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Viele Heizsysteme in Niedersachsen sind in die Jahre gekommen. Dabei sind Gasheizungen mit durchschnittlich 11,7 Jahren noch um einiges "jünger" als die niedersächsischen Ölheizungen, die im Schnitt 16,6 Jahre alt sind. Hier besteht dringender Handlungsbedarf! Optimal eingestellte Heizungen und moderne Technik können einen guten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Doch auch das Gebäude muss so energetisch optimiert sein, dass der Wärmebedarf bestmöglich reduziert wird.
Seit Jahrzehnten verbrennen wir hauptsächlich Erdöl und Erdgas, um unsere Gebäude warm zu halten. Das Problem ist: Dabei entstehen zu viele Schadstoffe – das ist schlecht für das Klima und für die Gesundheit. Hinzu kommen steigende CO2-Abgaben auf fossile Brennstoffe sowie eine zunehmend unsichere Versorgung aufgrund geopolitischer Krisen. Es gibt viele Möglichkeiten, bei der Heizung Energie zu sparen: Überprüfen, Optimieren oder Austauschen.
Hier geht es darum, dass jede Heizfläche – meist sind das Heizkörper – genau so viel Heizwasserdurchfluss bekommt, wie sie für die Erwärmung des Raumes benötigt. Neben der Heizflächenart sind die Raumgröße sowie die Fläche der Außenwände und Fenster mit ihren jeweiligen Dämmeigenschaften ausschlaggebend. Auf dieser Basis wird die notwendige Durchflussmenge für die einzelnen Heizflächen bestimmt. Die Ventile an den Heizkörpern werden hierauf passend voreingestellt. Nach dem hydraulischen Abgleich wird üblicherweise eine geringere Pumpenleistung erforderlich. Die korrekte Dimensionierung und Einstellung einer modernen Hocheffizienzpumpe sorgt dann für den richtigen Druck und die passende Durchflussgeschwindigkeit.
Eine Umwälzpumpe lässt das Heizwasser vom Kessel durch die Rohre zu den Heizkörpern und zurück zum Heizgerät zirkulieren. Alte Pumpen sind echte Stromfresser und pumpen auch dann noch, wenn die Ventile an den Heizkörpern geschlossen sind. Ihr Austausch rechnet sich bereits nach zwei bis drei Jahren.
Wie warm es in den Räumen ist, wird mithilfe der Thermostate geregelt. Moderne Regelungen steuern außerdem die Erwärmung des Heizwassers in der Heizanlage anhand der Außentemperatur und berücksichtigen auch das gewünschte Raumtemperaturniveau. Die Regelung soll die gewünschte Temperatur möglichst energiesparend konstant halten. Das kann sie nur, wenn die Heizkurve optimal eingestellt ist und der hydraulische Abgleich umgesetzt wurde.
Ein Flyer "Heizung optimieren - Fit für die Wärmepumpe"(pdf 12-2022) gibt erste Einblicke, worum es geht und was zu tun ist.
Das Faktenpapier "Optimierung der Heizkurve für einen sparsamen Heizungsbetrieb" (pdf 05-2024) erläutert, wie bei der Einstellung der optimalen Heizkurve zur automatischen Regelung der passenden Vorlauftemperaturen je nach Außentemperatur vorgegangen wird.
Für private Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohngebäuden bietet die Heizungsberatung im Rahmen der Aktion "Energiewende zu Hause" Unterstützung bei der Einschätzung der eigenen Heizungsanlage und ihrer Optimierungsbedarfe.
Einen guten Überblick u.a. über den Einsatz einer Wärmepumpe zeigt die "clever heizen"- Präsentation zu einem Vortrag für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer von Ulrich Schachtschneider, Energieberater der Verbraucherzentrale Niedersachsen (Stand September 2022).
Ist die Heizung erst defekt, muss in der Regel sehr schnell gehandelt werden. Spätestens, wenn die Heizanlage 15 Jahre alt ist, sollte man daher auf einen möglichen Austausch vorbereitet sein. Dazu ist es wichtig, die Daten und Verbräuche der aktuellen Heizung zu erfassen und auch das Gebäude in den Blick zu nehmen.
Ideal ist es, wenn bereits der Energieverbrauch und Heizleistungsbedarf des Gebäudes mit einer Dämmung gesenkt werden kann. Dann kann die neue Heizung auf die neue, geringere erforderliche Leistung ausgelegt werden. So lassen sich langfristig Kosten sparen und Fehlinvestitionen vermeiden – besonders wenn zukünftig eine Wärmepumpe zum Einsatz kommen soll.
Sind entscheidende Daten über die bestehende Heizungsanlage bekannt, können neue Anlagen richtig dimensioniert und passgenau geplant werden. Außerdem zeigen die Daten, ob eine Betriebsoptimierung der bestehenden Heizungsanlage möglich ist, die direkte Kosteneinsparungen bringt.
Wichtige Informationen sind der Wärmeverbrauch und die zu seiner Deckung benötigte Vorlauftemperatur, idealerweise ergänzt durch die Außentemperatur. Die Werte sollten mindestens monatlich abgelesen werden. In einer Heizperiode mit aktuell niedrigen Außentemperaturen lohnt sich auch eine häufigere Aufnahme der Daten.
Der Wärmeverbrauch dient zur Abschätzung der notwendigen Leistung der zukünftigen Wärmepumpe, da sich die Leistung des bestehenden Heizkessels oft nicht zur Orientierung eignet. Bestandsheizkessel sind in vielen Fällen zu groß ausgelegt. Bei ihrer Planung wurden häufig Sicherheitszuschläge zur eigentlichen Heizlast des Gebäudes hinzugefügt. Zudem hat das Gebäude möglicherweise durch Maßnahmen an der Gebäudehülle (Fenstertausch, Dämmung etc.) inzwischen einen geringeren Wärmebedarf.
Die Vorlauftemperatur hilft bei der Einordnung, welche Wärmepumpenanlage für das Gebäude realisierbar ist. Bei einer Vorlauftemperatur unter 55 °C ist der effiziente Einsatz einer „klassischen“ Wärmepumpe möglich. Bei höheren Temperaturen können bivalente Wärmepumpenanlagen, der Einsatz einer elektrischen Zusatzheizung oder Wärmepumpen, die höhere Temperaturen bereitstellen können, eine wirtschaftliche Alternative sein.
Die Temperaturen der Heizungsanlage können am Heizkessel oder (noch besser) an möglicherweise vorhandenen Thermometern abgelesen werden. Wichtig ist hierbei, dass die Temperatur bei aktivem Wärmeerzeuger an der Vorlaufleitung abgelesen wird. Neben der aktuellen Vorlauftemperatur ist auch die aktuelle Außentemperatur ein wichtiger Indikator. Diese wird im besten Fall aus der Regelung des Bestandsheizkessels abgelesen. Ist dies nicht möglich, so liefert ein einfaches Außenthermometer zumindest einen Richtwert zur Orientierung. Dies sollte auf der Fassadenseite des Außentemperaturfühlers angebracht werden.
Der Wärmeverbrauch des Gebäudes kann über den Gas- oder Ölverbrauch ermittelt werden. Ist ein Wärmemengenzähler hinter dem Heizkessel installiert, so kann der Wärmeverbrauch hier abgelesen werden. Diese Werte bilden den tatsächlichen Wärmeverbrauch noch genauer ab.
Die Messwerte dienen insbesondere zur Ermittlung der maximal erforderliche Vorlauftemperatur. Diese wird bei der kältesten Norm-Außentemperatur benötigt, um das Gebäude mit ausreichend Wärme zur versorgen[1]. Der Bundesverband Wärmepumpe (bwp) hat hierzu eine Klimakarte mit den jeweiligen Norm-Außentemperaturen veröffentlicht. Je häufiger Messwerte aufgenommen werden, umso genauer kann das Heizungssystem abgebildet werden.
Liegen die Daten vor, so ist dies eine sehr gute Grundlage, um selbst vorab abschätzen zu können, welche Wärmepumpe erforderlich ist, welche Kosten dafür zu erwarten sind oder welche Betriebsoptimierungen noch durchzuführen sind. Wird für den Heizungstausch ein Planungsbüro beauftragt, so kann dieses mit den Daten ebenfalls erste Abschätzungen für die Vorplanung treffen und gleichzeitig Wirtschaftlichkeitsberechnungen für unterschiedliche Varianten durchführen. Je ausführlicher die vorhandenen Daten, umso genauer werden die Ergebnisse einer Wirtschaftlichkeitsberechnung.
Beispieltabelle zur Dokumentation der Messwerte einer Heizungsanlage
Die abgelesenen Werte sollten am besten in einer Tabelle festgehalten werden. Ein Beispiel ist hier abgebildet. Die Anzahl der Zeilen und Spalten ist variabel gestaltbar. Es können mehrere Werte pro Monat eingetragen oder weitere Messwerte aufgenommen werden, beispielsweise die Vorlauftemperatur aus der Regelung des Heizkessels und die Vorlauftemperatur, die von einem Thermometer an der Vorlaufleitung abgelesen wird.
[1] Die Norm-Außentemperatur beschreibt das tiefste Zweitagesmittel der Lufttemperatur einer Kälteperiode, die 10-mal in 20 Jahren erreicht oder unterschritten werden muss.
Wurde die Vorlauftemperatur der Heizungsanlage bereits erfasst, lohnt sich ein kritischer Blick darauf. Sofern es ohne Komfortverlust möglich ist, sollte die Vorlauftemperatur abgesenkt werden. Dadurch lassen sich direkt Heizkosten einsparen und der effiziente Einsatz einer Wärmepumpe wird vorbereitet. Liegen die maximalen Vorlauftemperaturen über 55 °C, empfiehlt sich eine Betriebsoptimierung. Je niedriger die Vorlauftemperaturen, desto effizienter kann eine zukünftige Wärmepumpe arbeiten, und die Investitionskosten sinken.
In der Heizperiode können die maximal erforderliche Vorlauftemperatur und etwaige kritische Heizkörper ermittelt werden. Dazu wird die Vorlauftemperatur in einer Phase mit konstanten Außentemperaturen schrittweise abgesenkt, bis Rückmeldungen darauf hinweisen, dass die Komforttemperatur in bestimmten Räumen (kritische Heizkörper) nicht mehr erreicht wird. Mehr dazu in unserem Faktenpapier zur Heizkurve.
Alternativ kann die maximal erforderliche Vorlauftemperatur sowie die Leistung kritischer Heizkörper aus der Berechnung zum hydraulischen Abgleich ermittelt werden. Dieser Schritt ist jederzeit möglich, unabhängig von der Heizperiode. Hierbei lässt sich auch berechnen, wie weit die Vorlauftemperatur abgesenkt werden kann.
Mess- und Analysesystem FeBOp-MFH
In dem Forschungsprojekt FeBOp-MFH wurde ein praxistaugliches Mess- und Analysesystem zur Bewertung der Effizienz von Heizzentralen in Mehrfamilienhäusern entwickelt. Die Grundlagen zur Messung und Analyse können aber auch für Nichtwohngebäude angewendet werden. Ausführlichere Informationen sind in den Faktenpapieren oder dem Leitfaden zu finden.
Kommunales Energiemanagement-System (Kom.EMS)
Kom.EMS ist ein Werkzeug für den systematischen Aufbau und die Verstetigung eines Energiemanagements für die kommunalen Verwaltungen. Im Rahmen des implementierten Energiemanagements werden auch die oben genannten Daten regelmäßig erfasst.
Im Umkehrschluss sind Kommunen, die mit Kom.EMS ein standardisiertes Energiemanagement eingeführt haben, auf Grund der umfänglichen Datenbasis jederzeit in der Lage sinnvolle Entscheidungen beim Heizungstausch zu treffen.
Weitere Informationen finden Sie bei Kom.EMS. Als Kommune können Sie sich kostenfrei und unverbindlich registrieren und Kom.EMS ausprobieren. Ausführliche Informationen zur Etablierung eines kommunalen Energiemanagements sind auch in dem Kom.EMS Leitfaden nachzulesen.
Gerhard Krenz
0511-89 70 39-22
gerhard.krenz [at] klimaschutz-niedersachsen.de
Dr. Georg K. Schuchardt
0511 89 70 39-26
georgkonrad.schuchardt [at] klimaschutz-niedersachsen.de