Datenbasis verbessern!
Was also dringend benötigt wird, ist ein Gebäuderegister, in dem der gesamte Gebäudebestand erfasst wird – unterteilt in Wohn- und Nichtwohngebäude – und anhand dem die nach und nach erfolgte energetische Sanierung der Gebäude abgebildet wird.
Eine erste Zusammenstellung von „Energiedaten von Wohngebäuden in Deutschland" hat die gemeinnützige co2online GmbH aufgebaut, basierend auf Daten, die sie seit dem Jahr 2003 im Rahmen von verschiedenen Kampagnen und Online-Tools rund um das Thema Energiesparen gesammelt hat sowie auf Daten des Zensus 2011 und Mikrozensus 2014. Anhand von rund einer Million Datensätzen lässt sich ablesen, wie u.a. der Gebäudebestand mit Blick auf Gebäudetyp und –alter sowie dem genutzten Energieträger und dem Sanierungsstand aussieht – jeweils unterteilt nach Bundesländern. Die Zahlen für Niedersachsen bilden eine erste Grundlage, um eine landesweite Erhebung und Klassifizierung voranzubringen.
Eine weitere bundesweite "Datenerhebung zum Gebäudebestand", die jedoch einen Fokus auf das Land Hessen legt, hat im Jahr 2018 das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) vorgestellt. Anhand einer Stichprobenbefragung von Wohngebäudeeigentümern konnten mithilfe von 683 kommunalen Grundsteuerstellen bundesweit fast 17.000 Gebäudedatensätze mit Aussagen zum Zustand sowie der aktuellen Entwicklung von Wärmeschutz, Heizung und Gebäudetechnik in eine Auswertungsdatenbank eingegeben werden.
Sanierungsumfang und Sanierungstiefe
Wenn landläufig von der Sanierungsrate gesprochen wird, ist damit in der Regel keine erschöpfende Aussage darüber getroffen, was im Einzelnen und in welchem Umfang konkret umgesetzt wurde. Meist werden Fensterwechsel, Dachsanierung oder Außenwanddämmung genannt. Gerade mit Blick auf Einzelmaßnahmen stellt sich die Frage, ab wann man davon sprechen kann, dass ein Gebäude energetisch saniert wurde.
Und auch wenn an einem Gebäude eine Vollsanierung vorgenommen wurde, also alle Komponenten der Gebäudehülle, die Heizungs- und Warmwasseranlage und ggf. das Lüftungssystem des Gebäudes energetisch saniert wurden, bleibt die Frage nach der so genannten Sanierungstiefe. Das heißt, welcher energetische Standard, welcher maximale Energiebedarf pro Quadratmeter und Jahr wurde erreicht?
Selbst wenn diese Frage beantwortet werden kann, bleibt offen: Wie wirken sich die umgesetzten Sanierungsmaßnahmen auf den tatsächlichen Energieverbrauch der Gebäude aus?
Sanierungswirkung
Um diese Frage zu beantworten, hatte co2online bereits im Jahr 2015 eine Studie „Wirksam Sanieren: Chancen für den Klimaschutz" durchgeführt, die in einem Feldtest mit rund 180 Gebäuden die Sanierungswirkung umgesetzter Maßnahmen untersucht. Hier zeigt sich, dass selbst wenn die technischen Potenziale der Maßnahmen und die Gebäudearten ähnlich bis identisch sind, die jeweilige Sanierungswirkung unterschiedlich hoch ausfallen kann.
Die Gründe liegen in der Komplexität des Zusammenspiels verschiedener Sanierungsmaßnahmen, im Nutzungsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner und damit verbundenen Rebound-Effekten sowie der möglicherweise fehlenden Abstimmung der einzelnen Maßnahmen bzw. Einregulierung technischer Anlagenkomponenten aufeinander.