr zur Geothermietagung gibt es hier.

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