- Arbeitsfelder
- Themen
- Energieberatung
- Förderprogramme
- Gesetze + Normen
- Aus der Praxis
- Aktuelles
- Veranstaltungen
- Über uns
In einer aktuellen Studie des Öko-Instituts und des Fraunhofer ISE im Auftrag von Agora Energiewende wird betont, dass der Einsatz von Wärmepumpen auch im Bestand vielfach effizient und wirtschaftlich gestaltet werden kann! Neben den technischen Möglichkeiten zur Nutzung von Wärmepumpen stehen in der Studie die notwendigen politischen Rahmenbedingungen wie auch die Qualifikation von Fachkräften im Fokus, die für den erfolgreichen Markthochlauf elementar sind. Impulse, die auch in einem aktuellen Eckpunktepapier des BMWKs zur Beschleunigung des Wärmepumpenhochlaufs aufgegriffen wurden.
Veröffentlicht am: 19. November 2022Auf die Temperatur in der Heizung kommt es an ...
Zentraler Parameter für einen effizienten und wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe ist die Vorlauftemperatur der Heizung. Dies ist nicht nur in der Theorie so, sondern wurde auch in langjährigen Untersuchungen des Fraunhofer ISE herausgearbeitet. Um die Vorlauftemperatur möglichst weit absenken zu können, stehen eine Vielzahl von Optionen zur Verfügung. Vielfach wird hier zuerst an eine Dämmung der Gebäudehülle gedacht – eine kosten- und zeitintensive Maßnahme. In Abgrenzung dazu kommt die vorliegende Studie „Durchbruch für die Wärmepumpe" zu dem Ergebnis: Vielfach kann eine Absenkung der Vorlauftemperatur auch durch preisgünstige Maßnahmen erreicht werden!
Exemplarisch wird dabei der gezielte Austausch einzelner „kritischer" Heizkörper genannt. Dies sind Heizkörper, die in Relation zu den anderen Heizkörpern in anderen Räumen im Haus zu klein dimensioniert sind. (Andere, unterstützende Maßnahmen sind der hydraulische Abgleich des Heizsystems, die Absenkung der Heizkurve sowie die Abdichtung von Fenstern und Türen - eigene Anmerkung).
... und damit auch auf die Planung, Installation und Steuerung.
Andererseits ist die Temperatur in der Heizung nicht allein ausschlaggebend für die Effizienz von Wärmepumpen. Ebenso wichtig für einen effizienten und wirtschaftlichen Betrieb sind die sorgfältige Planung, Installation und Steuerung der Wärmepumpe. Dies unterstreicht nochmals deutlich die Schlüsselrolle qualifizierter Fachkräfte und wird auch durch aktuelle Studien zu den Möglichkeiten von Effizienzsteigerungen bei eingebauten Wärmepumpen-Systemen betont.
Mit Blick auf die sorgfältige Planung bleibt dabei zunächst festzuhalten, dass diese nicht nur zu einem reibungslosen und schnellen Einbau vor Ort führt, sondern auch Grundlage für einen gezielten Austausch einzelner „kritischer" Heizkörper ist. Weitere Effizienzpotenziale lassen sich darüber hinaus durch eine optimierte Installation und Steuerung heben. Dies wird auch durch eine aktuelle Untersuchung der ETH Zürich und der Universität Bamberg zu möglichen Effizienzsteigerungen bei installierten Wärmepumpen-Systemen unterstrichen. So können auch bei Gebäuden mit relativ hohen Temperaturen in der Heizung gute Effizienzwerte erreicht werden.
Leider gibt weder das Papier der ETH Zürich/ Universität Bamberg noch die Studie der Agora Energiewende Auskunft darüber, welche „Kniffe des Fachinstallateurs" besonders hilfreich sind, um diese offensichtlich vorhandenen Effizienzpotenziale zu heben - woraus sich mit Blick auf die Wärmewende ein klarer Forschungsauftrag ergeben könnte.
Wärmepumpen im Bestand – auch in Mehrfamilienhäusern eine echte Option!
Weiterhin betont die Studie der Agora Energiewende, dass der Einsatz von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern grundsätzlich ebenfalls möglich ist und bereits vielfach praktiziert wird. Andererseits werden solche Lösungen in Mehrfamilienhäusern noch nicht in der Breite eingesetzt, weder im Neubau, noch im Bestand. Dies liegt an vielfältigen regulatorischen und administrativen Problemstellungen (z.B. als Folge der Eigentümerstruktur – Wohnungseigentümergemeinschaften), die sich vor allem in Mehrfamilienhäusern finden.
Aus technischer Sicht sind es v.a. die mehr oder weniger zentralen Lösungen zur Warmwasser- und Raumwärmebereitstellung in Bestands-Mehrfamilienhäusern, die den Umstieg auf die Wärmepumpe erschweren. Hier gibt die Studie "Durchbruch für die Wärmepumpe" einen ersten Impuls, um die verschiedenen Lösungsansätze zur Warmwasser- und Raumwärmebereitstellung auf wenige grundsätzliche Konzepte zu reduzieren. Dies erleichtert Eigentümerinnen und Planerinnen die Orientierung und kann Startpunkt für die Erarbeitung maßgeschneiderter Wärmepumpenlösungen sein. Auch hier dürfen wir auf einen im Eckpunktepapier des BMWKs zur Beschleunigung des Wärmepumpenhochlaufs angekündigten Leitfaden gespannt sein, welcher das Thema Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern thematisiert und für das erste Halbjahr 2023 ankündigt wurde.
Den Roll-out der Wärmepumpe unterstützen – Weichenstellungen durch die kommunale Wärmeplanung
Abschließend wird in der Studie die Bedeutung der kommunalen Wärmeplanung (KWP) für den Durchbruch der Wärmepumpe betont. Durch die kommunalen Wärmeplanung entwickeln Kommunen Handlungsstrategien, um die Wärmewende voranzutreiben und identifizieren Gebiete (Quartiere), in denen dies gezielt und priorisiert geschehen soll.(Berücksichtigt werden dabei (i) Betriebsoptimierungen der bestehenden Heizungstechnik zwecks Absenkung der Temperatur in der Heizung. Dies bereitet die (ii) Integration grüner Wärme (z.B. durch Wärmepumpen) vor, ebenso wie (iii) die Dämmung der Gebäudehülle - eigene Anmerkung).
In diesen Quartieren ist dann unter Beteiligung aller relevanten Akteure (Anwohner, Energieversorger, Kommunen, Wohnungsbaugesellschaften, Industrie, etc.) ein Verständigungsprozess darüber anzustoßen, wie eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung im Quartier konkret ausgestaltet werden kann.
Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick in die Niederlande. Hier wird gesetzlich geregelt, dass auf Quartiersebene grundsätzlich fünf verschiedene Dekarbonisierungspfade untersucht werden. Neben Wärmenetzen mit mittlerer oder hoher Temperatur und Wärmenetzen mit niedriger Temperatur stehen hier dezentrale elektrische Wärmepumpen im Fokus. Konzepte mit Biogas und Wasserstoff unterliegen sehr restriktiven Bedingungen, da diese nur begrenzt bzw. absehbar gar nicht zur Verfügung stehen – ein Ergebnis zu dem auch die Autoren der vorliegenden Studie sowie das BMWK in einem entsprechenden Eckpunktepapier zur Biomassenutzung kommen.
©Stefan Koch
Fazit:
Bereits heute können Wärmepumpen in Bestandsgebäuden einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten. Vielfach gelingt dies auch ohne oder nur mit geringen Sanierungstätigkeiten. Andererseits ist festzuhalten, dass diese Lösungen oftmals nicht hinreichend bekannt sind. Dies gilt es (immer noch) zu ändern. Hierzu will die Wärmepumpeninitiative Niedersachsen (WIN) einen Beitrag leisten und lädt auch Sie dazu ein, die Verbreitung von Fach- und Praxiswissen zu unterstützen – kommen Sie gerne auf uns zu.
Damit die Wärmepumpe ihren Beitrag leisten kann, gilt es neben der Wissensverbreitung auch entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Markthochlauf dieser Technologie ermöglichen. Dafür braucht es neben einem klaren Bekenntnis der Politik zur Wärmepumpe stabile regulatorische Rahmenbedingungen, die den Einsatz von Wärmepumpen fördern.
Die gesetzliche Verankerung einer 65%-Regel zur Nutzung grüner Wärme im Bestand wäre hier ein wesentliches Werkzeug, um Investitionssicherheit zu schaffen. Flankierend fördert die Kommunale Wärmeplanung die weitere Verbreitung der Wärmepumpe in der Fläche. Mit Blick auf die Fachkräfte bedeutet dies, dass die Wärmepumpe erkennbar zu einem Geschäftsmodell der Zukunft wird und so ein Anreiz geschaffen wird, sich in diesem Bereich stärker zu qualifizieren.
Dr. Georg K. Schuchardt
0511 89 70 39-26
georgkonrad.schuchardt [at] klimaschutz-niedersachsen.de