Mit AGs Klimaschutz in Schulen verankern

Um die Themen Energiesparen und Klimaschutz möglichst dauerhaft in einer Schule zu verankern, haben sich – neben den Gremien Klimarat und -parlament – Klima(schutz)-AGs bewährt. Wir haben Tipps zur Gründung und Begleitung einer solchen AG aufbereitet und stellen ein erfolgreiches Beispiel vom Werner-von-Siemens-Gymnasium in Bad Harzburg vor.

Schulen als Lernorte für Klimaschutz

Die aktuelle Studie „Zukunft? Jugend fragen!“ von BMUV und UBA zeigt, dass der Stellenwert von Umwelt- und Klimaschutz bei jungen Menschen vor dem Hintergrund anderer gesellschaftlicher Krisen derzeit rückläufig ist. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass dieses Thema für einen großen Teil der jungen Menschen (78 Prozent) wichtig bleibt. Für Schulen als Lernorte für Demokratie und Klimabildung im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ergeben sich hieraus gute Anknüpfungspunkte. Doch wie können Schulen, engagierte Lehrkräfte und Schüler:innen sich des Themas annehmen angesichts gut gefüllter Lehrpläne und häufigem Personalnotstand?

Eine Möglichkeit, die sich in der Praxis gut bewährt hat, ist die Gründung einer Klima-AG. Ideal ist, wenn die AG aus einer Projektwoche entsteht, die sich dem gleichen Thema widmet. Dadurch kann sich eine Gruppe von Schüler:innen finden, die weiter an dem Thema arbeiten möchten. Somit gibt es an der Schule (wieder) eine Perspektive für engagierte Akteurinnen und Akteure – und den Klimaschutz. Damit die AG gut starten kann, sollten vorab die Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten an der Schule geklärt werden:

  • Wann findet die AG statt?
  • Wie oft gibt es Treffen?
  • Wie lange dauert eine AG-Einheit?
  • Für welche Klassenstufen wird die AG angeboten?
  • Ist die Teilnahme seitens der Schüler:innen freiwillig oder verpflichtend?
  • Wie viele Schüler:innen sollten mindestens und können maximal teilnehmen?
  • Bei den Planungen unterscheiden zwischen Projekten = langfristige Prozesse (z. B. auf Ökostrom umstellen, Schulgarten) und Aktionen = einmalige Veranstaltungen (z. B. Kleidertauschparty, veganes Frühstück)!

Handbuch Klima-AG

Aus dem Projekt „Klasse Klima – Her mit der coolen Zukunft!" von BUNDjugend und Netzwerk N sind zahlreiche Materialien rund um die Gründung und Begleitung einer Klima-AG entstanden. Dazu gehören das "Handbuch Klima-AG" und das Aktionsheft "Klimaschutz selber machen" für Schüler:innen sowie weitere Vorlagen für Poster und Aktivitäten. Im Handbuch sind Methoden und Vorlagen für verschiedene AG-Phasen enthalten (z. B. Kennenlernen, Hintergrundwissen, Projektplanung, Beispiel-Ablaufpläne). Es steht kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Gutes Beispiel

Workshop „Klimafreundlich handeln? Gewusst wie!“

Bereits seit über zehn Jahren gibt es die Klima-AG am Werner-von-Siemens-Gymnasium in Bad Harzburg. Aus der AG ist der Workshop „Klimafreundlich handeln? Gewusst wie!“ entstanden. Hintergrund war der Wunsch der Schüler:innen, ihr Wissen auch außerhalb der Schule in die Öffentlichkeit zu tragen und mehr Menschen für mehr Klimaschutz zu motivieren. Im Workshop lernen die Teilnehmenden an den einzelnen Stationen, wie sie im Alltag mit ihrem Konsumverhalten, ihrer Ernährung, ihrer Mobilität und ihrem Wohnen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Die meisten Stationen sind so aufgebaut, dass die Besucher:innen selber etwas tun müssen, z. B. eine Entscheidung treffen. Diese Entscheidung wird danach gemeinsam mit den Schüler:innen bewertet. Aus den Gesprächen nehmen die Besucher:innen mit, wo sie schon klimafreundlich handeln und wo sie sich noch verbessern können.

Der Workshop beginnt mit einer „Eingangsstation“, die mit Infos und Grafiken den Klimawandel und seinen Folgen in Deutschland thematisiert. Bei der „Konsum“-Station stehen mehrere, scheinbar gleiche Produkte nebeneinander. Durch Aufkleber in unterschiedlichen Farben und Buchstaben (von grün/A = klimafreundlich bis rot/D = klimaschädlich) sind auf der Unterseite die verschiedenen CO2-Bilanzen von verschiedenen Lebensmitteln, Verpackungsmöglichkeiten usw. gekennzeichnet. An der Station „Mobilität“ geht es mit einem 3D-Diagramm und Modellen unterschiedlicher Verkehrsmittel um deren CO2-Billanz. Außerdem erfahren die Teilnehmenden, wo sie in ihrem eigenen Fahrzeugschein die Angaben zu Emissionen finden. Bei der Station „Wohnen“ gibt es Tipps für energiesparendes Verhalten zu Hause, z. B. beim Waschen oder Abspülen und durch den Umstieg auf LED-Beleuchtung. Außerdem gehören zur Station zwei Mini-Häuser aus Lego, eines davon ist mit Styropor gedämmt. In beide Häuser kommt zur gleichen Zeit ein Eiswürfel. Durch ein Fenster ist zu beobachten, dass der Eiswürfel in dem Haus ohne Dämmung deutlich schneller schmilzt.

Seit seiner Entwicklung wird der Workshop von der AG regelmäßig in der Schule, aber auch außerhalb mit Erwachsenen durchgeführt, z. B. in Kirchengemeinden und Cafés in Bad Harzburg und Umgebung. Die Resonanz der Besucher:innen war jedes Mal sehr positiv und nahezu jede und jeder nahm konkrete Anregungen mit nach Hause. Die Schüler:innen sind sehr zufrieden darüber und auch ein bisschen stolz, dass sie von den Erwachsenen ernst genommen werden und ihnen Tipps geben können. Die pädagogische Bedeutung unterstreicht Lehrer Christian Klingbeil, der die Klima-AG seit ihrer Gründung begleitet: „Unseren Schüler:innen bereitet es viel Freude, Erwachsene über klimafreundliches Handeln zu informieren. Dabei spüren sie auch, dass ihr Handeln etwas bewirkt - das ist ganz im Sinne einer BNE und ein guter Impuls für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem motiviert es sie, sich auch persönlich weiterhin für das Klima einzusetzen. Wir würden uns freuen, wenn andere Schulen unsere Idee aufgreifen und ein ähnliches Format entwickeln. Als Datenbasis bieten sich die Informationen und Erfassungsbögen der „Klimaneutralen Schule“  sowie die Bildungsmaterialien „Umwelt im Unterricht“ von BMUV und UBA an.

Das Engagement der Klima-AG wurde im Mai 2024 mit der Auszeichnung durch Kultusministerin Hamburg als eine der Preisträgerinnen des Nachhaltigkeitspreises „#Projekte Erde - Lass uns die Zukunft sein" gewürdigt. Damit durfte die AG dann im Juni ihren Workshop auf der IdeenExpo ausstellen – ein echtes Highlight für die Schüler:innen, verbunden mit weiteren Selbstwirksamkeitserfahrungen. Auch bei der Initiative „Klimaneutrale Schule“ hat sich die AG für ihre Schule bereits zweimal beworben und wurde 2022 und 2023 ausgezeichnet. Die Auszeichnung erfolgt aktuell alle zwei Jahre, der nächste Bewerbungsschluss ist am 31. März 2025.

 

Veröffentlicht am: 29. Juli 2024

 

Weitere Informationen:

Klima-AG Werner-von-Siemens-Gymnasiums in Bad Harzburg

Weitere Gute Beispiele und Anregungen in unserer Rubrik „So gelingt Klimaschutz in Schulen“

Weitere Informationen zur Klimaneutralen Schule

Kontakt

Ruth Märtin

0511 89 70 39-37
ruth.maertin [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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