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Am 24. Januar wurden im Rahmen einer Veranstaltung des Niedersächsischen Städtetags (NST) und der KEAN die Potenziale und Herausforderungen der Wärmewende erörtert und digitale Methoden zur Quartiersgestaltung vorgestellt. Hierbei wurde darauf eingegangen, wie die Wärmewende zielgerichtet angestoßen, die kommunale Wärmeplanung umgesetzt und nachhaltige Wärmequellen wie Oberflächengewässer erschlossen werden können.
Die Wärmeversorgung von Gebäuden soll bis 2045 vollständig klimaneutral erfolgen - in Niedersachsen werden aber noch rund 90% der Wärmeanwendungen mit Öl und Gas gedeckt. Vor diesem Hintergrund hat das Land Niedersachsen seit dem 01.01.2024 insgesamt 95 Mittel- und Oberzentren zur Durchführung einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Ferner werden 2024 voraussichtlich auch alle anderen Kommunen in Niedersachsen zur Wärmeplanung verpflichtet, um dem Bundesgesetz zur Wärmeplanung Rechnung zu tragen.
Die Wärmewende zielgerichtet anstoßen
Patrick Nestler von der KEAN hat daher im Rahmen der Veranstaltung zunächst die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Wärmeplanung in Niedersachsen und im Bund erläutert sowie die Verzahnung dieser Gesetze mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) umrissen (Präsentation siehe hier). Als strategisches Instrument zur Gestaltung der Wärmewende grenzt sich die Wärmeplanung in der notwendigen Detailtiefe klar gegenüber Umsetzungsplanungen (z.B. für Wärmenetze) oder Detailplanungen (z.B. auf Gebäudeebene) ab. Vielmehr soll mittels der Wärmeplanung eine Basis geschaffen werden, um zielgerichtet weiterführende Maßnahmen in Teilbereichen des kommunalen Gebiets anzustoßen.
Effizienzmaßnahmen umsetzen
In der Folge wurde dann für einen ebensolchen Teilbereich einer Kommune ein Integriertes energetisches Quartierskonzept für die Altstadt in Stade vorgestellt. Hierbei wurden einerseits Effizienzpotenziale im teils historischen Gebäudebestand, andererseits die verfügbaren nachhaltigen Wärmequellen näher betrachtet.
Im Ergebnis wusste Herr Matthias Müller – Mitarbeiter der Hansestadt Stade – zu berichten, dass es v.a. ein Energiemix aus verschiedenen Quellen sein wird, der die Dekarbonisierung der Altstadt sicherstellt (Präsentation, siehe hier). Anfangs werden dabei in erster Linie noch höher temperierte Wärmequellen (Biogas-BHKWs, Pelletkessel) zum Einsatz kommen, die dann immer stärker durch niedertemperierte Wärmequellen (Umweltwärme aus dem Erdreich oder Fließgewässern) verdrängt werden. Dies wird durch fortschreitende Sanierungstätigkeiten und dadurch sinkende Temperaturanforderungen unterstützt.
Sanierungstätigkeiten können die Nutzung niedertemperierter Wärmequellen unterstützen. Bildquelle: shutterstock_440245672
Nachhaltige Wärme erschließen
Genau hier bieten sich mit Blick auf die Altstadt Stade mit seiner „Insellage“ erhebliche, wenngleich bislang ungenutzte niedertemperierte Umweltwärmepotenziale aus Oberflächengewässern an. Da in Niedersachsen eine Vielzahl von Siedlungen in der Nähe solcher Gewässer liegen, liegt die Auseinandersetzung mit einer solchen Wärmenutzung nahe (mehr dazu hier).
Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Umweltwärmepotenzial aus den größeren Flüssen in Niedersachsen allein dem gesamten Wärmebedarf für Raumwärme und Warmwasser in Niedersachsen entspricht (hinzu kommen noch Potenziale aus Seen, künstlichen Wasserstraßen oder der Nordsee). Das Umweltwärmepotenzial aus der vergleichsweise kleinen Leine würde bspw. ausreichen, um den gesamten Wärmebedarf der Landeshauptstadt zu decken.
Herr Dr. Michael Seiffert vom Architektur- und Ingenieurbüro Seiffert hat daher in seinem Vortrag (Präsentation siehe hier) verschiedene Möglichkeiten zur Versorgung ganzer Quartiere und Städte mit Umweltwärme aus Oberflächengewässern vorgestellt. Grundsätzlich wird die Umweltwärme dabei mittels (Groß-) Wärmepumpen auf die notwendige Nutztemperatur gebracht und in ein Fernwärmenetz oder eine Heizungsanlage eingespeist. Dabei wurde auch die Bedeutung der Niedertemperatur-Readyness von angeschlossenen Heiz- oder Fernwärmesystemen herausgestellt. Frei nach dem Motto „jedes Grad weniger zählt“ sind Maßnahmen zur Absenkung der Nutztemperatur zu ergreifen, damit der Umstieg der Fernwärmeversorgung auf niedertemperierte Wärmequellen gelingt.
Die gute Nachricht: Eine Absenkung der Nutztemperatur kann durch eine Vielzahl nicht- und geringinvestiver Maßnahmen wie dem Einbau großflächigerer Heizkörper oder dem hydraulischen Abgleich gelingen. Um einzelne Gebäudebesitzer:innen passgenau beraten zu können, bedarf es jedoch sicherlich eines ausdifferenzierten Informations- und Beratungsangebots.
Umweltwärme aus Fließgewässern könnte in Zukunft eine wichtige Wärmequelle darstellen. Bildquelle: Fotolia_136115580
Gemeinsam Erfolge erzielen
Dieser Prozess kann wiederum nach Ansicht von Herrn Christian Mainka, Mitarbeiter der City&Bits GmbH, durch eine umfassende Digitalisierung verschiedener Daten unterstützt werden, die im Rahmen kommunaler Wärmeplanungen erfasst wurden (Präsentation siehe hier). Insbesondere die Digitalisierung von Gebäude-, Verbrauchs- und Bedarfsdaten kann hier einen maßgeblichen Beitrag leisten, um ein besseres Verständnis für die Wechselwirkungen verschiedener wärmewenderelevanter Aktivitäten zu erreichen.
Mehr noch: Durch die Digitalisierung können diese Wechselwirkungen schnell visualisiert werden und so die Diskussion mit Politik, Bürgerschaft und anderen Betroffenen erleichtern und versachlichen.
Dr. Georg K. Schuchardt
0511 89 70 39-26
georgkonrad.schuchardt [at] klimaschutz-niedersachsen.de