Im Projekt „Schule·Klima·Wandel 2.0" wurden im Frühjahr 2022 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 19 Jahren zu Klimabotschafterinnen und Klimabotschaftern ausgebildet. Das Ziel: Junge Menschen fit machen in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, damit diese dann ihr Wissen in Workshops an Gleichaltrige weitergeben können – nicht nur, aber auch in Niedersachsen. Eine der Schulungen fand vom 9. bis 14. Mai in der Region Hannover statt. Unter den 16 Teilnehmenden war auch die fünfzehnjährige Julia.
Selbst aktiv werden und etwas bewirken
KEAN: Was hat Dich motiviert, Dich für die Ausbildung zu bewerben?
Julia: Ich erlebe oft, dass Menschen nicht viel über den Klimawandel wissen. Das Wissen um die Zusammenhänge des Klimawandels ist aber die Basis, um aktiv zu werden für den Klimaschutz. Meine Motivation war, dieses Wissen weiterzugeben, ganz besonders an andere junge Menschen. Daher war ich begeistert von der Möglichkeit, selbst etwas zu machen, selbst etwas zu bewirken. Dabei hat mich vor allem das Peer-to-Peer-Prinzip überzeugt, also das Lernen unter Gleichaltrigen.
KEAN: Was hast Du in der Ausbildung gelernt? Was hat Dich dabei am meisten beeindruckt?
Julia: Natürlich haben wir in der Ausbildung die Grundlagen zu Klimaschutz und Klimawandel gelernt, wie den Treibhauseffekt und die Erderwärmung. Aber im Fokus standen Projekt-Management und wie man interaktive Workshops leitet. Wir haben geübt, wie man vor Gruppen redet und das eigene Wissen für junge Menschen gut verständlich rüberbringt. Mein persönliches Aha-Erlebnis war das Weltverteilungsspiel, bei dem wir uns einmal anhand der Weltbevölkerung auf den Kontinenten aufgestellt haben.
Beim zweiten Mal ging die Aufteilung dann anhand der CO2-Emissionen. Dabei sind die viel höheren CO2-Emissionen der Industrieländer sichtbar geworden. Das hat die globale Klima-Ungerechtigkeit für mich so deutlich gemacht und auch, wie sehr die Welt unter dem Wohlstand vergleichsweise weniger Menschen leidet. Sehr gut gefallen haben mir die abendlichen Fragerunden. Vieles davon nehme ich in meinem Alltag mit – auch Vieles, was man nicht im Klassenraum lernen kann.

Julia hat sich zur Klimabotschafterin ausbilden lassen
Argumentieren: Ja, aber nicht mit allen
KEAN: Habt ihr dabei auch Tipps bekommen, wie man mit Klimaskeptikern umgehen kann?
Julia: Ja, auch dazu haben wir Methoden gelernt. Aber auch, dass es hier immer wichtig ist, nach den Ursachen zu schauen: Oft sind Emotionen wie Ignoranz oder auch Angst der Grund. Hier kann man versuchen, sich mit den Argumenten auf diese Gefühlslagen zu beziehen und muss dabei immer sachlich bleiben. Das haben wir in Rollenspielen geübt. Anders sieht es bei felsenfesten Klimaleugnern aus, die ihre Meinung nicht diskutieren wollen. Hier brauchen wir uns nicht zu verkämpfen, das ist sinnlos.
Entschlossen gemeinsam handeln
KEAN: Bei manchen Menschen erzeugt der Gedanke an den Klimawandel Angst oder Resignation angesichts seiner dramatischen möglichen Folgen der Zukunft. Habt ihr auch gelernt, damit umzugehen?
Julia: Auch das war ein Thema. Wir haben gelernt, dass man diesen Gefühlen am besten mit hoffnungsvollen Beispielen begegnet – wie dem Ozonloch, das sich nach dem weltweiten Verbot von FCKW-Gasen wieder erholt. Dieses Beispiel macht Mut. Es zeigt: Wenn die Weltgemeinschaft entschlossen und gemeinsam handelt, können wir auch dem Klimawandel etwas entgegensetzen!
KEAN: Wie soll es nun mit Dir als Klimabotschafterin weiter gehen?
Julia: Ich freue mich schon auf meine ersten Einsätze, die nach den Sommerferien stattfinden sollen. Das funktioniert dann so: Schulen oder auch Jugendgruppen, die eine Klimabotschafterin oder einen Klimabotschafter für einen Workshop oder auch Projekttage einladen wollen, wenden sich an das Projektteam in Berlin. Von dort bekommen wir über eine App die Anfrage mit Ort und Termin. Dann wird geschaut, wer die Anfrage übernehmen kann und die Inhalte der Workshops werden individuell angesprochen.

Klimabotschafterinnen und Klimabotschafter bei der Ausbildung
Mehr Klimaschutz in Schulen
KEAN: Wie könnte man Klimaschutz noch besser zum Thema in Schulen machen?
Julia: Das würde ich mir auf jeden Fall wünschen! Das Thema sollte schon ganz früh in Schulen auf dem Plan stehen, also in den Grundschulen. Den Treibhauseffekt kann man sehr gut auch Jüngeren erklären. Jede weiterführende Schule sollte eine Klima-AG haben. Jeder kann und sollte einen Teil zum Klimaschutz beitragen und Schulen sollten dies mehr fördern – in AGs geht das sehr gut.
Forderungen an die Politik
KEAN: Wenn Du drei Wünsche an die Politik frei hättest, welche wären das?
Julia: Mein erster Wunsch ist, dass wir weniger Produkte importieren – vor allem bei Lebensmitteln, aber auch weniger Fast-Fashion. Eine Jeans reist mehr als einmal um die Welt, bis sie bei uns im Laden hängt. Da stimmt doch etwas nicht. Waren aus dem eigenen Land stärken die heimische Wirtschaft und vermeiden Emissionen. Damit wird nicht nur die Umwelt geschützt, sondern wir sind auch unabhängiger von anderen Ländern.
Mein zweiter Wunsch: Die Welt verändert sich, durch den Klimawandel aber auch den Krieg in der Ukraine. Wir leben in einer Zeit des Wandels und Politik muss sich daran anpassen. Die alten Denkweisen passen nicht mehr in die Welt, wie wir sie aktuell haben. Wir brauchen einen neuen Blick auf die Welt, auch in der Politik. Und drittens sollte Politik gerechter handeln. Das Wohl der Menschen in Deutschland, aber auch auf der ganzen Welt, sollte nicht mehr dem Profitstreben großer Konzerne untergeordnet werden!