Klimawandel, Klimaschutz, Klimaneutralität

Der Klimawandel bedroht unsere Lebensverhältnisse – das zeigt sich weltweit wie vor Ort in Niedersachsen an einer Zunahme extremer Wetterbedingungen. Das Ziel lautet daher Klimaneutralität. Doch wie können wir dieses Ziel erreichen? Und wie können wir heute und in Zukunft mit unvermeidbaren Restemissionen umgehen?

Klimawandel betrifft uns

In Niedersachsen wird es wärmer: Seit 1881 ist die Durchschnittstemperatur in Niedersachsen um etwa 1,9 Grad Celsius gestiegen. [1]

Dieser Anstieg bedeutet nicht in erster Linie, dass wir es mit dauerhaft milderen Temperaturen zu tun haben, sondern kommt vor allem durch zunehmende Extremwerte zustande: So lag die Anzahl an Hitzetagen (mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad) im Landesdurschnitt der letzten zehn Jahre mehr als doppelt so hoch wie im Vergleichszeitraum 1971-2000. [2]

Betrachtet man einzelne Regionen Niedersachsens, fallen diese Extreme noch stärker aus – in der Region Hannover gab es beispielsweise in 6 der letzten 10 Jahren mindestens 10 Hitzetage, bei einem Höchstwert von 22 Hitzetagen im Jahr 2018. Solche Hitzetage sind nicht nur eine Gefahr für Natur und Landwirtschaft, sondern stellen auch für den Menschen (insbesondere in Kombination mit warmen Tropennächten) ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar. [3]

 

Mittlere Tagestemperatur in Niedersachsen 1881-2024 - der Trend: + 1,9 Grad Celsius

Heiße Tage in Niedersachsen im Jahr 2024 (rechts) mit Vergleichszeitraum 1971-2000 (links), generiert mit dem DWD Klimaatlas

Im Zusammenspiel mit den erhöhten Temperaturen kommt es auch zu veränderten Niederschlägen. Dabei lässt sich für Niedersachsen ein leichter Anstieg der Niederschlagsmengen feststellen (ca. 3% im Vergleich des Zeitraums 1991-2020 zu 1961-1990). Dieser ist jedoch vor allem auf erhöhten Niederschlag in den Wintermonaten zurückzuführen, während die letzten Sommer zunehmend trocken waren. Auch das sehr regenreiche Jahr 2023 lässt sich vor allem auf die starken Regenfälle im Herbst zurückführen, wohingegen die Monate Mai bis Juli ähnlich trocken wie in den Vorjahren ausfielen. [4]

Es ist nur schwer abzusehen, wie sich die Niederschläge in Niedersachsen in Zukunft weiterentwickeln werden und wie stark der menschengemachte Klimawandel sich direkt auf diese Entwicklung auswirkt. Klar ist aber, dass die Kombination aus heißeren und potenziell trockeneren Sommern eine Bedrohung für das Wachstum von Wäldern und Nutzpflanzen darstellt – denn aufgrund von Verdunstung, Trockenheit und erhöhtem Wasserbedarf der Pflanzen können die Böden ausgerechnet in den für das Pflanzenwachstum wichtigen Monaten weniger Wasser aufnehmen. Selbst eine leichte Erhöhung der Niederschlagsmenge kann dieses Dürrerisiko nicht kompensieren[5]. Die geringere Bodenfeuchte steht somit in direktem Zusammenhang mit dem menschengemachten Klimawandel. [6]

Entwicklung der Summen der Winter-Niederschläge im Vergleich zur Periode 1961-1990

Entwicklung der Summen der Sommer-Niederschläge im Vergleich zur Periode 1961-1990

Besonders stark betroffen: der Harz

In kaum einer Region Niedersachsens zeigt sich der Klimawandel so stark wie im Harz: Die Sommer fielen dort in den letzten Jahren noch einmal deutlich trockener und die Winter deutlich niederschlagsreicher aus. Die Folgen lassen sich allein an den Schlagzeilen messen: Waldbrände im Sommer 2024, Hochwasser im Winter 2023/2024.

Die hohen Temperaturen und niederschlagsarmen Sommer setzen den Fichtenwäldern schwer zu: Die dadurch vorgeschädigten Bäume schaffen es nicht, ausreichend Baumharz zur Abwehr gegen Borkenkäfer zu erzeugen. Die Käfer wiederum profitieren von den Bedingungen und vermehren sich umso stärker. Über alle Höhenstufen des Mittelgebirges ist es so bereits großflächig zu Waldsterben gekommen: Allein die Landesforste verloren im Harz ca. 55 Prozent (rund 30 000 Hektar) ihres Waldbestandes.

Auch im Winter hat sich das Bild der Region stark gewandelt: Die Anzahl der Tage mit Schneefall hat sich stark verringert, da die mittlere Wintertemperatur inzwischen um den Gefrierpunkt liegt. Auch Schneekanonen für den Wintersport lassen sich immer schwerer betreiben, da diese erst ab minus drei Grad funktionieren.

 

Die Kosten des Klimawandels

Neben einem Verlust von Lebensqualität und negativen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen verursachen die Klimaveränderungen auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten: Zwischen 2000 und 2021 wurden in Deutschland Schäden in Höhe von mindestens 145 Milliarden Euro durch die Folgen des Klimawandels verursacht. Die zukünftigen Kosten bis 2050 könnten zwischen 280 und 900 Milliarden Euro betragen – abhängig davon, ob der Klimawandel durch Klimaschutzmaßnahmen verlangsamt werden kann und ob Anpassungsmaßnahmen an Extremwetterereignisse ergriffen werden. [7]

Klimaschutzmaßnahmen bringen im Gegenzug häufig weitere positive Effekte mit sich: eine Verbesserung der Luftqualität und somit der Gesundheit, eine Steigerung der Lebensqualität (z.B. durch Bäume und Grünflächen in Städten), eine Verringerung von Energie-/Betriebskosten (nach einer gewissen Amortisationszeit) und eine Stärkung der Energiesicherheit (dezentrale Versorgung, Unabhängigkeit von Importen fossiler Energieträger) – all dies sind gute Gründe, um in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren.

Klimaschutz

Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass der aktuelle Klimawandel menschengemacht ist. Sein Ausmaß bedroht unseren Wohlstand und unsere Lebensverhältnisse hier vor Ort aktiv – dementsprechend ist es auch in unserer Macht und unserem Interesse, den Klimawandel auszubremsen. Während nicht mehr vermeidbare Klimaschäden durch präventive Anpassungsmaßnahmen abgefedert werden können, braucht es auch eine effektive Klimaschutzpolitik, um nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursache zu bekämpfen.

Für eine langfristige Lösung muss Klimaneutralität das Ziel sein. Die Treibhausgasemissionen müssen dazu in allen Bereichen drastisch reduziert werden – von  Industrie und Gewerbe bis hin zur Energiewirtschaft, dem Verkehrssektor und den Privathaushalten. Dies gelingt, indem Energie wo immer es möglich ist eingespart wird (z.B. durch energieeffizientere Verfahren oder Energiesparmaßnahmen) und alle übrige Energie aus erneuerbaren Energiequellen bezogen wird. Nur durch solch einen umfassenden Ansatz kann der Klimawandel und damit eine weitere Zunahme von Extremwetterereignissen eingedämmt werden.

Bundes- und Landesregierung haben sich daher Klimaziele gesetzt: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden, Niedersachsen bereits bis 2040 – so sehen es das Bundesklimaschutzgesetz (KSG) und das Niedersächsische Klimagesetz (NKlimaG) vor. Mit dem Maßnahmenprogramm für Klimaschutz und der Landesstrategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wurden dafür auf Landesebene die Weichen gestellt.

Zahlreiche weitere Gesetze weisen den Weg zum Ziel der Klimaneutralität für die einzelnen Sektoren Industrie, Energiewirtschaft, Gebäude und Verkehr. Zugleich werden Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen durch verschiedene Förderprogramme auf diesem Weg unterstützt.

 

Die niedersächsischen Treibhausgasemissionen haben von 1990 bis 2021 bereits um insgesamt 25,2 Prozent abgenommen. Knapp 80 Prozent dieser Emissionen sind energiebedingt.

Der jährlich zu veröffentlichende Bericht Bericht über die Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Niedersachsen gibt Auskunft über die aktuelle Situation (Stand März 2025). Weitere relevante Veröffentlichungen sind der Energiewendebericht des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz (MU) sowie die niedersächsischen Energie- und CO2-Bilanzen.

Zentrale Fragen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Um Klimaschutz zu Ende zu denken, bestehen aktuell noch zahlreiche weiterführende Fragen. Im Kern geht es dabei um Klimaneutralität – wie kann diese rechnerisch erreicht werden und wie kann und soll mit Restemissionen umgegangen werden?

Zunächst ist klar: Es wird Bereiche geben, in denen Treibhausgasemissionen auch zukünftig unvermeidbar sein werden. Entscheidend für das Ziel der Klimaneutralität ist eine ausgeglichene Emissionsbilanz – es dürfen also nur noch so viele Treibhausgase entstehen wie sie auch gebunden werden können.

Dieses „Binden“ von Treibhausgasen kann unterschiedlich aussehen. Zum Beispiel nehmen Bäume und Böden (insbesondere Moorböden) CO2 aus der Atmosphäre auf und stellen somit sogenannte natürliche Kohlenstoffsenken dar. Der Schutz des Forst- und Moorbestands führt also dazu, dass eine stabile Basis zum Ausgleich unvermeidbarer Restemissionen vorliegt. Wiederaufforstung und Wiedervernässung von Mooren stärken diese Basis zusätzlich. Einige solcher Projekte finden im Rahmen von Kompensationsprojekten statt. Über den Erwerb von Zertifikaten können Unternehmen auf diesem Weg ihre Restemissionen ausgleichen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, CO2 direkt am Entstehungsort abzuscheiden und dann in tiefliegenden Gesteinsschichten zu speichern. Diese Technologie, genannt Carbon Capture and Storage (CCS), ist jedoch umstritten und kann mit Risiken verbunden sein. In einigen Bundesländern, darunter auch Niedersachsen, ist die Technologie daher aktuell nicht zulässig.

Das abgeschiedene CO2 kann jedoch auch weitertransportiert und dann wiederverwendet werden, beispielsweise in der Chemieindustrie. Man spricht dann von Carbon Capture and Utilization (CCU), also der Abscheidung und Nutzung von Kohlenstoffdioxid. Bereits heute wird CO2 durch Deutschland transportiert – in Schiffen, Zügen und LKW. Eine intensive und wirtschaftliche Anwendung von CCU erfordert jedoch den Aufbau einer Netzinfrastruktur speziell für CO2. Grundsätzlich unterliegen CCS und CCU allerdings der Einschränkung, dass nur ca. 85 Prozent der CO2-Emissionen an einem Standort abgeschieden werden können – und das bei einem enormen Energieaufwand, der zusätzliche Emissionen verursacht. [8]

Das Binden von bereits ausgestoßenen Treibhausgasen kann also teuer, aufwendig und teilweise mit Risiken verbunden sein. Somit können und sollten die entsprechenden Technologien und Maßnahmen tatsächlich nur zum Ausgleich unvermeidbarer Restemissionen eingesetzt werden. Priorität haben muss also nach wie vor die Vermeidung von Emissionen durch Energieeinsparungen und klimafreundliche Technologien.

Klimafolgenanpassung

An die Folgen des Klimawandels, die sich schon jetzt bemerkbar machen und die sich auch mit ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen nicht vermeiden werden lassen, müssen wir uns entsprechend anpassen. Diese Maßnahmen umfassen verschiedenste Handlungsfelder wie zum Beispiel den Küstenschutz, das Bauwesen und Verkehrsnetze - in diesen und vielen weiteren Bereichen muss sich Niedersachsen für verstärkt auftretende Extremwetterereignisse rüsten.

Das 2021 eingerichtete Niedersächsische Kompetenzzentrum Klimawandel, kurz NIKO, ist die zentrale Stelle in Niedersachsen, wenn es um den Klimawandel und seine Auswirkungen geht. Das NIKO hat u.a. die "Niedersächsische Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels" (2021, PDF) verfasst, in der 17 vom Klimawandel betroffene Handlungsfelder sowie nötige Anpassungsstrategien aufgegriffen werden. Die gegenwärtig beobachtbaren Folgen des Klimawandels werden im Klimafolgenmonitoringbericht dokumentiert.

[1] Linearer Trend basierend auf langjährgen Daten des Deutschen Wetterdienstes, Vgl. NIKO: Klimadaten Niedersachsen

[2] DWD Climate Data Center

[3] BZgA: Gesundheitsrisiken von Hitze

[4] Umweltbundesamt: Trends der Niederschlagshöhe, Klimafolgenmonitoringbericht für Niedersachsen 2023

[5] Klimafolgenmonitoringbericht für Niedersachsen 2023, Seite 108

[6] Umweltbundesamt: Trockenheit in Deutschland – Fragen und Antworten

[7] Institut für ökologische Wirtschaftsforschung/Bundesregierung: Kosten des Klimawandels in Deutschland

[8] Vgl. Umweltbundesamt: Position 09 2023: Carbon Capture and Storage

 

Weitere Hintergründe und Infografiken zum Klimawandel in Niedersachsen liefert das Portal "Klimawandel kompakt" vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

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