Energiesysteme im Wandel

Infrastrukturen und Netzausbau

Unser Energiesystem im Wandel bedeutet einen Um- und Ausbau der Energienetze. Das betrifft das Stromnetz, das Erdgasnetz, sowie Wasserstoffnetze und Wärmenetze und künftig auch ein CO2-Netz.

Strom

Stromnetze

Im Zuge der Energiewende und dem Ausbau Erneuerbarer Energien steigt auch der Bedarf am Ausbau der Stromnetze. In den letzten 20 Jahren nahm die Anzahl der großen zentralen Kraftwerke ab und viele dezentrale (Wind, Sonne, Biomasse) wurden an das Netz angeschlossen. Das hat einen Aus- und Umbau des bundesdeutschen Stromnetzes zur Folge. Niedersachsen als Flächen- und Küstenland leistet bereits heute einen großen Beitrag zum Netzausbau.

Netzausbau

Um die Versorgung mit erneuerbarem Strom aus dem Norden im ganzen Land zu gewährleisten, müssen die Stromnetze massiv ausgebaut werden. Die Bundesnetzagentur gibt einen Überblick zum Status des Netzausbaus. 

Gas

Wasserstoff- und Erdgasnetze

In Deutschland haben wir aktuell über 600.000 km Erdgasnetze. Um Klimaneutral zu werden, müssen wir Erdgas im Energiesystem ersetzen. Das funktioniert über Elektrifizierung und den Einsatz von Wasserstoff. Deshalb wird sukzessive ein Wasserstoffkernnetz in Deutschland und Europa gebaut. Einige Kommunen kündigen bereits an, ihr Erdgasnetz ab 2040 stilllegen zu wollen. 

Wasserstoffkernnetz

Für den Bau des 2024 beschlossenen Wasserstoff-Kernnetzes werden bis 2032 9.040 km Wasserstoffleitungen gebaut bzw. umgewidmet. Das Netz besteht zum überwiegenden Teil aus umgestellten Erdgasleitungen. Die für die Umsetzung erforderlichen Investitionen betragen ca. 18,9 Mrd. €. Die Finanzierung erfolgt rein privatwirtschaftlich, wird aber über einen sogenannten Amortisationsfond abgesichert. So werden insbesondere in der Anfangsphase des Netzbetriebs, wenn noch nicht so viele Abnehmer angeschlossen sind, die Netzkosten gering gehalten. Eine Ausnahme bilden die sogenannten IPCEI-Projekte (Important Project of Common European Interest) wie HyPerLink. Diese werden von Bund und Land durch Fördergelder mitfinanziert.

Auf europäischer Ebene planen die Fernleitungsnetzbetreiber bereits auf Basis des bestehenden Erdgastransportnetzes ein Wasserstoffnetz, den sogenannten European Hydrogen Backbone. Dieses Wasserstoffnetz soll den innereuropäischen Transport ermöglichen und auch den Import von grünem Wasserstoff aus Afrika.  

Erdgasnetz

Das deutsche Gasnetz zählt zu den fortschrittlichsten in Europa. Es besteht aus einem Fernleitungsnetz (FN), regionalen Verteilnetzen (VN) und lokalen Netzen für Haushalte und Industrien. Im Zuge der Energiewende  und der Herausforderung der Defossilisierung wird der Bedarf an Erdgas im Energiesystem immer weiter reduziert. Folglich wird Mitte des Jahrhunderts nicht mehr die gesamte Infrastruktur benötigt. In Teilen soll sie für grünen Wasserstoff weitergenutzt werden. 

Bildquelle: BMWK

 

Stilllegung von Erdgasnetzen

Inwieweit das vorhandene Gasnetz umgenutzt oder stillgelegt werden soll, wird im Netzentwicklungsplan (NEP) von den Fernleitungsnetzbetreibern gemeinsam über die KO.NEP - KO-NEP koordiniert. Die Verteilnetzbetreiber haben dafür gemeinsam einen Gebietstransformationsplan erstellt, der fortgeschrieben werden soll. Einige Netzbetreiber wie die enercity AG in Hannover oder auch die MVV Energie AG in Frankfurt am Main haben bereits erste Pläne zur Stilllegung ihrer Netze bekanntgegeben. 

 

Wärme

Wärmenetze

Wärmenetze ermöglichen die Nutzung sonst ungenutzter erneuerbarer Wärme- und Abwärmequellen für ganze Städte oder Quartiere und tragen so maßgeblich zur Erreichung der Klimaziele bei. Ausführliche Information zu Wärmenetzen finden Sie hier

Wärmenetze

Wärmenetze werden vor allem im städtischen Raum eine wichtige Rolle für die Dekarbonisierung des Wärmesektors im zukünftigen Energiesystem spielen. Allerdings ist im Gebäudewärmebereich die Bedeutung aktuell noch gering. Lediglich knapp 5 Prozent der Wohngebäude in Niedersachsen werden über Fernwärme versorgt.

 

Abwärmepotenzial

Schaut man sich die Abwärmekarte Niedersachsens an, wird deutlich, welches Potenzial in der Nutzung von Abwärme und dem Aufbau von Wärmenetzen liegt. Mit dem Bundesgesetz zur Wärmeplanung (WPG), der Verpflichtung zur Kommunalen Wärmeplanung im Rahmen des NKlimaG und dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) bekommt der Ausbau der Wärmenetze nun nochmals eine stärkere Bedeutung.

Weitere Gase

CO2-Netz

CO2 wird bereits heute innerhalb Deutschlands transportiert. Dies geschieht über Züge, LKWs und Schiffe. Für den künftigen Transport großer Mengen CO2 ist jedoch eine Leitungsinfrastruktur wirtschaftlich notwendig. Diese CO2-Infrastruktur existiert in Deutschland bislang nicht.

Gesetzlicher Rahmen

2024 wurde das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz vom Kabinett beschlossen sowie eine Carbon-Management-Strategie vorgelegt. Künftig müssen in der Industrie entstehende CO2-Men­gen ent­we­der zu ei­ner Spei­cher­stät­te (Carbon Captur and Storage - CCS) oder dem Ort der Wei­ter­nut­zung (Carbon Capture and Utilization - CCU) trans­por­tiert wer­den. Industriebereiche, in denen der CO2-Ausstoß nicht durch Transformationsprozesse dekarbonisiert werden kann, wie zum Beispiel bei der Zementherstellung oder der thermischen Abfallverwertung, werden auf ein zukünftiges CO2-Netz angewiesen sein. Dieses Netz wird so aufgebaut, dass die Trasse von den CO2-Abscheidern über Hubs und Speicher zu den CO2-Verwendern geführt wird. Eine Umnutzung vorhandener Struktur ist im Gegensatz zum Wasserstoffnetz nicht möglich. Da­zu ist der Auf­bau ei­ner neuen CO2-Trans­port­in­fra­struk­tur not­wen­dig.  

 

 

CO2-Netz

Laut einer vdz-Studie soll das Pipelinenetz bis 2035 so angelegt werden, dass alle bestehenden Zementwerke und Müllverbrennungsanlagen maximal 50 Kilometer davon entfernt sind. Für den Aufbau des ermittelten deutschen CO₂-Leitungsnetzes mit einer Länge von 4.800 km wird der Investitionsbedarf für auf rund 14 Mrd. Euro geschätzt.   

In Niedersachsen ist die Open Grid Europe GmbH (OGE) bereits aktiv dabei ein CO2-Netz aufzubauen, welches wichtige Industriestandorte sowie den Hafen in Wilhelmshaven anbinden soll. In den kom­men­den Jah­ren soll ei­ne Netz­struk­tur mit ei­ner Län­ge von 964 Ki­lo­me­tern ent­ste­hen. Da­rü­ber wird der Trans­port von 18,8 Mil­li­o­nen Ton­nen CO2 pro Jahr mög­lich sein. 

Kontakt

Yvonne Bönner

0511 89 70 39-50
yvonne.boenner [at] klimaschutz-niedersachsen.de

Kontakt

Torsten Landshöft

0511 89 70 39-45
torsten.landshoeft [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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