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Manfred Stephan aus Adendorf entschloss sich 2009 eine schrittweise energetische Sanierung an seinem Fertighaus von 1976 vorzunehmen. Er ergriff umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und wurde dafür 2016 von uns mit der Grünen Hausnummer ausgezeichnet. Welche Erfahrungen hat Herr Stephan bei der Sanierung gemacht und ist er weiterhin in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz unterwegs?
Etwa vier Kilometer nordöstlich vom Lüneburger Stadtkern entfernt, liegt das kleine Örtchen Adendorf. Diesen Ort nennt Manfred Stephan seit über 45 Jahren sein Zuhause. Gemeinsam mit seiner Frau bewohnen sie seit 1976 ein voll unterkellertes Fertighaus der Firma Streif, knapp 100m² groß mit vier Zimmern. Die Begeisterung beim Einzug war groß, schließlich war die Energieeffizienz eines Fertighauses in den 1970ern höher verglichen mit einem Haus in Massivbauweise zu dieser Zeit. Das Thema Barrierefreiheit spielte im Haus im Ahornweg ebenfalls eine Rolle: „Wir waren vorausschauend und haben damals unnötige Treppen und Hindernisse vermieden.“ erklärt Manfred Stephan.
Als Ende der 2010er Jahre deutlich wurde, dass Sanierungsarbeiten im Haus notwendig werden würden, entscheidet sich Hausbesitzer Stephan für eine umfassende energetische Sanierung durch Einzelmaßnahmen, die schrittweise durchgeführt werden soll. Um Energie einzusparen, wird 2009 mit dem lokal ansässigen Handwerksbetrieb Maack Holzbau zunächst mit der Wärmedämmung der Geschossdecke begonnen.
Ein Zellulosedämmstoff wurde hohlraumfüllend im Bereich der Balkenlage auf die bestehende Wärmedämmung eingeblasen.
Im nächsten Schritt folgte 2011 die Installation einer 3,825 kwp Photovoltaikanlage, bestehend aus 17 Hochleistungsmodulen und zwei Wechselrichtern, auf dem Dach des Hauses. Die Idee, selbst Strom für den Eigenbedarf zu produzieren, gefiel den Stephans. Knapp 30 Prozent des Eigenanteils können heute mit der hauseigenen Anlage abgedeckt werden. Ein Großteil des Stroms wird eingespeist und entsprechend vergütet.
Weitere Maßnahmen
2014 soll die bestehende Heizungsanlage modernisiert werden. Die alte Ölheizung aus den 1970ern streikt hin und wieder und wird gegen eine Gas-Brennwertheizung ausgetauscht. Ein hydraulischer Abgleich optimiert die Einstellungen der neuen Anlage zusätzlich. Die für den Austausch notwendigen Maurerarbeiten erbrachte Manfred Stephan dabei in Eigenleistung. „2014 kam der Einsatz einer Wärmepumpe nicht in Betracht, heute schätze ich das natürlich anders ein und würde der Wärmepumpe den Vorzug geben.“ erklärt er.
Diese Maßnahmen markierten den Anfang der Sanierung: ein Jahr später, 2015, wurde die komplette Fassadensanierung in Angriff genommen. Nach ausführlichen Beratungen mit dem Handwerksbetrieb Johnsen aus Grande in Schleswig-Holstein wurden im Rahmen der Fassadenerneuerung zunächst die alte Gefachdämmung sowie die Dampfbremse vollständig entfernt.
Das alte Holzrahmenwerk wurde gereinigt und eine Schadstoffsanierung durchgeführt. Die neue Gefachdämmung erfolgte mit 90 mm starken Holzfaserdämmplatten, welche direkt beplankt wurden. Die vorhandenen Ständer wurden aufgedoppelt und in den Hohlraum wurden weitere 80 mm starke Holzfaserdämmplatte eingebracht. Abschließend folgten noch weitere 60 mm Holzfaserdämmplatten für das Wärmedämmverbundsystem. Durch den dadurch erreichten Gesamtaufbau konnte Herr Stephan eine KfW-Förderung für Einzelmaßnahmen in Anspruch nehmen. Die notwendigen Abbruch- und Wiederherstellungsarbeiten der Anbauten an der Hausfassade wurden abermals in Eigenleistung von Herrn Stephan erbracht.
Zudem wurden insgesamt acht neue Fenster mit Dreifachverglasung eingebaut, für die es ebenfalls einen Zuschuss von der KfW gab. Die bestehenden innenliegenden Rollladenkästen wurden ausgedämmt und mittels Vorbaurolladen vor der Fassade konnten Wärmebrücken eliminiert werden.
Gutes Wohnraumklima
Ein wichtiges Thema für Familie Stephan war die Wohnraumbelüftung und die damit zusammenhängende Qualität der Luft. Um eine kontrollierte Wohnraumbelüftung zu garantieren, wurden in den Wohnräumen dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Das Bad erhielt aufgrund der hohen Feuchtigkeit einen feuchtegesteuerten, reinen Abluftventilator.
Das Ganze wird über eine praktische Zentralsteuereinheit bedient. Das Wohnklima habe sich dadurch erheblich verbessert, erklärt Frau Stephan heute und ergänzt „Nach den Maßnahmen hat die Behaglichkeit erheblich zugenommen und das ist bis heute so geblieben. Rundum ein gutes Gefühl.“
Eher ungeplant wurde zu diesem Zeitpunkt auch das Dach erneuert, da sich im Zuge der Arbeiten an der Geschossdecke herausstellte, dass die Isolierungsfolie des Daches marode war. „Das war natürlich nicht ungewöhnlich nach der 30-jährigen Wohndauer“ so der Hausherr.
Die Sanierungskosten betrugen ca. 120.000 €, zuzüglich weiterer Materialkosten für die erbrachte Eigenleistung. Von der KfW erhielt Herr Stephan eine Förderung in Höhe von 5000€. „Der Energieverbrauch konnte um ca. ein Viertel im Vergleich zu früher gesenkt werden. Das stelle ich jedes Jahr aufs Neue fest.“ erklärt Herr Stephan uns auf Nachfrage nicht ohne Stolz. Das freut nicht nur seinen Geldbeutel, sondern auch das Klima.
Dies wurde auch von uns, der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, und dem Landkreis Lüneburg gewürdigt: 2016 wurde Manfred Stephan für seine umfassenden Sanierungsarbeiten die Grüne Hausnummer verliehen. „Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut. Die Hausnummer symbolisiert für uns auch die Anerkennung der Arbeit, die wir ins Haus gesteckt haben.“ erklärt der Hausbesitzer.
Auf die Frage, ob Herr Stephan alles noch einmal so machen würde, antwortet er mit einem klaren Ja, auch wenn er heute eine andere Heizanlage auswählen würde. „Wir haben natürlich investiert, aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich die energetische Sanierung gelohnt hat. Ich würde gerne noch mehr in die regenerativen Energien investieren.“, sagt der Hausherr.“
Aktuell steht Herr Stephan daher mit einem Handwerksbetrieb in Kontakt, um zu prüfen, ob die Installation von Solarthermie auf den Dächern der West und Ost-Seite des Hauses sinnvoll ist.
Mit Sicherheit würde man heute die einzelnen Maßnahmen, dem Stand von Wissenschaft und Technik sowie den politischen Rahmenbedingungen anpassen. Dennoch: Die einzelnen Sanierungsmaßnahmen, die in den Jahren 2009 bis 2015 vorgenommen wurden, machen in diesem Fertighaus auch heute noch ganz besonders deutlich, dass schrittweises Sanieren eine große Wirkung erzielen kann.
Dies hat Vorbildcharakter, denn Fakt ist: In Deutschland gibt es viele (Fertig-)Häuser aus den 1970er Jahren, die einer Sanierung bedürfen. Die Eheleute Stephan haben gezeigt, wie Fertighäuser von Schäden befreit und mit effizienten Einzelmaßnahmen energetisch fit für die Zukunft gemacht werden können.
© Fotos: Manfred Stephan
Stand: März 2023