BEG Förderzusagen 2024

Wärmepumpenausbau in Niedersachsen 2024

In Niedersachsen gibt es positive Entwicklungen beim Wärmepumpenausbau, wenn man die Förderzusagen aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) für das Jahr 2024 betrachtet. Demnach hat Niedersachsen die höchste Quote pro Einwohner:in im Bundesvergleich und setzt sich damit in der Spitzengruppe beim Wärmepumpenausbau in Deutschland fest. Dennoch liegen die Installationsraten weiterhin unter den nötigen Zahlen.

Seit dem 27.02.2024 sind Förderanträge für Wärmeerzeuger nach der reformierten Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) bei der KfW möglich. In der vorliegenden Auswertung betrachten die Autoren Artjom Byckov und Fabian Hüsing vom Institut für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH) für die Wärmepumpen-Initiative Niedersachsen (WIN) die statistischen Daten des BEG, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) veröffentlicht wurden, um aktuelle Trends der Wärmewende im Bund und ein präziseres Bild des Wärmepumpen-Rollouts in Niedersachsen zu erhalten.

Hintergrund: Eine Förderzusage ist die Bewilligung eines Antrags auf Förderung einer Einzelmaßnahme (z.B. Tausch des Wärmeerzeugers). Im Jahr 2024 wurde die BEG im Nachlauf der Novelle des GEG reformiert. Aus diesem Grund war für das gesamte Jahr ein vorzeitiger Maßnahmenbeginn gestattet. Entsprechend geben die Zahlen keinen Aufschluss über den Status der Umsetzung der bewilligten Maßnahmen. Dennoch erlauben die Daten Rückschlüsse auf die Marktsituation und -entwicklung. Im Jahresverlauf wurde die Antragstellung für verschiedene Akteure Stufenweise freigeschaltet, sodass auch hier zumindest Vermutungen zur Aktivität der verschiedenen Akteursgruppen abgeleitet werden können.

Ausgangssituation

Beim „Wärmepumpengipfel“ im BMWK wurde 2022 von einer Vielzahl an Akteuren die Absicht erklärt, Umsetzungsschritte zu starten, um eine Installationsrate von mindestens 500.000 (Gebäude-) Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 zu erreichen. Diese Zahl greifen wir in der folgenden Betrachtung als minimale Zielgröße für die Erreichung der Klimaschutzziele im Bund 2045 auf. Skaliert auf Niedersachsen ergeben sich über den Bevölkerungsanteil (9,6 %) und den Gebäudeanteil (11,8 %) erforderliche Installationsraten von ca. 48.000 beziehungsweise ca. 59.000 Wärmepumpen pro Jahr. Diese Installationsraten sind klar als Minimalziel zu definieren und liegen entsprechend deutlich unterhalb der 68.000-84.000 Wärmepumpen pro Jahr, die für die im Vergleich zum Bund früher beabsichtigte Klimaneutralität in Niedersachsen bis 2040 erforderlich wären.

Vorliegende Daten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu Inbetriebnahmen ergeben lediglich 63.237 geförderte Wärmepumpen in Niedersachsen – im Zeitraum 2007-2023. Etwa die Hälfte dieser Wärmepumpen (31.467 Stück) wurden von 2021-2023 in Betrieb genommen. Auch Auswertungen zu Wärmepumpen-Installationen im Neubau in Niedersachsen zeigen auf, dass nach vielen Jahren mit unterdurchschnittlichen Zahlen, diese 2023 erstmals über dem Bundesdurchschnitt lagen.

Wärmepumpenförderung in Deutschland 2024

In Abbildung 1 sind die monatlichen Förderzusagen für Wärmeerzeuger aus den BEG EM für Deutschland dargestellt. Wärmeerzeuger mit unter 1.000 Förderzusagen pro Jahr sind aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt, aber in den Berechnungen berücksichtigt. Der grüne Abschnitt der Säulen zeigt die geförderten Wärmepumpen, die kontinuierlich einen sehr hohen Anteil zwischen 76 und 84 % der gesamten Förderzusagen ausmachen. Dieser Befund verdeutlicht die besondere Rolle der Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie der Wärmewende.

Zu Beginn der Förderperiode konnten Anträge für selbstbewohnte Einfamilienhäuser (EFH) eingereicht werden. Während auf die Entgegennahme der Anträge für Mehrfamilienhäuser (MFH) und Gemeinschaftseigentum von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) ab 28.05. eine Steigerung der Förderzusagen in Mai und Juni folgte, ist ein Effekt der Antragsberechtigung für vermietete EFH und Sondereigentum von WEG ab 27.08. nicht sichtbar. Auf die Antragsberechtigung für Kommunen ab 26.11. wiederum folgte eine merkliche Steigerung der Förderzusagen in den letzten beiden Monaten des Jahres. Im Jahr 2024 erlaubte die Förderung einen Maßnahmenbeginn vor Antragsstellung. Daher ist die sehr starke Steigerung der Förderzusagen im Dezember (z.B. +102 % gegenüber November für Wärmepumpen) vermutlich auch auf Nachholeffekte anderer Förderbegünstigter zurückzuführen. Ab Anfang 2025 ist der Maßnahmenbeginn regulär wieder erst nach erfolgter Förderzusage möglich, so dass die zukünftige Statistik von verzerrenden Effekten dieser Art nicht mehr betroffen sein sollte.

Abbildung 1: Anzahl zugesagter BEG-Heizungsförderungen in Deutschland 2024

Abbildung 2: Verteilung der Förderzusagen auf unterschiedliche Wärmepumpentypen

Die Anteile der verschiedenen, geförderten Wärmepumpentypen im zeitlichen Verlauf sind in Abbildung 2 dargestellt. Diese Daten sind nur für die Monate August bis Dezember verfügbar. Erwartungsgemäß haben Luft/Wasser-Wärmepumpen (grüner Anteil der Säulen) mit 71 bis 76 % im ausgewerteten Zeitraum und über das Jahr gemittelt mit 72 % den größten Anteil an den Förderzusagen. Wärmepumpen, die heizungsseitig Luft als Wärmeträger nutzen (Luft/Luft-Wärmepumpen < 12 kW, oranger Anteil | beliebige Quelle/Luft-Wärmepumpe > 12 kW, gelber Anteil) erreichen Anteile von 19 - 23 % der Förderzusagen, mit einem zeitlich abnehmenden Trend. Den größten Anteil dieser Systeme dürften Klima-Split-Geräte ausmachen, deren Einsatz für Heizanwendungen in Deutschland seit der Energiekrise 2022 eine relativ neue Entwicklung sind. Geräte die flüssige Wärmeträger sowohl quell- aus auch heizungsseitig nutzen (Sole/Wasser-Wärmepumpen, hellblauer Anteil und Wasser/Wasser-Wärmepumpen, dunkelblauer Anteil) machen mit 4 % beziehungsweise 1 % nur einen relativ geringen Anteil der Förderzusagen aus.

Im Diagramm der Wärmepumpentypen nicht enthalten sind elektrisch angetriebene bivalente Wärmepumpen-Kombi-/Kompaktgeräte, für die 3.330 Förderzusagen (ca. 2 % der Zusagen für Wärmepumpen) erteilt wurden. Auch unter diesen Geräten sind Luft/Wasser-Wärmepumpen der meistgeförderte Typ, ihr Anteil ist mit 61 % aber kleiner. Wärmepumpen, die heizungsseitig Luft als Wärmeträger nutzen sind mit 36 % Anteil an den Förderzusagen im Bereich der bivalenten Heizsysteme besonders stark vertreten.

Verteilung der Förderzusagen auf Bundesländer

Im folgenden Abschnitt betrachten wir die Verteilung der Förderzusagen auf die Bundesländer und führen einen Abgleich zu den mindestens zur Erreichung der Klimaschutzziele erforderlichen Ausbauraten durch.

Da in den veröffentlichten Daten nur die Zahlen für BEG Förderanträge mit Zusatzanträgen für Wärmeerzeuger nach Bundesländern differenziert vorliegen, haben wir die Anzahl von Förderzusagen für Wärmepumpen je Bundesland daraus abgeleitet. Dabei haben wir bundesweit einheitliche Verhältnisse zwischen der Anzahl der Förderanträge mit Zusatzanträgen und der Anzahl der Förderanträge ohne Zusatzanträge einerseits und zwischen der Anzahl der Anträge für Wärmeerzeuger und der Anzahl der Anträge für Wärmepumpen andererseits angenommen. Diese Annahmen werden zu geringfügigen Abweichungen gegenüber der Realität führen, unserer Einschätzung nach aber das Gesamtbild nicht maßgeblich verzerren.

In Abbildung 3 ist die resultierende Verteilung der abgeschätzten Förderzusagen für Wärmepumpen auf die Bundesländer dargestellt. Mit 650 bis 32.000 Förderzusagen bestehen starke Unterschiede in der Anzahl pro Bundesland. Vier Bundesländer können mehr als 10 % der Förderzusagen für sich reklamieren (NW 21 %; BY, 19 %; BW, 16 %; und NI, 12 %) und erhalten damit 69 % der gesamten Förderzusagen.

Abbildung 3: Abgeschätzte Verteilung der Förderzusagen für Wärmepumpen 2024

Abbildung 4: Anteil Förderzusagen für Wärmepumpen in 2024 bezogen auf die beabsichtigte Wärmepumpenausbaurate von 500.000 Stk./a verteilt nach Landesbevölkerung

Abbildung 5: Anteil Förderzusagen Wärmepumpen 2024 bezogen auf beabsichtigte Wärmepumpenausbaurate von 500.000 Stk./a verteilt nach Wohngebäuden

Um die Erreichung der Ausbauziele quantifizieren zu können, haben wir für jedes Bundesland nach zwei Ansätzen Zielzahlen definiert. Einerseits haben wir die Zubaurate von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr anhand des Bevölkerungsanteils und andererseits anhand des Gebäudeanteils auf die Bundesländer verteilt. Die Division der abgeschätzten Wärmepumpenförderzusagen durch die Zielzahlen gibt eine Zielerfüllungsquote für jedes Bundesland an.

Abbildung 4 zeigt die Zielerfüllungsquote bei Aufteilung der Zubaurate in Abhängigkeit der Landesbevölkerung. Erfreut können wir feststellen, dass Niedersachsen mit fast 38 % den ersten Platz unter den Bundesländern belegt und damit ca. 8 % über dem Bundesdurschnitt (rote Linie) liegt. Gegenüber den absoluten Zahlen hat sich die Reihenfolge der Bundesländer verändert. Das auffälligste Beispiel ist das Saarland, das trotz absolut betrachtet niedriger Förderzusagen eine relativ hohe einwohnerspezifische Zielerfüllungsquote aufweist. Die Schlussgruppe bilden die Stadtstaaten, in denen die geringste einwohnerspezifische Zielerfüllungsquote erreicht wird.

Abbildung 5 zeigt die Zielerfüllungsquote bei Aufteilung der Zubaurate in Abhängigkeit der Wohngebäude. In dieser Auswertung liegt Niedersachsen sehr knapp über dem Bundesdurchschnitt auf Platz fünf, während Baden-Württemberg an erster Stelle liegt.

Eine wesentliche weitere Erkenntnis aus den Auswertungen ist, dass in den Stadtstaaten und in den neuen Bundesländern die Förderzusagen für Wärmepumpen deutlich hinter denen der anderen Bundesländer zurückliegen.

Zusammenfassend können wir folgende Erkenntnisse aus den Auswertungen ziehen:

  • Niedersachsen erreicht im Jahr 2024 die höchste Anzahl an Förderzusagen pro Einwohner für Wärmeerzeuger aus dem BEG EM Programm und hat sich in der Spitzengruppe des Wärmepumpenausbaus etabliert.
  • Mit 151.094 Förderzusagen für Wärmepumpen und einer Absatzzahl von 193.000[1] war 2024 ein wesentlicher Rückschritt gegenüber 2023 mit 356.000[2].
  • Die aktuellen Ausbauraten liegen für die Erreichung der Klimaschutzziele wesentlich zu niedrig. Die niedersächsische Ausbaurate erfordert etwa eine Verdreifachung zur Erreichung der Bundesziele oder etwa eine Vervierfachung zur Erreichung der niedersächsischen Klimaschutzziele.
  • Die positive Entwicklung der monatlichen Förderzusagen über das Jahr 2024 hinaus nachhaltig zu verstetigen wäre dafür essentiell.

Für Niedersachsen sind trotz einer herausfordernden Marktsituation im Jahr 2024 weiterhin positive Entwicklungen im Wärmepumpenausbau zu bescheinigen – die Förderzusagen lassen eine Steigerung der Wärmepumpen im Land um etwa 30 % erwarten. Diese Entwicklung – auch bei möglicherweise eingeschränkter Verfügbarkeit der BEG im aktuellen Jahr – zu verstetigen und auszubauen ist eine zentrale und herausfordernde Aufgabe, zu deren Gelingen wir als Wärmepumpen-Initiative Niedersachsen mit Analysen, Informationen und Empfehlungen beitragen werden.

 

[1] Absatzstatistik von BDH und BWP: https://www.bdh-industrie.de/presse/pressemeldungen/artikel/heizungsindustrie-markt-fuer-waermepumpen-bleibt-hinter-erwartungen-zurueck; Förderzusagen und Absatzzahlen sind, insbesondere aufgrund des zulässigen vorzeitigen Maßnahmenbeginns 2024 nicht in eindeutigen zeitlichen Zusammenhang zu bringen.

[2] https://www.bdh-industrie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/PresseMeldungen/Pressegrafik_Zeitreihe_Marktentwicklung_Deutschland.jpg

Kontakt

Dr. Georg K. Schuchardt

0511 89 70 39-26
georgkonrad.schuchardt [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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