Kom.EMS - Aus der Praxis

Landkreis Northeim erreicht Kom.EMS – Zertifizierung Stufe „Basis“

Der Landkreis Northeim hat schon seit geraumer Zeit die Energieverbräuche seiner Liegenschaften genau im Blick. Durch gezielte Sanierungsmaßnahmen konnte der Wärmeenergieverbrauch deutlich reduziert werden. Das Energiemanagement spielt eine wichtige Rolle bei dieser Entwicklung. Mit der Erlangung der „Kom.EMS-Zertifizierung Stufe Basis“ hat der Landkreis 2025 die Qualität seines Energiemanagements erfolgreich nachgewiesen.

Auf einen Blick

  • Einwohnerzahl: ca. 126.000
  • Erreichte Zertifizierung: Stufe „Basis“ im April 2025
  • Anzahl Liegenschaften: 34
  • Davon energierelevant: 34
  • Davon in Kom.EMS detailliert betrachtet: 5
  • Einsparungen:
    Laut Energiebericht 2023 (im Vgl. zum Vorjahr): Endenergie Wärme (witterungsbereinigt) - 3,1 %
    Laut Energiebericht 2023 (im Vgl. zum Basisjahr 2019): Endenergie Wärme (witterungsbereinigt) – 6 %
  • Personaleinsatz: eine Vollzeitstelle „Energiemanager:in“
  • Kosten: für Personal, Software, Messtechnik
  • Eingesetzte Software: „EKOMM“ (Firma AGES, Gesellschaft für Energieplanung und Systemanalyse m.b.H.)

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Die Maßnahmen

Maßnahmen im Einzelnen nicht-/geringinvestiv

  • Monatliche Erfassung, Überwachung und Auswertung des Energie- und Wasserverbrauchs (Energie-Controlling)
  • Durchführung hydraulischer Abgleich
  • Optimierung der Einstellungen der technischen Anlagen in Abhängigkeit von
    - Witterungsverhältnissen
    - Art der Gebäudenutzung
    - Nutzungszeiten
    - Gebäudespezifika (z.B. Bauweise, Wärmedämmung)
  • Schulung der Objekt-/Gebäudeverantwortlichen (Hausmeister:innen, Facility-Management) zum energieeffizienten Betrieb
  • Einführung einer Dienstanweisung Energie mit Zuständigkeitsregeln, Betriebsanleitungen und Verhaltensregeln

Maßnahmen im Einzelnen investiv

Optimierung der Gebäudehüllen so weit möglich:

  • Fenstersanierung / Sonnenschutz
  • Fassadensanierung mit Wärmedämmverbundsystem
  • Dachbodendämmung bei bestehenden Steildächern

Sanierung der technischen Anlagen:

  • Sanierung von 95 % aller Heizungsanlagen seit 2003 (z.B. Gasbrennwerttechnik, Holzhackschnitzelanlage, z.T. im Contracting)
  • Errichtung von Photovoltaikanlagen an dafür geeigneten Schul- und Verwaltungsstandorten
  • Umstellung auf LED-Beleuchtung in Schulgebäuden

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Personal / Kosten

Es ist eine dauerhafte 100 Prozent-Stelle für das Energiemanagement eingerichtet worden und bildet zusammen mit der Leitung des Facility-Managements das Energieteam. Dem Energiemanagement obliegt u.a. das Augenmerk auf Einhaltung der Dienstanweisung Energie. Das Energieteam ist zentrale Ansprechstelle in allen Belangen des kommunalen Energiemanagements. Zudem ist es weisungsbefugt gegenüber den Objektverantwortlichen der technischen Anlagen und der Gebäude.

Zwischen Energieteam und Liegenschaftsbetrieb bzw. Einrichtungsleitungen findet ein gegenseitiger Informationsfluss statt, beispielsweise über geplante Sanierungen oder Optimierungsmaßnahmen, Änderung von Raumbelegungen, Nutzungsänderungen und vieles mehr.

Im Falle von energierelevanten Sanierungen und Umbauten sowie Neubauprojekten wird das Energieteam bereits bei der Bedarfsermittlung und der Aufgabenstellung für die Planung (z.B. Auslegung Heiz- und Raumlufttechnik und die Ausstattung mit Mess- Steuer- und Regelungstechnik) eingebunden. Darüber hinaus erstellt das Team jährlich eine Projektbilanz mit Jahresenergiebericht inkl. Verbrauchs- und Kostenentwicklung für alle verbrauchsrelevanten Liegenschaften als Arbeitsgrundlage für Effizienzmaßnahmen.

Herausforderungen

Die Datenerfassung zu Beginn der Einrichtung des Energiemanagementsystems und die Einrichtung einer monatlichen Verbrauchserfassung durch die Objektverantwortlichen ist zunächst aufwendig und zeitintensiv.

Vor allem da die Implementierung der Vollzeitstelle eines Energiemanagers erst nach über 20 Jahren erfolgreichen Energiemanagements gelang. Zuvor wurde die Aufgabe vom Haustechnikingenieur des Landkreises „nebenher“ erledigt. Zudem behindert die mangelhafte finanzielle Ausstattung des Landkreises die Umsetzungen von energiesparenden Maßnahmen und von Sanierungsvorschlägen des Energiemanagers erheblich.

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Ergebnisse

Der Wärmeenergieverbrauch für die im Rahmen des Kom.EMS-Prozesses detailliert betrachteten fünf Gebäude konnte 2023 im Vergleich zum Basisjahr 2019 um rund acht Prozent gesenkt werden. Die Vorgabe zur Zertifizierung von mindestens fünf Prozent Einsparung wurde damit übertroffen.

Der Landkreis Northeim dokumentiert bereits seit 1993 die Energieverbräuche seiner eigenbewirtschafteten Immobilien und seit 1998 werden jährliche Energieberichte erstellt, die durchgeführte und geplante Energieeffizienz-Maßnahmen enthalten.

Durch gezielte Heizungssanierungen, Gebäudedämmung, Verbesserung des Nutzerverhaltens etc. konnte der spezifische, witterungsbereinigte Gesamt-Wärmeenergieverbrauch für alle Landkreis-Liegenschaften 2023 gegenüber 1993 um über 50 Prozent reduziert werden. Durch Energieträgerwechsel von Öl auf Gas oder Erneuerbare Energien wurde der CO2-Ausstoß im selben Zeitraum sogar um über 65 Prozent abgesenkt - ein großer Beitrag zum Klimaschutz!

Möglich war dies durch konsequente und grundlegende Optimierung und Modernisierung der Heizungsanlagen sowie darauf abgestimmte energetische Sanierungen der Gebäudeaußenhüllen. Mit der Sammlung, Auswertung und Kommunikation von Verbrauchsdaten lieferte das Energiemanagement wichtige Planungsgrundlagen für diese Maßnahmen.

Fazit

„Es sind enorme Einsparpotenziale vorhanden und diese sind in der Zusammenarbeit von Energieteam, Objektverantwortlichen und Nutzenden gut zu erschließen. Der Kom.EMS-Zertifizierungsprozess hat uns sehr geholfen, bei dieser Teamarbeit noch besser zu werden!“ freut sich Manfred Jeschke, Energiemanager des Landkreises Northeim.

Kontakt Northeim

Herr Manfred Jeschke
mjeschke@landkreis-northeim.de
05551 708-340

Alle Fotos: ©Landkreis Northeim

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