Gutes Beispiel

Bürgersolarpark Hardegsen – erfolgreiches Zusammenspiel von kommunalem Energieversorger und Energiegenossenschaft

Die Genossenschaft „Bürgerenergie Hardegsen“ ist zwar keine Gesellschafterin des Bürgersolarparks Hardegsen, dennoch kann sie durch die erfolgreiche Umsetzung des Projekts viele Pluspunkte für sich verbuchen. Von der Genossenschaft ging die Initiative aus, auf einer Hangfläche nah der Stadt Hardegsen eine PV-Freiflächenanlage zu errichten. In rund zwei Jahren führte die Idee zum Erfolg.

Die 11,68 Megawatt-Anlage mit einem Investitionsvolumen von mehr als 7,8 Millionen Euro erzeugt seit Dezember 2022 jährlich etwa elf Millionen Kilowattstunden Strom. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr ließen sich damit rund 3.200 Haushalte versorgen – ein wichtiger Baustein für die Energiewende im Landkreis Northeim in Südniedersachsen.

Vorteilhafte Kooperation

Möglich wurde die partnerschaftliche Umsetzung durch die Kooperation mit dem kommunalen Energieversorger EAM, der in Hardegsen seine erste Freiflächen-Anlage installierte und nun durch seine Tochtergesellschaft EAM Natur Energie GmbH betreibt. Die Genossenschaft ist finanziell über die Bereitstellung eines Kredits an dem Projekt beteiligt. Vereinbart sind eine feste Verzinsung des eingebrachten Kapitals zuzüglich einer Umsatzbeteiligung, die je nach dem Vermarktungserlös für den Strom höher oder geringer ausfallen kann. Karin Hagedorn vom Vorstand der Bürgerenergie Hardegsen resümiert: „Diese Form der Beteiligung ist nach langer rechtlicher Prüfung und Abwägung für uns am besten geeignet. Sie ist satzungskonform und hat das geringste Risiko für unsere ehrenamtlich geführte Genossenschaft und damit das Geld unserer Mitglieder.“ Zudem hätte die Genossenschaft, die Vermarktung des Stroms nicht selbst leisten können, bei der EAM liege das in Profihänden.

Mit den Flächeneigentümern wurden Pachtverträge geschlossen, die neben einer festgelegten Zahlung ebenfalls eine Kopplung an die Vermarktungserlöse vorsieht.

Transparente Kommunikation mit allen Akteuren
Die erste Kontaktaufnahme und -koordination mit den fünf Flächeneigentümern, dem Bürgermeister, den Ratsmitgliedern und dem Landkreis Northeim als Genehmigungsbehörde erfolgte zunächst durch die Bürgerenergiegenossenschaft. Dabei wurde schnell klar, dass die Genossenschaft einen starken Partner einbeziehen wollte. Die Wahl fiel auf die EAM, die als Energieversorger in kommunaler Hand bereits zahlreiche Projekte für eine nachhaltige Energieversorgung im Landkreis umgesetzt hatte. Ziel war es, alle Beteiligten zu jedem Zeitpunkt zu informieren und einzubinden, erklärt EAM-Kommunalreferent Jörg Hausknecht. Da sowohl die Stadt Hardegsen als auch der Landkreis Northeim den Ausbau der erneuerbaren Energien engagiert vorantreiben, stieß das Vorhaben in der Kommunalpolitik auf großes Interesse.

Der Bürgersolarpark Hardegsen wurde am 07. Dezember eröffnet! Bildquelle: EAM

Günstiger Standort, zügige Genehmigung
Der geplante Standort hatte mehrere Vorteile: Die Hangfläche grenzt unmittelbar an ein Umspannwerk der EAM. Zudem prägen ein Zementwerk und zwei Bundesstraßen die Örtlichkeit. Die bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen waren im Flächennutzungsplan bereits als Industriegebiet vorgesehen. Daher war es möglich, die Anlage im Außenbereich planungsrechtlich zuzulassen. Als „sonstiges Vorhaben“ konnte auf einen Bebauungsplan verzichtet werden, was Zeit und Kosten sparte. Für die notwendige Baugenehmigung wurden alle Fachbehörden beteiligt. Auf einer Fläche von rund zwölf Hektar wurde die Anlage in einer Bauzeit von fünf Monaten errichtet. „Dies ist aus unserer Sicht ein tolles Vorzeigeprojekt mit der Genossenschaft! Es zeigt, wenn regionale Akteure Hand in Hand arbeiten, dass die Energiewende vor Ort zügig zum Vorteil von allen regionalen Akteuren umsetzbar ist“, betont Dr. Andreas Brors, Geschäftsführer der EAM Natur Energie. Etwa zehn Prozent der Fläche wurden als Ausgleichsfläche festgelegt.

Auf der Fläche selbst werden Schafe dafür sorgen, dass das Gras abgeweidet wird. Randflächen sollen mit regionalem Saatgut zu Blühflächen aufgewertet werden, zudem ist Platz für Imkerei vorgesehen. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel sieht durch das erfolgreiche Projekt die positive Haltung von Stadt und Landkreis zum Ausbau der erneuerbaren Energien bestätigt: „Der Landkreis Northeim ist Vorreiter beim Klimaschutz und Ausbau erneuerbarer Energien. Dieser Solarpark ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, was kommunale Akteure gemeinsam schaffen können.“

Weitere Projekte sollen folgen

Die EAM plant die Umsetzung weiterer PV-Freiflächenprojekte. Finanzielle Beteiligungen der Flächeneigentümer oder von Bürgerenergiegenossenschaften sind nach Auskunft von Jörg Hausknecht dabei auch zukünftig vorgesehen.

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