Für viele industrielle Produktionsprozesse wird Wärme benötigt - oftmals mehrere Hundert Grad warm. Am Ende der Prozesse bleibt Abwärme übrig mit weiterhin teils hohen Temperaturen. Hierbei handelt es sich um ein großes (Wärme-)Potenzial, das noch zu wenig genutzt wird. Die „Plattform für Abwärme“ der Bundesstelle für Energieeffizienz sammelt seit 2024 von Unternehmen die Daten zu gewerblichen Abwärmepotenzialen mit dem Ziel, diese Potenziale zu heben und die Abwärme nutzbar zu machen. Wir haben die Daten für Niedersachsen ausgewertet und eine Karte mit der regionalen Verteilung erstellt.

Grundlage für die Erhebung der Daten ist §17 des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG). Es verpflichtet Unternehmen mit einem durchschnittlichen Gesamtendenergieverbrauch von mehr als 2,5 Gigawattstunden ihre Abwärmedaten der Plattform für Abwärme zu melden.

Mehr als 2.600 Unternehmen haben zum Stichtag 01. Januar 2025 ihre Daten auf der Plattform eingearbeitet und insgesamt über 19.000 Abwärmepotenziale ausgewiesen - vor allem Unternehmen aus der Energiewirtschaft und der Schwer- und Chemieindustrie. Deutschlandweit wurde eine jährliche Abwärmemenge von 160 Terrawattstunden gemeldet, die ein breites Temperaturspektrum aufweist. Mehr als 75 Prozent der gemeldeten Abwärmemenge stehen dabei durchgehend, also 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche, zur Verfügung. Auf Niedersachsen entfallen dabei rund 16,5 TWh, also etwas mehr als 10 Prozent. Ein riesiges Potenzial für die Wärmeversorgung! Denn die 16,5 TWh würden unter der Annahme eines jährlichen Wärmbedarfs von 20 bis 30 MWh ausreichen, um den Wärmebedarf von 500.000 bis 800.000 Einfamilienhäusern zu decken.

Die „Plattform für Abwärme“ bietet somit eine umfassende regionale Übersicht zu gewerblichen Abwärmepotenzialen in Deutschland. Die Erhebung gibt zudem Auskunft über die jährliche Wärmemenge, die maximale thermische Leistung, zum durchschnittlichen Temperaturniveau sowie zur saisonalen Verfügbarkeit.

Die Plattform führt jedoch nur die zur Verfügung stehenden Abwärmepotenziale auf – ob sich diese tatsächlich realisieren lassen, kann hieraus nicht abgeleitet werden.

Mit Blick auf Niedersachsen weisen insbesondere Unternehmen der Energiewirtschaft die größten Abwärmepotenziale auf. Die Bandbreite der Abwärmequellen reicht von Produktionsanlagen, Prozesswärme und Abwässer bis hin zu Kühl-, Klima- oder auch Druckluftanlagen.

Abwärme nutzbar machen

Vor Ort gilt es zu prüfen, ob die überschüssige Wärme in benachbarten Betrieben oder für die Fernwärmeversorgung nutzbar gemacht werden kann. Die Kommunale Wärmeplanung schafft dafür den geeigneten Rahmen: Als Bestandteil der Potenzialanalyse können relevante Abwärmepotenziale anhand der Plattform für Abwärme lokal identifiziert, verortet und quantifiziert werden. Daraufhin können die relevanten Akteure angesprochen und zielgerichtet in die weiteren Planungen einbezogen werden. So können zum einen Einschätzungen darüber gewonnen werden, ob und wie die Abwärme und die Abnehmer potenziell zusammengebracht werden könnten. Zum anderen können aufbauend auf den Erkenntnissen gemeinsam weiterführende Schritte – z. B. Machbarkeitsstudien als Maßnahme für die Wärmewende vor Ort – definiert werden.

Neben den Abwärmedaten bietet die Plattform für Abwärme auch umfassende Hilfestellungen, wie FAQs, ein Merkblatt mit Bagatellschwellen und einen technischen Leitfaden. Einige exemplarische Auswertungen z.B. zu regionalen Verteilungen oder Temperaturniveaus bietet die Bundesstelle für Energieeffizienz ebenfalls auf ihrer Seite an. Den direkten Link finden Sie hier.

Hinweise zu Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen: Auskünfte, bei deren Veröffentlichung eine Gefährdung der öffentlichen und nationalen Sicherheit zu befürchten ist und das Interesse am Schutz dieser Informationen gegenüber dem öffentlichen Interesse an deren Bekanntgabe überwiegt, werden in einem nichtöffentlichen Bereich der Plattform in aggregierter Form gesammelt.

Konzeptstudie zur wiederkehrenden Quantifizierung bestehender Abwärmepotenziale in Niedersachsen

Sollten wider Erwarten einzelne standortbezogene Abwärmepotenziale auf der Plattform für Abwärme nicht aufgeführt werden (Geheimhaltung, nicht-meldepflichtiges Unternehmen), bietet darüber hinaus die „Konzeptstudie:  Abwärme aus Niedersachsen“ (Kompetenzzentrum Energie der Hochschule Osnabrück, 2017) Hilfestellungen für eine sehr grobe Abschätzung von Abwärmepotenzialen. Sie verfolgt dabei zwei Ansätze:

  • Betrachtung auf Basis des bekannten bzw. ermittelten Endenergiebedarfs einer Branche. Auf dieser Basis wird das theoretische Potenzial mit typischen Kennwerten für die Branche berechnet
  • Hochrechnung des Abwärmepotenzials aus Durchschnittswerten auf Basis von Mitarbeiterzahlen. Hier dient als Grundlage die berechnete Abwärmemenge pro Mittarbeiter einer Branche. 

Zu beachten ist, dass beide Methoden im Zweifel zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen können; dennoch bieten sie eine erste Orientierung.

 

Kontakt

Ann Kruse

0511 89 70 39-41
ann.kruse [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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Dr. Isabell Kiepe

0511 89 70 39-25
isabell.kiepe [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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