Damit berechnet sich die Gesamtladeleistung wie folgt:

Bei einer Ladeleistung von 11kW lädt das E-Auto nach der oben beschriebenen Faustformel etwa 1,1 km pro Minute nach. Das sind in einer Stunde ungefähr 66 km. Oft wird die Ladeleistung von 11 kW allerdings aufgrund des Ladegeräts im Elektroauto oder den Umgebungsbedingungen nicht vollständig erreicht. Einige Elektroautos haben beispielsweise lediglich ein zweiphasiges 7,4 kW Ladegerät eingebaut. Damit ergibt sich nach der Faustformel pro Stunde eine „Ladereichweitenleistung" von etwa 44,4 km.
Wie bereits beim Ladeziegel hat die erhöhte Ladeleistung sowohl Vor- als auch Nachteile. Ein Vorteil ist, dass das Elektroauto deutlich schneller geladen wird. Die 11 kW Wallbox erhöht die Reichweite des Elektrofahrzeugs unter Anwendung der Faustformel um etwa 44 km bis 66 km pro Stunde. Der Ladeziegel lag zum Vergleich bei etwa 14 km pro Stunde. Ein Nachteil der hohen Ladeleistung ist, dass in den meisten Fällen zusätzlich Strom aus dem Stromnetz bezogen werden muss, um die Ladeleistung zu decken (insbesondere in den Wintermonaten). Am Beispiel von Andreas Stampa hätte dies zur Folge, dass im Bestfall lediglich 3,3 kW der benötigten 11 kW durch die PV-Anlage abgedeckt wird. Das bedeutet wiederrum, dass die Ladekosten aufgrund des höheren Bezugspreises für Netzstrom von derzeit etwa 40 ct/kWh im Vergleich zum Ladeziegel steigen.

Andreas Stampa mit seinem E-Auto beim Ladevorgang. © Andreas Stampa
Neben der geringen PV-Ladestromabdeckung kann zusätzlich die Situation eintreten, dass der Akku des Elektrofahrzeugs aufgrund der hohen Ladeleistung bereits um 13:00 Uhr vollständig geladen ist. Demzufolge wird dann ab 13:00 Uhr der gesamte PV-Strom für eine Vergütung von 8,2 ct/kWh ins Stromnetz eingespeist. Hier macht man also den wirtschaftlich ungünstigen Tausch, dass zunächst „zu viel" Strom für 40 ct/kWh bezogen wird und anschließend überschüssiger Strom für 8,2 ct/kWh ins Stromnetz eingespeist wird. Bilanziell ändert dies aus Sicht des Stromnetzes (über den Tagesverlauf gesehen) nichts - lediglich in der Geldbörse entsteht ein Ungleichgewicht zu Gunsten des Netzbetreibers. Aus finanzieller Sicht ergibt es also durchaus Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, wann die PV-Anlage Strom erzeugt und wie genau die Interaktion im heimischen System abläuft.
Um den eben beschriebenen Effekt zu vermeiden, gibt es entweder in den Einstellungen des Elektroautos selbst oder innerhalb der dazugehörigen App die Möglichkeit, den Ladestrom und somit auch die maximale Ladeleistung zu reduzieren.
Hierzu folgende Überlegung (Achtung! Überschlagsrechnung):
- Gefahrene Fahrstrecke am Tag: 120 km
- Leistung Wallbox: 11kW (3 Phasige Wallbox, mit 3,7 kW pro Phase)
- E-Auto kann aber wegen des im Auto eingebauten Ladegeräts nur 2 der 3 Phasen verwenden, deswegen maximale Ladeleistung 3,7 kW x 2 = 7,4 kW
Aufgrund der PV-Erzeugung soll zwischen 9:30 Uhr und 15:30 Uhr geladen werden. Zusätzlich sollen die gefahrenen 120 km möglichst wieder ins Elektroauto geladen werden. Um das zu erreichen, müssen also 20 km pro Stunde geladen werden.
Nach der Faustformel gilt:

Die Wallbox muss also, um die 120 km in den 6 Stunden wieder in das Elektroauto zu laden, eine Leistung von etwa 3,3 kW bereitstellen. Eine Einstellung auf 3,3 kW ist allerdings nicht möglich, da ein dreiphasiges Ladegerät eines E-Fahrzeugs in der Regel eine Mindestladeleistung von 4,2 kW benötigt, um den Ladevorgang zu starten. Aus diesem Grund wird im Folgenden von einer Ladeleistung von 4,2 kW ausgegangen.
Um diese Ladeleistung einzustellen, gibt es (wie oben erwähnt) die Möglichkeit, den Ladestrom im Elektroauto oder in der dazugehörigen App zu begrenzen. Um diesen zu berechnen, kann wie folgt vorgegangen werden:

Demnach muss der Ladestrom in der jeweiligen App des Elektroautos auf einen Wert von etwa 6 Ampere eingestellt werden, damit eine Aufladung von etwa 120 km in 6 Stunden möglich ist. Die Einstellung des exakten Ladestroms ist jedoch oftmals aufgrund der Skalierung innerhalb der App oder des Elektrofahrzeugs nicht möglich. Aus diesem Grund ist hier die sinnvollste Möglichkeit, den nächsthöheren Amperewert einzustellen. Zusätzlich gibt es zu beachten, dass einige Elektrofahrzeuge nur mit 2-Phasen laden können. Die maximale Ladeleistung beträgt also nicht 11 kW, sondern 7,4 kW.
Eine Begrenzung der Ladeleistung auf 3,3 kW ist aufgrund des Ladegeräts im Elektrofahrzeug nicht möglich. Dennoch führt die Begrenzung dazu, dass der Ladevorgang verlängert wird, sodass der PV-Strom-Anteil zunimmt und deutlich weniger Netzstrom bezogen werden muss.