Claudia Eßlinger und Ralf Habrik aus Nordleda

Landespreis Grüne Hausnummer 2024/2025: Sanierung eines Bauernhauses von 1909

Sieben Projekte wurden mit dem "Landespreis Grüne Hausnummer 2024/25 ausgezeichnet. Der Preis würdigt besonders herausragende Träger der „Grünen Hausnummer" für energieeffizientes Sanieren und Bauen. Den dritten Preis Sanierung erhielten Claudia Eßlinger und Ralf Habrik für die Sanierung ihres alten Bauernhauses.

Mit viel Liebe zum Detail und teilweise in Eigenleistung haben Claudia Eßlinger und Ralf Habrik ein altes Bauernhaus von 1909 saniert und mit moderner Technik ausgestattet. Dabei wurde versucht, die Fassade möglichst in ihrer ursprünglichen Form wiederherzustellen. Einst zugemauerte Fensteröffnungen an der Giebelseite wurden geöffnet, um das "Gesicht" des Hauses so wieder herzustellen. Daher wurden auch die Außenwände mit einer Kombination von Einblas- und Innendämmstoffen versehen. Das eternithaltige Dach des Bestandsgebäudes wurde durch ein Ziegeldach ersetzt, auf modernsten Standard gedämmt und mit einer PV-Anlage ausgestattet.

Da das baufällige Dach der anliegenden Scheune entfernt werden musste und der große Dachraum für die zukünftige Nutzung als Werkstatt nicht erforderlich war, wurde dieser Teil mit einem Flach- bzw. Pultdach versehen. Das ebenfalls nicht zu sanierende Mauerwerk wurde mit Paneelen verkleidet. Dieser Teil wirkt nun wie ein schlichter, moderner Anbau, der das modernisierte Haupthaus in seiner Wirkung noch hervorhebt.

Das Gebäude wird nun mittels Luft-Luft-Wärmepumpen beheizt (2 Außengeräte und 5 Innengeräte). Diese stellen eine einfache und flexible Möglichkeit dar, auf eine energieeffiziente Heizung umzustellen. Und in Zeiten von Temperaturextremen bieten sie mit ihrer Kühlfunktion einen zusätzlichen Nutzen.

Flexible Technik zum Heizen und Kühlen

Einsatz von Klimasplit Luft-Luft-Wärmepumpen

Claudia Eßlinger und Ralf Habrik haben sich entschieden, für das Heizen und Kühlen ihres Gebäudes Klimasplit Luft-Luft-Wärmepumpen einzusetzen.

Klimasplit Luft-Luft-Wärmepumpen sind im Grunde Klimaanlagen. Sie kühlen im Sommer und können im Winter heizen. Der Unterschied zu herkömmlichen Heizsystemen besteht darin, dass sie über die Raumluft arbeiten, anstatt ein wassergeführtes System mit Heizkörpern und Rohren zu nutzen. Besonders in Fällen, in denen entweder kein zentrales Heizsystem vorhanden ist oder das bestehende System dringend erneuert werden müsste, bieten Luft-Luft-Wärmepumpen eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen, wassergeführten Wärmepumpen: Der bauliche Aufwand wird reduziert, wodurch auch die Investitionskosten geringer ausfallen. In den letzten Jahren haben sich diese Geräte daher als relativ kostengünstige Lösung für diese Fälle etabliert. Sie erfüllen die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für erneuerbare Energien und sind zudem über die Bundesförderung für effiziente Gebäude förderfähig.

Die Bezeichnung „Splitgerät“ bedeutet, dass die Funktionen der Anlage aufgeteilt sind: Es gibt eine Außeneinheit und eine Inneneinheit. In der Außeneinheit befinden sich der Ventilator zum Ansaugen der Außenluft, ein Wärmeübertrager sowie der Kompressor, der den Wärmeträger verdichtet. Die Inneneinheit bringt die erwärmte oder gekühlte Luft ins Gebäude.

Wenn Klimasplitgeräte auch zum Heizen genutzt werden, ist es wichtig, auf die richtige Position der Inneneinheit zu achten. Truhengeräte werden bodennah, ähnlich wie Heizkörper, an der Wand montiert und bieten mehr Komfort als Wandgeräte, die in der Nähe der Decke installiert werden. Truhengeräte sind besonders leise und der Luftstrom ist angenehm. Diese Geräte eignen sich besonders für gut isolierte, luftdichte Gebäude mit niedrigem Wärmebedarf. Grundsätzlich sollten bei der Planung Fachbetriebe zu Rate gezogen werden und in jedem Fall die Montage und Wartung übernehmen.

Für das Projekt von Claudia Eßlinger und Ralf Habrik war diese Technik ideal, da die alten Verteilleitungen im Gebäude stark sanierungsbedürftig waren. Eine klassische Heizungsanlage hätte die Erneuerung sämtlicher Leitungen erfordert, was mit hohen Kosten verbunden gewesen wäre. So entschieden sie sich  aus Kostengründen, aber auch aus Interesse, diese Technik nach gründlicher Recherche in der Praxis zu testen. Zum Einsatz kamen zwei Außeneinheiten sowie als Inneneinheiten vier Truhengeräte und, wo es der Platz nicht anders zuließ,  ein Wandgerät.

In der Rückschau können sie diese Lösung empfehlen:

  • Die Truhengeräte sind „flüsterleise“ – ein Kühlschrank ist lauter.
  • Das Raumgefühl ist angenehm, es entsteht kein unangenehmes "Durchzugsgefühl".
  • Das Wandgerät ist etwas lauter und die Luftströmung spürbarer.
  • Die Filter der Inneneinheiten lassen sich problemlos selbst reinigen.

Neues Dach mit PV-Anlage

Blick ins Wohnzimmer

Inneneinheit der Luft-Luft-Wärmepumpe

Die Fakten

  • Einfamilienhaus
  • Baujahr 1909, Sanierung 2023-2024
  • Maßnahmen "Fenster", "Dach" und "Fassade" nach individuellem Sanierungsfahrplan umgesetzt
  • Multisplit Luft-Luft Wärmepumpen eingebaut (2 Außengeräte / 5 Innengeräte)
  • Warmwasser wird dezentral elektrisch erzeugt
  • 10 kWp PV-Anlage mit 10 kWh Speicher und Ladestation für Elektroautos
  • Erhalt und Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes

Aus der Begründung der Jury

„Bei diesem Einfamilienhaus handelt es sich um ein sensibel saniertes Liebhaberstück, bei dem man an jedem Detail erkennen kann, dass hier mit ganz viel Herzblut gebaut und das alte Gebäude sehr wertgeschätzt wurde. Der Einsatz pragmatischer Lösungen, um die Schwächen des Bestandes zu minimieren und gleichzeitig seine Potenziale zu heben, ist besonders hervorzuheben. Eine weitere Besonderheit stellt die Beheizung mit Luft-Luft-Wärmepumpen dar und ist, gemessen am gegenwärtigen Preisniveau üblicher Luft-Wasser-Wärmepumpen, ein echter Pluspunkt in der Bewertungskategorie „Innovation“ und auch hier durchaus nachahmenswert.

Die Jury würdigt das Engagement und den Innovationswillen der Eheleute Eßlinger und Habrik mit dem dritten Preis.“

Impressionen Preisverleihung

Kontakt

Carmen Dittmer

0151 526 324 76
carmen.dittmer [at] klimaschutz-niedersachsen.de

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