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Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden – und so gilt es auch für Liegenschaften der deutschen Bundeswehr, Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln, die einen klimaneutralen Betrieb der Liegenschaften ermöglichen. Das Staatliche Baumanagement Hannover (SB Hannover) nimmt hierbei eine wichtige Rolle ein, da es die Projektgruppe 2 des BMVg stellt, die sich mit der Umsetzung der klimapolitischen Ziele des Bundes befasst. Um Prozesse zu vereinfachen, hat sich das SB Hannover dafür entschieden, am Projekt „Starke Bauherren – Gute Gebäude“ teilzunehmen. Wir haben Frau Bannach vom SB Hannover zu dem Projekt, der Umsetzung und der Übertragbarkeit der Ergebnisse befragt.
Veröffentlicht am: 17. Januar 2024Im Projekt „Starke Bauherren – Gute Gebäude“ werden öffentlichen Bauherren Standards für die Gebäude- und Anlagenplanung an die Hand gegeben, mit denen eine hohe Effizienz gesichert - gleichzeitig aber auch überflüssige Schleifen im Planungsprozess vermieden werden können. Gemeinsam mit dem Staatlichen Baumanagement Hannover wurde im Rahmen des Projekts die Von-Düring-Kaserne (VDK) in Rotenburg (Wümme) genauer in den Blick genommen.
Hierzu wurde mit der Projektgruppe 2 ein Liegenschaftsbezogenes Klimakonzept (LbKK) entwickelt, das in seiner Methodik auf weitere Bundeswehr-Liegenschaften übertragbar und anwendbar sein sollte. Ende Juni 2023 hat das Projektteam des SB Hannover vom SIZ energieplus den Klimafahrplan für die Von-Düring-Kaserne in Rotenburg (Wümme) erhalten. In dem Konzept wird der konkrete Weg zu einem bilanziell klimaneutralen Betrieb der Gesamtliegenschaft in Rotenburg beschrieben. Wir haben Frau Blanche Bannach, Bauamtsfrau beim Staatlichen Baumanagement Hannover und Teil der Projektgruppe 2, zu dem Projekt, der Umsetzung und der Übertragbarkeit der Ergebnisse befragt.
KEAN: Frau Bannach, die Bundeswehr-Liegenschaften sollen bis zum Jahr 2045 klimaneutral betrieben werden. Warum setzt das SB Hannover dabei auf die Standardisierung?
Die Verpflichtung, den Gebäudebestand des Bundes gemäß unseren Vorgaben bis 2030/2045 energetisch zu ertüchtigen, kann nur mit einem schnellen und effizienten Vorgehen gelingen. Dieser standardisierte Weg bietet einen ressourcenschonenden Personaleinsatz und ein gezieltes Abrufen des Marktes und wird zudem mittelfristig eine Kostenersparnis bedeuten.
KEAN: Inwiefern können standardisierte Prozesse aus Ihrer Sicht auch dabei helfen, für mehr Geschwindigkeit zu sorgen?
Schon bei der Bedarfsfestlegung des Nutzers, der sogenannten Bauprogrammplanung, können die Bauaufgaben entsprechend einer Standardisierung gebündelt und das Verwaltungsvorgehen durchgehend angepasst werden. Planungs- und Ausführungszeiten können bei standardisierten und sich wiederholenden Bauaufgaben effektiv verkürzt und gestrafft, die HOAI-Leistungsphasen 1 bis 5 stark reduziert und teilweise gänzlich eingespart werden.
KEAN: Gibt es aus Ihrer Perspektive auch Nachteile oder Schwierigkeiten?
Die Herausforderung besteht zunächst in der Schaffung einer Akzeptanz für geänderte Verwaltungsabläufe und folglich deren verbindliche Einführung in allen mitwirkenden Dienststellen zusätzlich zum laufenden Dienstgeschäft.
KEAN: Standardisierte Prozesse und Maßnahmen helfen dabei, Kosten und Zeit zu sparen und mit geringem Aufwand einen Überblick über zukünftige Bauaufgaben zu bekommen. Braucht es bei unterschiedlichen Liegenschaften und Gebäudetypen nicht dennoch individuelle Lösungen?
Individuelle Lösungen und Komponenten wird es auch zukünftig bei der Vielfalt von Liegenschaften und Bauaufgaben geben. Dennoch kann auch liegenschaftsübergreifend bei wiederkehrenden Bauaufgaben, wie z.B. einem Neubau eines Sanitätsversorgungszentrums oder einer Feuerwache, eine Standardisierung anwendbar sein. Auch erwägt das Staatliche Baumanagement Hannover eine Standardisierung kleinerer Aufgaben wie bspw. technische Ausbaupakete für den Austausch konventioneller Energieversorgung in erneuerbare Energien, um eine Klimaneutralität in Bundeswehrliegenschaften zu erreichen.
KEAN: Gab es grundsätzliche Erkenntnisse in Bezug auf die Erreichung eines klimaneutralen Gebäudebestands bei den Bundeswehr-Liegenschaften? Was muss beachtet und welche Hemmnisse müssen ggf. überwunden werden?
Es muss dringend ein grundsätzliches Umdenken im Bereich des Liegenschaftsbedarfes erfolgen, z.B. durch die Vermeidung von Neubauten zu Gunsten von Gebäudesanierungen und -umbauten. Einerseits um graue Energie zu sparen und andererseits um personal- und ressourcensparend zu agieren.
Ein hohes Energieeinsparpotential besitzen Gebäude, die weitgehend oder komplett ungenutzt sind und außer Betrieb genommen werden. Nutzeraufgabe wird es daher sein, diese Flächen in Bestandsgebäuden zu optimieren und zu reorganisieren.
Eine weitere Herausforderung ist die Abgrenzung und Priorisierung energetischer Sanierungen vor üblichen Bauunterhaltungsmaßnahmen, die die Aufgabe verlangsamen, verteuern und vor allem eine Standardisierung verhindern würden.
Die sich in Vorbereitung befindliche EU-Richtlinie zur Definition Klimaneutralität unter Einbeziehung von grauer Energie sollte hinsichtlich des Umganges und der Einberechnung der grauen Energie im LbKK nachträglich berücksichtigt werden, um ein zukunftsbeständiges Konzept zu erhalten.
KEAN: Vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen gibt es auf den Seiten des Niedersächsischen Landesamtes für Bau und Liegenschaften