Ökostrom und Gemüse vom selben Feld

Agri-PV-Anlage in Dörverden

In Dörverden wurde die erste vertikale Photovoltaik-Anlage in Niedersachsen auf einem Acker in Betrieb genommen. Ziel des Projekts ist die Kombination von Stromerzeugung und landwirtschaftlicher Nutzung sowie die Sammlung praxisnaher Erfahrungen für den breiteren Einsatz von Agri-PV.

Die vertikale Agri-PV-Anlage in Dörverden ist die erste ihre Art in Niedersachsen: Auf einem Hektar Acker sind ca. 400 bi-faciale, vertikale Module in Ost-West-Ausrichtung installiert, mit 13 m Abstand zwischen den Reihen für landwirtschaftliche Nutzung. Das Projekt kombiniert Stromerzeugung und Landwirtschaft, sammelt praxisnahe Erfahrungen und liefert Daten zur Optimierung der Anlagen.

Der niedersächsische Energieminister Christian Meyer sagte bei bei der Eröffnung der Anlage:

Bei der Photovoltaik setzen wir insbesondere auf Gebäude und versiegelte Flächen wie Parkplätze. Wenn wir auf den Acker gehen, dann sollten PV-Anlagen möglichst flächensparend sein und eine landwirtschaftliche Nutzung weiter ermöglichen. Agri-PV ermöglicht es, auf ein und derselben Fläche Lebensmittel zu produzieren und zugleich Ökostrom zu gewinnen.

Energieminister Meyer mit den Projektbeteiligten bei der Eröffnung der Anlage am 22.10.2025

Besonders vielversprechend für die niedersächsische Agrarstruktur sind vertikale Module, die auf beiden Seiten Licht aufnehmen und in Strom umwandeln können. Grundlegende Vorteile:

  • minimale Überbauung und maximale Freiheitsgrade für die Landwirtschaft – die Modulreihen könnten auch wesentlich weiter auseinander gebaut werden
  • sehr geringe Verschattung der landwirtschaftlichen Fläche im Vergleich zu anderen Agri-PV-Anlage
  • ein antizyklisches Erzeugungsprofil mit dem wesentlich wertvolleren Strom in den Morgen- und Abendstunden

Die Fakten:

  • Installierte PV-Leistung: ca. 170 kWp
  • Fläche: 1 Hektar
  • 400 Bi-facial Module, vertikal, Ost-West-Ausrichtung, 13 m Abstand
  • Landwirtschaftliche Nutzung: Wintergetreide / klassische Fruchtfolge
  • Projektvolumen: 510.000 Euro (inkl. Anlagenbau und Begleitforschung)
  • Finanzierung: Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (400.000 Euro), LEADER-Mittel, kleVer gGmbH, Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser eG
  • Projektdauer: mindestens bis 2029

Jahresstromertrag und Stromgestehungskosten der Projektanlage können bisher nur geschätzt werden. Der Hersteller spricht von 1.000 kWh/kWp pro Jahr bei Mehrkosten von 10-20% gegenüber einer konventionellen Anlage.

400 bifaziale, vertikale Module mit 13 Meter Abstand...

...bieten minimale Überbauung bei maximalen Freiheitsgraden für die Landwirtschaft.

Kooperation und Forschung

Das Projekt wird in enger Kooperation zwischen dem Bioland-Betrieb LohmannsHof, der Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden (kleVer) und der Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser eG umgesetzt.

Begleitend erforschen Prof. Miriam Athmann von der Universität Kassel und Dr. Marc Köntges vom Institut für Solarenergieforschung Hameln verschiedene Fragestellungen: Wie wirkt sich die Verschattung durch die Module auf den Acker- und Gemüsebau aus? Welcher Stromertrag und welche Erlöse können in der Praxis erwirtschaftet werden? Aber auch: Wie steht es um eine mögliche Beregnung in Trockenphasen? Wie entwickeln sich Insektenpopulationen in den Modulstreifen?

Die Ergebnisse sollen bis mindestens 2029 praxisnahes Wissen liefern, um Agri-PV-Anlagen für einen breiten Einsatz in der Landwirtschaft zu optimieren.

Kontakt

Dr. Sarah Kajari-Schröder

0160 947 173 46
sarah.kajari-schroeder [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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