Mehrfamilienhaus in Braunschweig

Umstieg von Gasetagenheizungen auf Fernwärmeversorgung

Das Mehrfamilienhaus der Familie Herzig aus den 1950er Jahren war an vielen Stellen sanierungsbedürftig. Also hat sich der Bauherr dafür entschieden, alle „Baustellen“ in einer umfassenden Sanierung anzugehen. Durch den Einsatz von Wohnungsstationen wurde der Umstieg von Gasetagenheizungen auf Fernwärmeversorgung möglich.

Das Mehrfamilienhaus mit ehemals 8 Wohneinheiten, war seit den 1980er Jahren nicht saniert worden: Es gab keine Dämmung, dafür aber alte Versorgungsleitungen, alte Fenster und ausschließlich kleine Wohnungen. Als 2021 nur noch eine Wohnung bewohnt war, fiel die Entscheidung, das Modernisierungsprojekt 2022 umfassend anzugehen.

Das Haus wurde daraufhin auf einen Effizienzhaus 55-Standard saniert, die acht kleinen Ein-bis Zwei-Zimmerwohnungen wurden zu drei größeren Wohneinheiten mit je 100 m² Wohnfläche in den Obergeschossen zusammengelegt. Im Erdgeschoss blieben zwei kleine Einheiten und im Dachgeschoss entstand eine neue Wohnung mit ca. 60 m² zusätzlichem Wohnraum. In diesem Zuge wurden alle Grundrisse der Wohnungen modern gestaltet und die Fensteröffnungen vergrößert, alte Kamine entfernt und alle Versorgungsleitungen erneuert.

Umstieg auf Fernwärme mit Wohnungsübergabestationen

Die Wärmeversorgung wurde von Gasetagenheizungen in den einzelnen Wohnungen auf Fernwärme umgestellt, die über Wohnungsübergabestationen in die Wohnungen gelangt: Im Haus zirkuliert warmes Wasser durch einen so genannten Zwei-Leiter-Strang, an den jede Wohnung durch eine Wohnungsübergabestation angeschlossen ist. Diese übergibt die Wärme aus dem zentralen Wärmestrang durch einen Plattenwärmetauscher an die Wohnung. Die Wohnungsstationen sind so kompakt, dass sie in einer Trockenwand im Garderobenbereich der Wohnungen untergebracht werden können. Der Anschluss an die Fernwärme war für den Bauherrn kein großer Aufwand. Da das Haus ohnehin leer stand, konnte die Zirkulationsleitung in einem neu errichteten Schacht gelegt werden. Die Wohnungsstationen ermöglichen eine direkte Heizkostenabrechnung der Mieter:innen mit dem Fernwärmeversorger, das erspart dem Bauherrn einigen Verwaltungsaufwand. Zudem ist auch die Trinkwassererwärmung in den Wohnungsstationen integriert. So ist die gesamte für die Wohnung nötige Technik in einem Gerät zusammengefasst.

Straßenansicht vor der Sanierung

Straßenansicht nach der Sanierung

Kompakte Wohnungsstation in der Garderobe einer Wohneinheit

Bei der Planung bekam Familie Herzig Unterstützung durch das Architekturbüro von Hermann Norkauer. Für die Beantragung der Fördermittel wurde außerdem ein durch die KfW zugelassener Energieeffizienzberater hinzugezogen. Dank der Erfahrungen des Bauherrn aus anderen Projekten lief die Beantragung problemlos. Die Umsetzung übernahm größtenteils die Firma Schölke Massivhaus, in der der Bauherr selbst als Geschäftsführer tätig ist.

Die umfassende Sanierung dauerte inklusive Rückbauten und Ausbau des Dachgeschosses ca. ein Jahr. Die Kosten beliefen sich im Sanierungsjahr 2022 auf rund 2.200 Euro pro m². Durch die Inanspruchnahme der Bundesförderung für effiziente Gebäude konnten die Mieten nach der Sanierung moderat bleiben. Für die Wohnungen im Neubaustandard beträgt die Kaltmiete nun 11,50 pro m². Dank der damals gültigen Fördersätze konnten 40% der energetischen Maßnahmenkosten durch Fördermittel gedeckt werden.

Die Fakten

    • Mehrfamilienhaus mit 6 Wohneinheiten, Baujahr 1952, Sanierung 2022
    • Sanierung zum KfW-Effizienzhaus 55:
      • Endenergiebedarf: 57,2 kWh/(m²·a)
      • Primärenergiebedarf: 13,7 kWh/(m²·a)
      • CO2-Emissionen: 3,8 kg CO2-Äquivalent/(m²·a)

Energetische Maßnahmen an den einzelnen Bauteilen:

Erste Bilanz

Der Bauherr zieht nach Abschluss der Sanierungsarbeiten eine positive Bilanz: Eine Altsubstanz hat zwar ihre Tücken, da man nie genau weiß, was sich hinter den Wänden verbirgt. Dank guter Planung und Bauüberwachung lief die Sanierung aber recht reibungslos und zügig. Die Technik funktioniert und die Mieter:innen kommen gut mit ihr zurecht.

Diese neuen Mieter:innen fanden sich sogar von selbst. Das sanierte Haus fiel auch in der Nachbarschaft auf und so meldeten sich die Interessenten ohne weitere Ausschreibung beim Bauherrn.

Welchen Tipp gibt der Bauherr anderen Sanierungswilligen? Es lohnt sich, eine Sanierung einmal umfassend anzugehen und Fördergelder zu nutzen. Das nächste Sanierungsprojekt ist schon in Planung.

 

Kontaktdaten Bürogemeinschaft:

Dipl. Ing. Hermann Norkauer
Wendebrück 2b, 38110 Braunschweig
Tel. +49 5307 9408843

Schölke Massivhaus
Andreas Herzig
Wendebrück 2b, 38110 Braunschweig
Tel. +49 5307 9408840

Ausbau Dachgeschoss

Dachbalkon

Neugestaltung der Wohnungen

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