Unterricht ganz nah und spürbar

Mit Virtual Reality die Auswirkungen des Klimawandels in Kenia erleben

Durch den Einsatz von VR-Brillen wird Schüler:innen eine ganz besondere Geographie-Stunde geboten, in der sie Inhalte zum Thema "Holzsparende Öfen gegen den Klimawandel" hautnah erleben können. Die Brillen und Material zur Nachbereitung können in den kommenden Monaten abwechselnd in Hannover oder Wolfsburg ausgeliehen werden.

Wie holzsparende Öfen zum Klimaschutz beitragen

Bei der Initiative Klimaneutrale Schule geht es neben dem Erfassen und Mindern der CO2-Emissionen niedersächsischer Schulen auch um die Kompensation nicht vermeidbarer Emissionen. Eine Möglichkeit dafür sind schuleigene Entwicklungsprojekte in Kenia, die vom Verein Wasser für Kenia vermittelt und betreut werden. Denn nicht nur in den Privathaushalten des ländlichen Raumes in Ostafrika, sondern auch in den Schulen dort wird noch immer häufig auf drei Steinen statt auf einem Herd gekocht.

Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zeigen, dass jede Primary School in Kenia (Jahrgang 1 bis 8) mit etwa 300 Kindern 160 Tonnen Feuerholz im Jahr zum Kochen benötigt. Dieses Holz müssen die Schulkinder sammeln. Die GIZ hat Öfen konstruiert, die rund 50 Prozent weniger Holz verbrauchen. Das entspricht nach GIZ-Untersuchungen dem Erhalt von 4,8 Hektar Wald und spart 100 Tonnen CO2 pro Jahr und Schule. Gleichzeitig werden Erkrankungen der Köchinnen deutlich vermindert, da diese nicht mehr in stark verqualmten Räumen arbeiten müssen. Beim Ansatz von Wasser für Kenia wird ein schuleigenes Entwicklungsprojekt mit einem Kompensationsprojekt von einer deutschen Schule und einer kenianischen Schule verbunden. Die deutschen Schüler:innen engagieren sich sowohl für die Verminderung der Folgen des Klimawandels (in Kenia) als auch für die Verminderung der Ursachen des Klimawandels (in ihrer eigenen Schule). Dadurch nehmen sie neben der schulischen auch die globale Perspektive ein. Damit wird der Lernbereich Globale Entwicklung mit seinen Kernkompetenzen Erkennen, Bewerten und Handeln an der Schule (weiter) verankert. Und nicht zuletzt werden durch die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und die Beschäftigung mit schuleigenen Entwicklungsprojekten wichtige Selbstwirksamkeitserfahrungen gemacht. Alle diese Punkte sind zentrale Bestandteile der Bildung für nachhaltige Entwicklung und machen die Teilnahme an der Klimaneutralen Schule zu einem zutiefst bildungsrelevanten Vorhaben.

Schulküche mit der Drei-Stein-Methode

Holzsparender Schulofen

Bemalung Schulküche in Mbukoni

Wie erleben die Schüler:innen den virtuellen Besuch von kenianischen Schulen?

Wir haben eine Schülerin gefragt, die im Unterricht mit einer VR-Brille zum Thema Holzsparende Öfen gegen den Klimawandel gearbeitet hat. Ihre Antwort: „Wow, eben war ich noch an einer afrikanischen Schule: Dürre, trockene Gegend dort. Was richtig toll war: Ich hatte das Gefühl, direkt zwischen den Schülerinnen und Schülern zu sein – es war so, als schaute ich ihnen nicht wie in einem Film nur zu, sondern, als wäre ich wirklich zwischen ihnen. Ich habe gelernt, dass die Schulkinder in Kenia Holz sammeln müssen, denn ohne Feuerholz für die Schulküche gibt es für sie kein Schulessen.

Mit den VR-Brillen haben wir zwei Schulen besucht. Beide hatten jeweils ein kleines Häuschen als Schulküche und gekocht wurde von einigen Müttern der Schulkinder. Vor dem Gebäude sammelten sich die Schülerinnen und Schüler, nach Jahrgängen in Reihen aufgestellt, und warteten auf ihr Essen: Maiskörner und etwas gekochtes Wasser. Später erfuhren wir, dass es täglich Mais gibt: Mais mit Bohnen, Maisbrei oder eine Mais-Erbsen-Suppe. Ich habe gelernt, dass nicht nur die Dürre eine unmittelbare Folge des Klimawandels in Kenia ist, sondern auch die Lebensmittelknappheit. Aber es gab auch Unterschiede zwischen den Schulen: In der ersten Schule wurde in einem traurigen, verrauchten Gemäuer gekocht: Dort stand ein großer Topf auf drei Steinen. Gekocht wurde auf offenem Feuer, mit Rauch und Qualm. Die Wände waren ganz schwarz davon. Wie gut, dass man das nicht riechen konnte. In der zweiten Schulküche gab es einen gemauerten Schulofen und keinen Rauch im Raum. Die Köchinnen schienen sich darüber zu freuen.

Durch den Besuch in den beiden Schulküchen war Klimawandel für mich hautnah zu erleben: Für das Kochen auf offenem Feuer in der ersten Schulküche werden jährlich 160 Tonnen Feuerholz benötigt. Ich habe keine Vorstellung, wieviel das ist. Aber vor der Küche lag ein großer Haufen Holz – allein für eine Woche! Der gemauerte Schulofen der zweiten Schule benötigt nur die Hälfte des Feuerholzes und spart die Hälfte der Treibhausgase. Auf der Außenwand der Schulküche war aufgemalt: Unsere neue Schulküche in Mbukoni hilft, den Klimawandel zu vermeiden, unterstützt von Schüler:innen vom Theodor-Heuss-Gymnasium. Unter dem Logo des Göttinger Gymnasiums stand: Alter Ofen: Mehr Holz, mehr Rauch, weniger Gesundheit. Neuer Ofen: Weniger Holz, weniger Rauch, mehr Gesundheit. Das war eben in Afrika, ganz dicht, ganz nah und ich mittendrin!“

Kontaktdaten und Abholmöglichkeiten zur Ausleihe 2025

Der rollbare Koffer mit den VR-Brillen kann – nach Vorbestellung und Verfügbarkeit – noch bis zu den Osterferien bei Merle Grupe an der IGS Südstadt in Hannover abgeholt werden (Kontakt: merle.grupe@wasser-fuer-kenia.de). Im Zeitraum zwischen den Oster- und Sommerferien sind die Koffer dann bei Dr. Christoph Stein in Wolfsburg ausleihbar (Kontakt: christoph.stein@wasser-fuer-kenia.de). Mit Beginn des Schuljahres 2025/26 ist der Koffer dann wieder in der IGS Südstadt in Hannover. Eine Ausleihe lohnt sich insbesondere, wenn die Materialien in mehr als einer Klasse eingesetzt werden. Neben den VR-Brillen gibt es auch Informationsblätter für den Einsatz im Unterricht für die Jahrgangsgruppen 5 bis 7, 8 bis 10 sowie 11 bis 13.

 

Veröffentlicht am: 31. Januar 2025

 

Weitere Informationen:

Wasser für Kenia e.V.

Weitere Gute Beispiele und Anregungen in unserer Rubrik „So gelingt Klimaschutz in Schulen“

Weitere Informationen zur Klimaneutralen Schule

Kontakt

Ruth Märtin

0511 89 70 39-37
ruth.maertin [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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