Langfristige Transformationsplanung bei der JÄGER Group

Die JÄGER Group ist ein weltweit führender Anbieter von Gummi- und Kunststoffprodukten. Um den Weg zur Treibhausgasneutralität strategisch zu planen, hat das Unternehmen einen sogenannten Transformationsplan erstellt. Das betriebliches Energiemanagement sieht das Unternehmen dabei als Gemeinschaftsaufgabe.

Die JÄGER Group mit Hauptsitz in Hannover ist ein weltweit führender Anbieter von Gummi- und Kunststoffprodukten. Bereits seit mehreren Jahren verfolgt das Unternehmen ambitionierte Ziele in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz, um seinen ökologischen Impact zu reduzieren. Um den Weg zur Treibhausgasneutralität strategisch zu planen, hat das Unternehmen einen sogenannten Transformationsplan erstellt.

Mit einem Transformationsplan zur Treibhausgasneutralität

Im Rahmen des vom BMWK geförderten Transformationsplans erarbeitete das Unternehmen einen Maßnahmenplan, mit dem das Klimaschutzziel der Jäger Group – Klimaneutralität bis 2045 – erreicht werden kann.

Der Transformationsplan begann mit einer genauen Analyse: Nachhaltigkeitsmanager Dr. Maximilian Zarte und Experten des BFE Institut für Energie und Umwelt GmbH haben alle deutschen Standorte des Unternehmens besucht und genau analysiert, wo und wie Treibhausgasemissionen entstehen. Besonders der größte Produktionsstandort der Unternehmensgruppe mit Sitz in Hannover, die Niederlassung der ARTEMIS Kautschuk- und Kunststoff-Technik, wurde intensiv analysiert. Hier entstehen fast 75 % der Treibhausgasemissionen des Unternehmens in Deutschland.

Neben einer CO₂-Bilanz beinhaltet der Transformationsplan auch konkrete Maßnahmen. Dazu zählen beispielsweise die Elektrifizierung der Produktion und die Umstellung auf erneuerbare Energien (PV und Windkraft mittels PPA) sowie die Nutzung von Abwärme zur Gebäude- und Produktionswärmeversorgung, um den Verbrauch von Erdgas zu senken oder ganz zu vermeiden. Im ersten Schritt zur Elektrifizierung wird die Gebäudestruktur modernisiert, u.a. durch eine Dachsanierung. Diese Maßnahme ist voraussichtlich Ende 2025 abgeschlossen. Anschließend soll die bestehenden PV-Anlage erweitert und die Gebäudeheizung am Standort Hannover elektrifiziert werden.  

Die größte Herausforderung in diesem Kontext ist der Vulkanisationsprozess von Gummi, der derzeit durch Dampf aus fossilem Gas erfolgt. Nun wird bei jeder Neuanschaffung geprüft, wie der Prozess im Optimalfall vollständig elektrifiziert werden kann. So wird mittelfristig der Gasverbrauch sinken und sogenannte Lock-in-Effekte vermieden.

Die Solaranlage am Headquarter Lohweg

Die Fakten für den Standort Hannover

  • PV-Anlage:
    • Inbetriebnahme 2024
    • aktuell 240 kWp (Erweiterung ist geplant)
    • Im April 2025 konnten rund 31,5 % des Gesamtstrombedarfs durch PV-Strom gedeckt werden
  • Windkraft mittels PPA:
    • Einkauf über Lieferband
    • 40 % des Gesamtstrombedarfs kann gedeckt werden
    • Die Anlage steht in der Region Hannover, nicht in unmittelbarer räumlicher Nähe

Betriebliches Energiemanagement als Gemeinschaftsaufgabe

Bereits seit 2012 ist am Standort Hannover ein nach ISO 50001 zertifiziertes Energiemanagementsystem im Einsatz. 2024 wurde dieses System auf alle Produktionsstandorte weltweit ausgeweitet.

Sebastian Jäger, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe, sagt:

  Als ‚Energie-Freak‘ habe ich ständig Ausschau danach gehalten, wo in unserem Betrieb Energie verschwendet wird und wie man das verhindern kann. Aus meiner Sicht ist die ständige Suche nach Energieeinsparpotenzialen für jeden Geschäftsführer ein absolutes Muss!

Im Rahmen des Energiemanagements wurde beispielsweise eine Ampelsteuerung in der Produktionshalle von Artemis Kautschuk- und Kunststoff-Technik eingeführt. Statt zwei Kesseln mit je 2,5 MW parallel zu betreiben, wird nun koordiniert nur ein Kessel effizient genutzt. Solche „low hanging fruits“ sind einfach zu realisieren, helfen Kosten zu sparen. Außerdem hat das Unternehmen in eine Energiemanagementsoftware investiert. Diese unterstützt etwa die Analyse und Steuerung von Lastspitzen in der Produktion, und ermöglichte es dem Gummihersteller den Leitungspreis mit geringem Aufwand signifikant zu reduzieren, so Nachhaltigkeitsmanager Dr. Zarte. Die gleichmäßigere Abnahme unterstützt zudem die Netzstabilität.

Sebastian Jäger und ein Mitarbeiter bei der Preisverleihung Energiewettbewerb Artemis

Mitarbeitende als Schlüssel zum Erfolg

Ein gelungenes Energiemanagement lebt von der Einbindung der Mitarbeitenden. Denn sie sind „dicht dran an den Maschinen und Prozessen und können schneller erkennen, wie und wo im Arbeitsalltag Energie verschwendet, wird“, sagte Nachhaltigkeitsmanager Dr. Zarte. Das gilt sowohl für einfache Maßnahmen – wie das Ausschalten von Lichtern oder die Meldung von Druckluftleckagen – als auch bei umfassenderen Prozessveränderungen. Um das Engagement weiter zu fördern, wurde im Jahr 2023 ein Energiewettbewerb ins Leben gerufen, bei dem kreative Energiesparideen mit Preisen belohnt wurden.

Kontakt

Neele Birnbaum

0511 89 70 39-19
neele.birnbaum [at] klimaschutz-niedersachsen.de

Newsletter
abonnieren