Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen und gleichzeitig Voraussetzung für eine moderne Gesellschaft. Sie ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe, wirtschaftlichen Austausch, sichert Beschäftigung und Wohlstand. In ihrer aktuellen Ausprägung ist sie jedoch nicht zukunftsfähig. Die Mobilität von Morgen wird klimafreundlicher, gesünder, effizienter und sicherer. Außerdem gilt es, unsere Arbeit- und Lebenswelt so gestalten, dass viele alltägliche Wege und Pendelstrecken überflüssig werden.
Im Verkehrssektor hat sich in Sachen Klimaschutz bislang noch zu wenig getan. Seit 1990 sind die Emissionen aus diesem Bereich nahezu unverändert. Etwa 20 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands gehen auf das Konto des Verkehrs. Um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen, ist eine deutliche Verlagerung auf klimafreundliche Verkehrsmittel notwendig. Die erste Abbildung zeigt die nahezu stagnierenden Emissionen im Verkehrssektor und die ambitionierten Ziele, die mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes 2021 beschlossen wurden. Die zweite Abbildung verdeutlicht die Klimawirkung der unterschiedlichen Verkehrsmittel im Personenverkehr.
Klimawirkung der unterschiedlichen Verkehrsmittel im Personenverkehr in Deutschland
Die klimafreundlichsten Fortbewegungsarten sind Zufußgehen und Radfahren. Die aus dem Fuß- und Radverkehr resultierende Klimawirkung liegt nahezu bei null. Auch der öffentliche Personenverkehr ist eine umwelt- und klimafreundliche Art, mobil zu sein. Er erbringt 12 Prozent der Verkehrsleistung, verursacht jedoch nur 6 Prozent der Treibhausgasemissionen. Bei den zwei verbleibenden Verkehrsmitteln dreht sich das Verhältnis von Verkehrsleistung und Klimawirkung um: Autos und Motorräder haben 66 Prozent Anteil an der Verkehrsleistung, allerdings 75 Prozent Anteil an den Treibhausgasemissionen. Auch Fliegen schadet dem Klima vergleichsweise stark: 19 Prozent der durch den Personenverkehr verursachten Klimawirkung entstehen durch den von Deutschland ausgehenden Flugverkehr.
Das Fachgutachten „NeueWege: Wege zur nachhaltigen Mobilität in Niedersachsen" aus dem April 2021 hat im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums untersucht, wie die Lage der Mobilität in Niedersachsen ist. Es zeigt, dass die Anzahl der zurückgelegten Wege in Niedersachsen in den letzten Jahren zwar zurückgegangen ist, die Gesamtlänge aller Wege in demselben Zeitraum jedoch deutlich anstieg. Insgesamt steigt die Zahl der zurückgelegten Kilometer also an. Wie im gesamten Bundesgebiet hat der Pkw auch in Niedersachsen die mit Abstand größte Bedeutung. Lediglich in den Metropolen macht der ÖPNV einen zweistelligen Anteil des Verkehrsaufkommens aus (19 Prozent). Auch die Anteile von Wegen zu Fuß oder mit dem Fahrrad fallen in städtischen Gebieten deutlich höher aus als in ländlichen Regionen. Von 2009 bis 2019 ist der Pkw-Bestand in Niedersachsen von knapp 4,1 Millionen auf gut 4,7 Millionen Pkw angestiegen.
Laut Fachgutachten kann die Verkehrswende durch ÖPNV-Förderung, den Ausbau der Fahrradinfrastruktur, die Förderung alternativer Mobilitätskonzepte, den Mut zum Umbau von Strukturen und zur Neuverteilung des Straßenraums gelingen. Unterschiedliche infrastrukturelle Voraussetzungen zwischen dem ländlichen und dem urbanen Raum sind nach wie vor groß und bei der Ausgestaltung von Maßnahmen zu berücksichtigen.
Um die Ziele im Verkehrsbereich zu erreichen, brauchen wir also eine Mobilitätswende. Die einfache Grundregel für die Mobilitätswende lautet: vermeiden – verlagern – verbessern. Es geht darum, so viel Verkehr wie möglich zu vermeiden, den nicht vermeidbaren Verkehr auf klimafreundlichere Verkehrsmittel zu verlagern und schließlich den noch verbleibenden Kfz-Verkehr so zu "verbessern", dass seine Emissionen deutlich reduziert werden.
Um das zu erreichen, ist Planung und Management nötig. Ein modernes Mobilitätsmanagement hat die örtlichen Besonderheiten, zukünftige Entwicklungen und Mobilitätsbedarfe im Blick, sorgt im Idealfall dafür, dass Wege überflüssig werden, identifiziert geeignete klimafreundliche Verkehrsmittel und plant für sie die notwendige Infrastruktur. Mobilitätsmanagement kann in Kommunen, Unternehmen oder Bildungseinrichtungen zu einer deutlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen führen.
Konkret wird Mobilitätsmanagement durch die Umsetzung von Maßnahmen, die Schülerinnen und Schülern, den Beschäftigten von Unternehmen oder den Einwohnerinnen und Einwohnern einer Gemeinde zu klimafreundlicher Mobilität verhelfen. Für den Fuß- und Radverkehr, den ÖPNV sowie die Alternativen Antriebe stellen wir Handlungsmöglichkeiten und Praxisbeispiele vor.
Anke Kicker
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Yannick Heringhaus
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