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Da Wärmepumpen mit Strom betrieben werden, nehmen sie eine wichtige Rolle in einer digital vernetzen Wärmeversorgung ein. Die Themen Smart Meter und dynamische Stromtarife werden immer relevanter – für Privatleute und Stromversorger. Gemeinsam mit dem Borderstep Institut haben wir daher zu einer Pressefahrt eingeladen, um Hausbesitzer zu zeigen, die sich in ihrem Eigenheim zeitgemäß und smart aufgestellt haben.
Wärmepumpen etablieren sich auch in älteren Gebäuden immer mehr zum bevorzugten Heizsystem. Doch wie gelingt es, das umweltschonende Heizsystem so intelligent zu vernetzen, dass eine einfache Überwachung und Steuerung möglich ist? Sind die technischen Möglichkeiten bereits voll ausgreift und verfügbar? Und welche Maßnahmen müssen im Eigenheim ergriffen werden, um das Heizsystem zeitgemäß aufzustellen? Für viele Hausbesitzer sind daher die Themen Smart Meter und dynamische Stromtarife von besonderem Interesse.
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, luden wir gemeinsam mit dem Borderstep Institut im Rahmen der diesjährigen 'Wochen der Wärmewende' zu einer Pressefahrt nach Hildesheim ein. „Wärmepumpen in der Praxis – smart und digital vernetzt!“ - so lautete der Titel der Fahrt am 29. Oktober 2024.
Gezeigt wurden zwei Einfamilienhäuser aus dem Gebäudebestand, die nachträglich mit einer Wärmepumpe, einer Photovoltaikanlage, Stromspeicher und Smart-Meter sowie in einem Fall mit einer Wallbox für das Elektroauto ausgerüstet wurden und die einen dynamischen Stromtarif nutzen.
Vor Ort konnten die Anlagen in Augenschein genommen und Gespräche mit den Hauseigentümern und einem Installationsunternehmen geführt werden. Im Anschluss an die beiden Besichtigungen boten die Stadtwerke Hildesheim Gelegenheit, mit dem Stromversorger zu sprechen und Fragen zur Anbieterperspektive der neuen Tarife zu stellen.
Eifrigen Lesern des KEAN-Newsletters (hier abonnieren) ist Hausbesitzer Egbert Homeister aus Wesseln/ Bad Sazdetfurth bereits bekannt: er gewann im September 2023 den Wärmepumpenpreis für die innovativste Wärmepumpe im Rahmen des "Niedersächsischen Wärmepumpenpreises".
Die Fakten:
Gebäude: Das Gebäudeensemble mit 360 m2 Wohnfläche wurde seit Baubeginn 1936 kontinuierlich um- und ausgebaut. Heute hat das Haus drei Wohnungen. Seit 1973 wurde die Fassade nach und nach verklinkert, ab den 1980er Jahren auch mit Dämmung.
Wärmepumpe: Die 2023 installierte Luft-Wasser Wärmepumpe von Solvis Lea 8 kW Eco ist hinter dem Haus aufgestellt. Sie versorgt das Haus über einen Pufferspeicher. Der Hauptgrund für die Entscheidung für eine Solvis-Wärmepumpe war das Onlineportal mit der Möglichkeit des Datenzugriffs, der noch nicht bei allen Herstellern möglich ist.
Energietechnik: Auf mehreren Dächern der Häuser sind insgesamt 29,8 kWh Solarpaneele installiert, die über mehrere Wechselrichter Strom einspeisen. Ein 12 kWh Stromspeicher versorgt das Haus nachts mit Strom. Die Anlage ist über eine App fernsteuerbar und mit einem SmartMeter auf die Nutzung zeitvariabler Stromtarife vorbereitet. Die beiden Elektroautos können an verschiedenen Wallboxen geladen werden. Ein Wagen mit 77 kWh Batterie beherrscht das bidirektionale Laden. Zusammen mit dem stationären Stromspeicher stehen so bei Netzausfall bis zu 90 kWh Strom zur Verfügung. Für diesen Versorgungsfall lässt sich das Netz des Hauses vom Stromnetz trennen und als Inselnetz betreiben.
Ausführlichere Informationen zum Gebäude finden Sie hier.
Kontakt: Egbert Homeister - homeister@mehom.de
Markus Bock entschied sich vor einigen Jahren sein Haus zukunftsfähig aufzustellen und Erneuerbare Energien einzusetzen. Sein Wunsch war, dass sich die neue Technik zeitgemäß auf digitale Art und Weise steuern lässt.
Die Fakten:
Gebäude: Das Gebäude wurde im Jahr 1966 errichtet und mit einer Ölheizung beheizt. 2008 wurde die Fassade gedämmt und das Dach erneuert.
Wärmepumpe: Die Ölheizung wurde durch eine Stiebel Eltron Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt. Als Speicher ist ein Hygienespeicher zum Einsatz gekommen.
Energietechnik: Im Zuge der Heizungsmodernisierung wurde eine PV-Anlage mit Enphase Microwechselrichtern und 7,8 kWp Leistung installiert. Als Stromspeicher wurde ein 10,5 kWh Speicher von Enphase verbaut. Um den Reststrombedarf zu optimieren, hat Hausbesitzer Herr Bock den Energiemanager „Heartbeat“ und einen „SmartMeter“ des Unternehmens 1KOMMA5° installiert und kann nun dank des dynamischen Stromtarifs „Dynamic Pulse“ immer den günstigsten und grünsten Strom intelligent nutzen.
Im Anschluss bestand die Möglichkeit mit den Hildesheimer Stadtwerken zu sprechen und Fragen zur Anbieterperspektive der neuen Tarife zu stellen. Geschäftsführer der EVI Energieversorgung Hildesheim GmbH & Co. KG, Wolfgang Birkenbusch, stellte sich den Fragen der Teilnehmenden. Schwierigkeiten für die Energieversorger die dynamische Stromtarife anzubieten, sieht Birkenbusch nicht. Die Erfahrungen, die über die Smart Meter gesammelt werden, werden mit Spannung erwartet.
Ob die Nutzung der dynamischen Stromtarife netzdienlich sei, stellte Birkenbusch allerdings in Frage. Mit Blick auf das lokale Verteilnetz sei z.B. offen, ob die bundesweiten Börsenpreise die Verhältnisse Vor-Ort widerspiegeln. Tun sie das nicht, würde sich die Belastung einzelner lokaler Netze durch die dynamischen Tarife durchaus auch erhöhen können.
Weiter sei fest davon auszugehen, dass der Stromverbrauch in Niedersachsen und natürlich deutschlandweit durch die Nutzung von E-Autos, Wärmepumpen etc. eklatant steigen werde. Der Netzausbau sei daher eine wichtige Aufgabe für alle Netzbetreiber.
Zu Gast bei den Stadtwerken Hildesheim - Geschäftsführer Wolfgang Birkenbusch (Mitte) erläutert die Sicht der Energieversorger (Foto: Stefan Koch).
Dynamische Stromtarife unterliegen keinem Fixpreis, sondern der Strompreis richtet sich nach den aktuellen Börsenpreisen.
Der Strompreis, den die Kunden zahlen, ist an die Preise des Großhandels, den "Spotmarkt" gekoppelt. Abhängig davon, wie viel Strom zur Verfügung steht und wie hoch die Nachfrage ist, wird der Börsenpreis stündlich neu ermittelt. Da der Preis an der Börse für den Strom Schwankungen im Cent-Bereich unterliegt, kann er auch ins Negative gehen und der Strom ist, abgesehen von Netzentgelten, Steuern und Abgaben, die immer zu zahlen sind, für den Kunden quasi umsonst. In der Regel geben die Stromanbieter einen Tag vor der Lieferung des Stroms die Preise bekannt. Durch Verlagerung des Stromverbrauchs auf günstige Zeiten außerhalb der Spitzenlastzeiten lassen sich somit Kosten sparen.
Ab 2024 müssen die Energieanbieter dynamische Stromtarife in ihrem Portfolio anbieten, die Abnahme wird aber für Verbraucher nicht verpflichtend.
Für die Nutzung von dynamischen Stromtarifen müssen gewisse technische Voraussetzungen erfüllt sein - so benötigt man in jedem Fall einen digitalen Stromzähler - den Smart Meter - um einen detaillierten Überblick über den Stromverbrauch zu erhalten. Dieser speichert die Verbrauchsdaten und übermittelt sie via Datenübertragung an den Messstellenbetreiber viertelstundengenau. So kann dann der preiswerte Strom an einem sonnigen Junimittag anders abgerechnet werden, als der Strom aus der Nacht, der ggf. über teure Gaskraftwerke erzeugt werden muss. Passt der Kunde nun seinen Verbrauch den Preissignalen an, dann verlagert sich sein Verbrauch auf die „Sonnenstunden“, es muss ggf. weniger abgeregelt werden und nachts wird weniger Strom aus Erdgas verbraucht. So haben beide etwas davon: Für den Kunden wird es günstiger und das Stromnetz wird insgesamt effizienter.
Alle Fotos ©KEAN/Stefan Koch.
Zu den Vorträgen
Dr. Martin Sabel (BWP): Wärmepumpe - Der Schlüssel zur klimaneutralen Wärme
Dr. Rainer Loch (VZN Nordrhein-Westfalen): Wärmepumpe im Bestand und Energieberatung
Dr. Frank-Peter Ahlers (HWK Hannover): Klimaneutrale Wärme
Hiram Kahler (vdw in Niedersachsen und Bremen e.V.): Die Wärmepumpe in der Wohnungswirtschaft
Frank Jahns (STIEBEL ELTRON): Erfahrungen aus der FHW Fortbildung
Raphael Niepelt (efzn): Wärmepumpenforschung als Motor der Energiewende
Susanna Conde-Schucht
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Florian Lörincz
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