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Dass ein „Weiter so“ mit „Bauen, bauen, bauen“ zur Lösung der Wohnungskrise nicht funktioniert und dass die Kapazitäten dafür auch gar nicht vorhanden sind, das waren die zentralen Botschaften des diesjährigen wohnungspolitischen Kongresses. Uns fehlen Wohnungen in großer Zahl - insbesondere im niedrigen Preissegment und in den größeren Städten. Mit welchen Maßnahmen diesem Problem begegnet werden kann, das war Thema des diesjährigen Kongresses, der in Hannover stattgefunden hat.
Veröffentlicht am: 05. Dezember 2023„Wir müssen von unseren hohen Komfortansprüchen runter“, so Minister Olaf Lies zu Beginn des diesjährigen Kongresses in Bezug auf die derzeitige Wohnkrise. Hierzu sollen Bauvorschriften vereinfacht und Qualitätsstandards herabgesetzt werden. Darüber hinaus soll die „Umbauordnung“ kommen (eine zentrale Forderung der „architects for future“) und der „Gebäudetyp E“ soll Vereinfachungen für Innovationen bringen, so die zentralen Botschaften direkt zu Veranstaltungsbeginn.
Etwa 175 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich trotz Krankheitswelle und Verkehrsproblemen bei der Veranstaltung ein, um zunächst Prof. Dr. Ing. Werner Sobeks Vortrag über die Energie-, Emissions- und Baustoffwende zu verfolgen. Dass uns die Sonne ausreichend Energie zur Verfügung stellt und wir kein Energieproblem haben, war eine altbekannte Botschaft, die das Grundsätzliche in den Blick nahm, ohne auf das Klein-Klein von Grenzabständen der PV-Anlagen auf Reihenhäusern oder auf die Flächenbegrenzungen beim Ausbau von Windkraft einzugehen.
Mit der Podiumsdiskussion wurde die Frage gestellt: „Ist alt das bessere Neu?“. In der Diskussion wurde die Sorge um den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft thematisiert und die Forderung nach mehr flexiblen Grundrissen mit variabel nutzbaren gemeinschaftlichen Flächen platziert. Darüber hinaus ging es um die konkreten Probleme bei der Sanierung von Altbauten (welche Abriss und Neubau wirtschaftlicher werden lassen können), um den Mythos, dass hohe Effizienzstandards Neubauten zu teuer machen – aber auch um die Tatsache, dass Dämmung nicht das Allheilmittel ist. Eine weitere Erkenntnis war, dass wir kein „Wohnungsdefizit“ haben, sondern ein Verteilungsproblem hinsichtlich der verfügbaren Wohnfläche pro Kopf (Stichwort „Wohnraumluxus“). Zudem wird Klimaschutz von Banken bei der Finanzierung nicht ausreichend honoriert.
Im Zentrum standen also auch Themen, welche die „Wohnungsmarktbeobachtung 2023“ der NBank mit dem Titel: „Zeit umzudenken“ schon aufgegriffen hat. In dem lesenswerten Bericht werden auch Lösungswege aufgezeigt, mit denen dem Wohnungsbaumangel auf andere Weise begegnet werden kann. So wird darin u. a. die ungleiche Wohnraumverteilung thematisiert, die zwischen den Generationen herrscht, und darauf eingegangen, wie den Fehlentwicklungen entgegengewirkt werden muss. Zudem wird deutlich, dass das Wissensmanagement und die Kommunikation guter Beispiele ausgebaut werden müssen.
Vier Fachforen am Nachmittag
Am Nachmittag wurden Themen im Rahmen von Fachforen tiefergehend diskutiert. „Einfach gut!“ heißt ein vorgestelltes Modellprojekt der Architektenkammer mit NBank, vdw, und dem Land Niedersachsen. Nachhaltiger, einfacher und kostengünstiger soll das Bauen werden und Klimaschutz mit Baukultur konsequent zusammengebracht werden. Das Projekt wird ebenfalls in der „Wohnungsmarktbeobachtung 2023“ thematisiert.
Zur „Wohnraumförderung heute und morgen“ wurde im Forum der NBank referiert und diskutiert. In einem anderen Forum wurden „Innovative Wege für die Praxis“ vorgestellt, wie u.a. die serielle Sanierung oder Betriebsmonitoring-Systeme für Heizanlagen.
Ein weiteres Fachforum wurde von der KEAN gestaltet und umgesetzt. Es stellte zwei unserer Beispiele aus der Praxis der Wohnungswirtschaft dar, welche die KEAN mit der „Grünen Hausnummer“ ausgezeichnet hatte. Ein innovatives Wohnungsunternehmen, die GEWO Nordhorn mit Geschäftsführer Reno Schütt, zeigte auf, wie sie im Bestand die Umstellung auf Wärmepumpe organisieren und per konsequentem Monitoring die Schwachstellen der Heizungssysteme aufdecken, um sie auszumerzen. Dabei sind enorme Optimierungspotentiale in den Heizungskellern zu heben - das zeigte auch schon das Projekt FeBOp, an dem die GEWO teilgenommen hatte und dessen Optimierungssystem sie weiter konsequent anwendet. Auch so bleibt Wohnraum bezahlbar.
Herman Kempf aus Stadthagen, strafte diejenigen Lügen, die behaupten, dass hohe Energieeffizienzstandards bei Neubauten abgesenkt werden müssen, weil sie zu teuer seien. Er baute KfW40+ Mehrfamilienhäuser mit Wärmepumpen, Lüftungsanlagen, Photovoltaik und Wallboxes für jeden Stellplatz, und er bietet die Wohnungen für Warmmieten von 11,50 Euro pro Quadratmeter an. Bei den letzten Energiepreiserhöhungen feierten ihn seine Mieter und Mieterinnen mit Geschenken und Dankesbriefen, denn sie waren von der Energiekrise nicht betroffen. „Wenn ich wieder neu baue, dann nur wieder mit diesem Standard“, so Kempf.
Die Ergebnisse des Kongresses finden Sie hier.
Impressionen vom 19. Wohnungspolitischen Kongress in Hannover. Bildquelle: NBank
Gerhard Krenz
0511-89 70 39-22
gerhard.krenz [at] klimaschutz-niedersachsen.de