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In der Novelle des Niedersächsischen Klimagesetzes wird die Wärmeplanung für Mittel- und Oberzentren zur kommunalen Pflichtaufgabe. Wie die kommunale Wärmeplanung dabei konkret umgesetzt werden kann und welche Schritte die Wärmeplanung umfasst, zeigen die Landkreise Friesland und Wittmund, die Ende des Jahres 2021 das Leuchtturmprojekt „Kommunale Wärmeplanung und Erneuerbare Energien Landkreise Friesland & Wittmund" durchgeführt haben.
Veröffentlicht am: 06. Juli 2022Kommunale Wärmeplanung: Erfolgsgarant für die Energiewende
Bislang hinkt die Umsetzung der Wärmewende den Klimaschutzzielen des Bundes weit hinterher und der Handlungsbedarf in diesem Bereich wird immer offenkundiger. Die kommunale Wärmeplanung stellt dabei ein Instrument dar, mit dem die Wärmewende vor Ort vorangebracht werden kann. Die kommunale Wärmeplanung hat den Charakter einer Vorplanung, um gezielte Detail- und Umsetzungsplanungen im Gemeindegebiet (im Quartier) anzustoßen. In diesem Zuge werden Effizienzpotenziale gehoben und der Einsatz erneuerbarer Wärmequellen und deren Verteilung im Quartier skizziert.
Wärmeversorgung unter der Lupe
Die Landkreise Friesland und Wittmund wollten die kommunale Wärmeplanung im Jahr 2021 stärker vorantreiben, weshalb sie das Planungsbüro IP SYSCON mit dem Projekt „Kommunale Wärmeplanung und Erneuerbare Energien" beauftragten. Zunächst wurde im Rahmen der Wärmeplanung die aktuelle Wärmeversorgung in den Landkreisen im Rahmen einer Bestandsanalyse erfasst. So wurden die Verbrauchsdaten ausgewertet und untersucht, welche Energieträger im kommunalen Gebiet zur Wärmeversorgung eingesetzt werden und wo Nah- und Fernwärmenetze vorhanden sind. Hierdurch wird eine gebäudescharfe Wärmebedarfsanalyse möglich, die für die zukünftige Wärmeplanung eine zentrale Bearbeitungsgrundlage schafft.
Analyse der aktuellen und potenziellen Nutzung erneuerbarer Energien
Ein weiterer zentraler Baustein der kommunalen Wärmeplanung ist die Analyse, welche Erneuerbaren Energiequellen für eine klimafreundliche Wärmeversorgung bereits eingesetzt werden und zukünftig verstärkt eingesetzt werden können. Klares Ergebnis: Das Potenzial der Windenergie-Nutzung ist bereits zum Großteil ausgeschöpft. Dennoch zeigt die Potenzialanalyse: Auch in Kommunen, in denen die Windenergie bereits in größerem Maßstab genutzt wird, gibt es Möglichkeiten zur weiteren Erschließung erneuerbarer Energiequellen. Neben der Möglichkeit des Repowerings von Windkraftanlagen wurde insbesondere die Photovoltaik – auf Dächern und Freiflächen – und die Solarthermie als mögliche Energie- bzw. Wärmequelle für die Wärmeversorgung identifiziert.
Die Analyse zeigte für den Landkreis Friesland ein enormes Potenzial hinsichtlich der Nutzung von PV und Solarthermie. Quelle: EKP, IP SYSCON GmbH
Um dieses Potenzial zu heben, wurde ein Solardachkataster für die beiden Landkreise erstellt, welches nun kostenfrei von allen Interessierten genutzt werden kann. Eine weitere wichtige erneuerbare Wärmequelle ist die oberflächennahe Geothermie. Für geeignete Standorte, die eine Nutzung oberflächennaher Geothermie erlauben, werden auch die mengenmäßigen Wärme-Potenziale abgeschätzt. Darüber hinaus wurden Abwärmepotenziale verschiedener Unternehmen in den Landkreisen identifiziert.
Für die Landkreise Friesland und Wittmund steht nun ein Solardachkataster kostenfrei zur Verfügung
Anhand der vorangehenden Bestands- und Potenzialanalysen im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung werden dann Zielpfade für die Nutzung erneuerbarer Strom- und Wärmequellen identifiziert, mit denen sich bis zum Jahr 2050 ein Großteil der heutigen Treibhausgas-Emissionen im Wärmesektor vermeiden ließen.
Um die jeweiligen Gemeinden fortführend zu unterstützen, erhielten diese individuelle Steckbriefe, die einen kompakten Überblick zum Status Quo der Wärmeversorgung und der Wärmeversorgungsstruktur – und Perspektiven für eine zukunftsfähige Wärmeversorgung in den Quartieren liefern. Zudem erhielten die Landkreise umfangreiche Daten, welche als Grundlage für eine tiefergehende Auswertung und Planung genutzt werden können.
Lösungen für jedes Quartier
Um die geeignete Lösung für eine klimafreundliche und ökonomische Wärmeversorgung im jeweiligen Gemeindegebiet zu finden, wurden in den Landkreisen Friesland und Wittmund anschließend Quartiere gebildet, die ähnliche energetische Merkmale aufweisen. Die Ergebnisse der Bestands- und Potenzialanalysen wurden für diese Quartiere konkretisiert, um zielgerichtet Detail- und Umsetzungsplanungen anzustoßen. So werden gezielt Strategien zur Hebung von Effizienzpotenzialen sowie zur Erschließung und Nutzung erneuerbarer Strom- und Wärmequellen entwickelt. Hierbei kann auch der Bau von Wärmenetzen als Alternative zur gebäudeindividuellen Versorgung mit erneuerbarer Wärme genauer untersucht werden.
Für das Projekt wurden die beiden Landkreise Friesland und Wittmund übrigens beim Wettbewerb Klima kommunal 2020 ausgezeichnet. Mehr zu diesem und anderen kommunalen Vorbild-Projekten finden Sie hier.
Kommunalrichtlinie fördert die kommunale Wärmeplanung
Das Beispiel aus den Landkreisen Friesland und Wittmund zeigt auf, dass die kommunale Wärmeplanung ein wichtiger Schritt für eine erfolgreiche Wärmewende vor Ort ist. Im Rahmen der Wärmeplanung erhalten Kommunen einen Überblick über die aktuelle und potenzielle Wärme- und Energieversorgung, anhand dessen sich Maßnahmen abbilden lassen. Das Projekt der Landkreise Friesland und Wittmund wurde über die Kommunalrichtlinie und die NBank gefördert.
Weitere Informationen:
Wärmebedarfskarte
Um niedersächsischen Kommunen den Einstieg in die kommunale Wärmeplanung zu erleichtern, lässt die KEAN im Auftrag des Landes eine gebäudescharfe Wärmebedarfskarte erstellen. Die Arbeiten hierzu beginnen derzeit. Die Fertigstellung ist für das zweite Quartal 2023 geplant.
Kontaktdaten aus den Landkreisen:
Landkreis Wittmund:
Elisa Bodenstab
Elisa.Bodenstab@lk.wittmund.de
Tel.: 04462 86 1274
Jens Schult
Jens.schult@lk.wittmund.de
04462/861191
Landkreis Friesland:
Valentin Lang
Beauftragter für Klimaschutz und Klimaanpassung
E-Mail: v.lang@friesland.de
Dr. Georg K. Schuchardt
0511 89 70 39-26
georgkonrad.schuchardt [at] klimaschutz-niedersachsen.de