Die GEWO Nordhorn hatte sich nach der Sanierung und der Auszeichnung mit der Grünen Hausnummer weiter engagiert und Verbesserungen angestrebt. In diesem Zuge haben sie sich bei einem Projekt beteiligt, das ein intelligentes Mess- und Analysesystem zur Bewertung der Energieeffizienz von Heizzentralen in Mehrfamilienhäusern entwickeln wollte. Das Projekt, mit dem Kurznamen "FeBOp" fand unter der Leitung des Instituts für Solarforschung in Hameln statt, die hatte KEAN mitgewirkt. Das Projekt wurde im Jahr 2022 abgeschlossen, doch die GEWO setzt seither das entwickelte System standardmäßig ein. In Nordhorn wurde das FeBOp-System bis Mitte 2020 in acht Mehrfamilienhäusern der GEWO eingebaut.
KEAN: Herr Schütt, inwiefern hat sich das FeBOp-System für Sie bewährt?
Reno Schütt: Aufgrund des permanenten Monitorings waren wir in der Lage, unsere Heizanlagen viel effizienter einzustellen. Kleine Defekte, Fehleinstellungen oder andere Veränderungen an den Heizsystemen bilden sich in dem System sehr schnell ab und man kann reagieren, da man auf Effizienzmängel oder Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen wird.
KEAN: Bleiben diese Beeinträchtigungen denn sonst unbemerkt?
Reno Schütt: Dies kann tatsächlich über einen längeren Zeitraum unbemerkt bleiben. In der Regel ist es ja so, dass solange sich kein Mieter über ausbleibende Wärme in der Wohnung beschwert, wir bezüglich der Heizanlagen nicht tätig werden.
KEAN: Dass bedeutet also, hohe Energieverluste im Heizungskeller werden häufig nicht bemerkt?
Reno Schütt: Genau. In der Regel wird dies nur festgestellt, wenn die aktuellen Verbräuche aufgezeichnet und regelmäßig mit den alten Werten bzw. Erwartungswerten abgeglichen werden. Das FeBOp-System kann genau das leisten! Damit können wir darauf achten, dass unsere Mieterinnen und Mieter nicht unnötig viel für Energie zahlen, weil zu viel davon im Heizungskeller verloren geht. Aber es gibt noch zwei weitere Aspekte: Erstens: Wenn wir erneuerbare Energien einbauen, haben wir die wesentlichen Daten parat, um sie optimal einzubinden. Und zweitens: Die sonstigen Bauunterhaltungsmaßnahmen werden ggf. in einer anderen Reihenfolge geplant und umgesetzt. Je nachdem, was mehr Energie einspart bzw. in der Wirkung effizienter ist.

Heizungskeller mit FeBOp-Technik
KEAN: Hätten Sie dafür ein Beispiel für uns?
Reno Schütt: Die FeBOp-Software berechnet im Hintergrund die Dynamik der Steigerung des Energiebedarfs jedes Gebäudes bei fallenden Temperaturen. Je stärker die Veränderung, desto größer das Erfordernis, die Gebäudehülle zu verbessern. Folgt bei diesen Gebäuden die Erneuerung einer Heizung vor notwendig werdenden Dämmmaßnahmen, ist die neue Heizung überdimensioniert. Wir haben beispielsweise den Austausch von Fenstern bei einer Reihe von Gebäuden vorgezogen.
KEAN: Wie schätzen Sie das Nachahmungspotential für Mehrfamilienhäuser in Deutschland ein?
Reno Schütt: Das FeBOp-Projekt hat eine überzeugend intelligente Messtechnik entwickelt. Uns begleitete dabei eine Armada an beeindruckend neugierigen und hochspezialisierten Köpfen. Mit viel Geduld, Sorgfalt und hoher Detaillierungstiefe wurden die idealen Komponenten für ein präzises, robustes und fehlerunauffälliges System entwickelt. Es ist ein offenes Gesamtprodukt entstanden, das hardwareseitig aus gängiger Regalware besteht, die jeder handwerklich begabte Anwender nach Belieben austauschen kann. Die Software liefert in Berichten erklärende Hinweise, wenn Abweichungen von den erwarteten Werten gemessen werden. Ich hoffe, Nachahmen wird der neue Virus, denn das Potential ist enorm.
KEAN: Welche Schritte planen Sie noch?
Reno Schütt: Infiziert durch das Forschungsprojekt wollen wir unbedingt unseren gesamten Bestand messtechnisch erfassen. Das Messen hat einen unschätzbaren Wert. Es ist die Möglichkeit, klarer zu sehen. Das wirkt entspannend und reichert gleichzeitig die Bandbreite der Handlungsoptionen an.
KEAN: Herr Schütt, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.