Die Nutzung der Geothermie in der Praxis
Aus der Praxis berichtete anschließend die Stadt Einbeck, die ihre Pläne zur Verlegung eines geothermisch gespeisten Wärmenetzes in der Innenstadt vorstellte. In der alten Fachwerkstadt muss die denkmalschutzverträgliche und möglichst preiswerte Senkung des Energiebedarfs der Gebäude Hand in Hand mit der Erschließung neuer Wärmequellen gehen, z.B. durch Bohrungen außerhalb der Innenstadt. Auch das Einbecker Brauhaus möchte seine Wärme- und Kälteversorgung mit oberflächennaher Geothermie klimafreundlich gestalten. Auch hier stellt die Verfügbarkeit von Flächen für die Wärmegewinnung eine zentrale Herausforderung dar.
Bei der Umsetzung der Wärmewende vor Ort spielt die Kommunale Wärmeplanung eine wichtige Rolle, da sie die systematische Einbindung verschiedener Wärmequellen – wie der Geothermie – ermöglicht. Das machte auch der Beitrag aus der Stadt Bad Bentheim deutlich, wo das geothermische Potenzial für ein Wärmenetz im Rahmen der Wärmeplanung untersucht wurde. Wir hatten im Vorfeld der Tagung bereits ein Interview mit dem Bürgermeister der Stadt, Dr. Volker Pannen und Michael Zier vom Dienstleister evety geführt.

Innovative Projekte im Fokus
Eine überzeugende Idee einer neuen Großwärmequelle stellte Uwe Schindler vom Bohrunternehmen Anger vor. Mit Horizontalfilterbrunnen, einer in der Trinkwassergewinnung bewährten Technologie, soll es möglich sein, Grundwasser effektiv und wirtschaftlich als Wärmequelle zu nutzen. Durch leistungsstarke Brunnen wird Wasser gefördert, dem dann in einem Wärmetauscher Wärme entzogen wird. Das Wasser wird dann in einem zweiten Brunnen wieder in den Grundwasserleiter zurückgeführt. Einzelne Anlagen von 3 bis 10 MW Wärmeleitung sind potenziell möglich. Die pilothafte Erprobung solcher Ideen könnte ein sinnvoller nächster Schritt sein.
Ein weiteres spannendes Geothermie-Projekt wurde in der Leintalschule in Pattensen umgesetzt. Aufgrund von Corona, Energiekrise und Gesetzgebung zum Gebäudeenergiegesetz kam es hier zwar immer wieder zu einer veränderten Sanierungsplanung – im letzten Herbst wurde dann jedoch eine Sole-Wasser Wärmepumpe installiert, die über Erdwärmesonden versorgt wird. Im ersten Winter zeigte die Wärmepumpen-Anlage eines Arbeitszahl von 5,5. Die Anlage wird auch zur sommerlichen Kühlung des Gebäudes genutzt, wodurch gleichzeitig das Erdreich regeneriert wird. Diese Regeneration spielt aus Gründen der Wirtschaftlichkeit eine immer wichtigere Rolle, denn durch die Regeneration im Sommer werden weniger Erdsonden erforderlich – und Kosten gespart.
Deutlich wurde in diesem – wie in allen Praxiseinblicken – dass eine gute Datengrundlage und ein nachfolgendes Monitoring der Geothermieanlage eine wichtige Rolle für den Erfolg von Geothermie-Projekten spielen.
Weitere Informationen
Die Geothermietagung wird vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), dem LIAG-Institut, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), hannoverimpuls und der KEAN durchgeführt. Mehr zur Geothermietagung gibt es hier.