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Wasserstoff wird nicht die Allheillösung sein, wenn es um unsere künftige Wärmeversorgung geht. Darin waren sich die Teilnehmenden der Fachtagung zum Thema regenerative Energiequellen einig. Anfallende Abwärme aus Flüssen und Abwassernetzen zu nutzen, sei hingegen vielversprechend, lautete ein Ergebnis. Als unabdingbar für die gesamte Klimatransformation sei laut den anwesenden Expert:innen die Nutzung digitaler Daten und Hilfsmittel.
Wasserstoff spielt bei der Wärmeversorgung für Wohnungen keine Rolle. So lautete das Fazit der Tagung „Abwärme, Wasserstoff und weitere regenerative Energiequellen für die Wärmeversorgung optimal nutzen“ zu der 70 Fachleute am 30. Mai 2024 in Wolfsburg auf Einladung des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz, der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN), des Niedersächsischen Städtetags (NST) und der Stadt Wolfsburg diskutierten. Die innovative Tagung wurde von Tanja Föhr mit Hilfe von Graphic Recordings moderiert.
Nach der Begrüßung durch Stadtrat Jens Hofschröer, Lothar Nolte, Geschäftsführer der KEAN und dem Projektleiter des NST, Uwe Sternbeck, zeigte Niedersachsens Energie- und Klimaschutzminister Christian Meyer die guten Perspektiven für eine regenerative Energieversorgung in Niedersachsen auf und machte deutlich, dass Niedersachsen bereits jetzt am meisten regenerativen Strom und Wasserstoff in Deutschland produziere. Strom– und Wärmewende müssten digital gesteuert werden. Meyer betonte aber auch, dass die Transformation der Wärmeversorgung nicht zu einer sozialen Frage werden dürfe.
Dr. Alexander Bedrunka, Wasserstoffexperte der KEAN, zeigte deutlich auf, dass Wasserstoff mindestens bis ins Jahr 2037 überwiegend importiert werden müsse und bezüglich der Kosten bei weitem nicht zu den heute gewohnten Preisen für Gas bereitgestellt werden könne. Wasserstoff müsse für die Prozesse in Industrie und Transport verwendet werden, die nicht elektrifizierbar seien. Strom aus regenerativen Quellen direkt zu nutzen, sei effizienter als grünen Wasserstoff herzustellen, so Dr. Bedrunka. Dr. Alexander Redenius von der Salzgitter AG erläuterte anhand des SALCOS-Projekts die Umstellung der Stahlproduktion von Kohle auf Wasserstoff als Grundstoffquelle. Die Abwärme dieser Hochtemperaturprozesse werde schon heute für 6.000 Wohneinheiten als Wärmequelle genutzt und solle im Zuge der beabsichtigten Treibhausgasreduktion bei der Stahlerzeugung ausgeweitet werden. Solche Potenziale sollten Kommunen suchen und für sich nutzen, riet Dr. Redenius.
Ergebnisse der bereits abgeschlossenen Wärmeplanung für die Landeshauptstadt Hannover, wie z.B. der beabsichtigte Ausbau der Fernwärmeversorgung in Mehrfamilienhausgebieten mit hoher Dichte, wurden von Dr. Niklas Wehbring von enercity erklärt. Bis zum Jahr 2027 werde das Kohlekraftwerk als Wärmequelle durch 14 unterschiedliche regenerative Anlagen von der Abfallverbrennung bis zur Großwärmepumpe ersetzt. Wehbring ist sicher, dass für weniger dicht bebaute Wohngebiete der Einsatz der Wärmepumpe zum Standard wird. Auch die im Beteiligungsprozess eingebundene Wohnungswirtschaft machte bei der Aufstellung des Wärmeplans für Hannover deutlich, dass Wasserstoff nicht als Wärmequelle eingesetzt werden soll.
„Wird Wasserstoff als mögliche Quelle künftiger Wärmeversorgung überschätzt?“
Bei der sich anschließenden Podiumsdiskussion mit allen Vortragenden sowie Dr. Niepelt, IFSH, und Michael Capota aus dem MU, wird klar, dass Wasserstoff als mögliche Quelle künftiger Wärmeversorgung stark überschätzt wird. Im Vergleich zur Stromerzeugung ist Wasserstoff weniger effizient. Für Hochtemperaturprozesse in Industrie und Gewerbe werde Wasserstoff gebraucht. Viele Mittelständler wissen heute noch nicht, ob sie auf Wasserstoff umstellen müssen. Einzelne Netzbetreiber kommunizieren bereits, dass sie die Gasnetze zu gegebener Zeit abschalten. Das macht den Einbau einer „H2-ready“-Gasheizung unwirtschaftlich, da dann bis 2040 noch einmal das Heizsystem erneuert werden muss.
Im zweiten Teil der Tagung besuchten die Teilnehmenden drei parallele Foren.
Die dezentrale Erzeugung von Wasserstoff muss ausgebaut werden. Hinsichtlich der Planung der Standorte von Elektrolyseuren sollte die Möglichkeit der Abwärmenutzung berücksichtigt werden. So lautete das Ergebnis des Forums „Potenziale für die dezentrale Wasserstoffwirtschaft“. Im Projekt H2-FEE werden bis 2025 regionale Potenziale ermittelt. Experten dafür waren Dr. Raphael Niepelt und Alexander Mahner von der Universität Hannover sowie Jonas Berndmeyer von der Nefino GmbH.
Jens Clausen vom Borderstep Institut und Axel Frerichs vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband klärten im Forum „Abwärme aus Gewässern und kommunalen Kläranlagen/Abwassernetzen optimal nutzen“ zu den beträchtlichen Möglichkeiten der Wärmegewinnung aus Flüssen und aus Abwassernetzen auf. Konkrete Beispiele wurden diskutiert, wie das der Wärmepumpe in Zürich, die seit 1938 das Rathaus heizt und ihre Energie aus Flusswärme bezieht.
Dr. Lars Mewes und weitere Referenten der Stadt Wolfsburg debattierten mit den Teilnehmenden des Forums "Potenziale digitaler Infrastrukturen für die Klimatransformation nutzen“ über die Gewinnung digitaler Daten. Damit seien Planungs- und Steuerungsprozesse für Klimaschutz und Klimaanpassung künftig schneller und genauer zu regeln. Wolfsburg selbst entwickelt viele digitale Hilfsmittel im Rahmen des Smart-City Projektes als open-source-Lösung, die auch von weiteren Kommunen genutzt werden können. Bürgerinnen und Bürger können über Dashboards und Apps direkt von den neuen Anwendungen profitieren.
Verena Michalek
0511 89 70 39-28
verena.michalek [at] klimaschutz-niedersachsen.de