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Seit dem 25. Juni 2024 werden die Ergebnisse des Zensus 2022 schrittweise veröffentlicht. Sie liefern neben der reinen Bevölkerungszahl auch Informationen zu Gebäuden und Wohnen, zur Demografie sowie zur Bildung und Erwerbstätigkeit. So lebten zum 15. Mai 2022 in Niedersachsen 7.943.733 Menschen in rund 2,37 Mio. Gebäuden - die zum Großteil mit Gas beheizt (71,0 %) werden. Der Anteil erneuerbarer Energieträger betrug 5,4 %. Die Ergebnisse werden neben den Regionaltabellen zu den einzelnen Themen als räumlich aufgelöste Gitterdaten zum Download für geografische Informationssysteme (GIS) bereitgestellt.
Um verlässliche Basiszahlen für Planungen zu haben, wird der Zensus ungefähr alle zehn Jahre durchgeführt. Zuletzt fand er als registergestützte und stichprobenbasierte Volkszählung, einschließlich einer Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) sowie einer Vollerhebung an Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften, im Jahr 2022 mit Stichtag 15. Mai 2022 statt. Die Daten aus diesem letztmaligen Zensus wurden nun veröffentlicht. Der Zensus liefert neben der reinen Bevölkerungzahl wichtige Informationen zum niedersächsischen Wohngebäudebestand. Diesmal wurden flächendeckend u.a. Daten zu eingesetzten Energieträgern in Heizungen, zu den Nettokaltmieten sowie zum Leerstand ermittelt.
Bevölkerung in Niedersachsen
Zum 15. Mai 2022 lebten laut Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) 7.943.733 Menschen in Niedersachsen. Im Vergleich zur Bevölkerungsfortschreibung mit Stand 30. Juni 2022, wurde im Zensus 2022 eine um 2,1 % geringere Zahl für Niedersachsen ermittelt. Im Vergleich zum Zensus 2011 ist die Bevölkerungszahl aber um 2,1 % gewachsen.
Gebäudebestand in Niedersachsen
In Niedersachsen gab es zum 15. Mai 2022 rund 2,37 Mio. Gebäude mit Wohnraum. Von diesen wurden 59 % vor 1980 gebaut und damit zum großen Teil vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977. Hier besteht ein hoher Bedarf an energetischer Optimierung, um die hohen Heizenergiebedarfe signifikant abzusenken.
Der Großteil der 2,37 Mio. Gebäude mit Wohnraum wurde laut Zensus mit Gas beheizt (71,0 %). Nach Auskunft des LSN hatte Niedersachsen damit im Vergleich der Bundesländer bei diesem Energieträger prozentual den höchsten Anteil. Der Anteil erneuerbarer Energieträger wie Holz, Holzpellets, Wärmepumpen, Solar- und Geothermie, Biomasse und Biogas zum Heizen betrug lediglich 5,4 %. Damit hat Niedersachsen bundesweit den höchsten Anteil an Heizanlagen, die im Rahmen der Wärmewende umgerüstet und dekarbonisiert werden müssen.
Eine grafische Darstellung der Daten finden Sie hier.
Anteil der zur Beheizung des Gebäudes verwendeten Energieträger. Bildquelle KEAN, Datenquelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen
Bundesweit höchster Anteil fossiler Heizungen
Der hohe Anteil an Gasheizungen in Niedersachsen liegt insbesondere in der Gasinfrastruktur begründet, die in Niedersachsen sehr gut entwickelt ist. Aufgrund von Gasfeldern in Niedersachsen, aber auch in den angrenzenden Niederlanden sowie guten Importmöglichkeiten an den niedersächsischen Häfen waren die Netzbetreiber in Niedersachsen massiv tätig. Warum der Anteil der Gasheizungen in Niedersachsen so hoch ist, wurde auch in einem Artikel des NDR näher beleuchtet.
Erfreulich: Der hohe Anteil fossiler Heizungen betrifft insbesondere den Gebäudebestand. Im Bereich der Neubauten wurden 2023 laut weiterer Daten des LSN in Niedersachsen 78% der neu genehmigten Neubauten mit Wärmepumpen beheizt – und damit mehr als im Bundesdurchschnitt, der bei 76% lag.
Heizkurve optimieren und Energie sparen
Egal ob Gasheizung oder Wärmepumpe: Um Energie, Heizkosten und CO2-Emissionen einzusparen, spielt die Absenkung der Vorlauftemperaturen eine entscheidende Rolle. Heizungsanlagen werden nämlich häufig mit zu hohen Vorlauftemperaturen betrieben. Abhilfe kann die Optimierung der Heizkurve einer Heizanlage bieten, wodurch komfortables Heizen meist auch mit geringeren Vorlauftemperaturen ermöglicht wird. Mehr dazu gibt es in unserem neuen Faktenpapier.
Gitterdaten für die Kommunale Wärmeplanung
Im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung müssen verschiedene Daten erhoben und räumlich aufgelöst dargestellt werden. Im Zuge der Bestandsanalyse sind u.a. die Baujahre sowie die aktuelle Wärmeversorgungsstruktur räumlich darzustellen. Der Zensus 2022 liefert einige hilfreiche Daten und kann entsprechend herangezogen werden. Im Zensus-Atlas werden z.B. die Ergebnisse zu der Heizungsart und zu den eingesetzten Energieträgern der Heizung räumlich verortet. Die zugehörigen Daten stehen hier unter entsprechender Quellenangabe als OpenData zur freien Nutzung zum Download bereit.
Jedes heruntergeladene ZIP-Archiv enthält die Daten des Themas für das 10 km-, 1 km- und 100 m-Gitter in tabellarischer Form als csv-Datei sowie eine ausführliche Datensatzbeschreibung als Excel-Datei. Diese Daten können in einem GIS räumlich aufgelöst werden. Je nach Bedarf können die Daten aus den Gitterzellen auf andere Betrachtungsebenen, z.B. Baublöcke, umgelegt werden. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die bereitgestellten Daten aus dem Zensus 2022 keine eindeutigen Rückschlüsse auf einzelne Gebäude zulassen.
Zum Schutz personenbezogener Daten werden die im Zensus dargestellten Daten in einem speziellen Verfahren leicht verfälscht. Eine Plausibilisierung der Daten ist daher empfohlen. Die Kommunale Wärmeplanung kann auch anhand von leicht abweichenden Daten durchgeführt werden.
Dr. Isabell Kiepe
0511 89 70 39-25
isabell.kiepe [at] klimaschutz-niedersachsen.de